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Kletterer finden keine Geldquelle

Über den Sommer gibt es draußen Training für den Alpenverein-Nachwuchs in Görlitz. Für den Winter sind die Aussichten schlecht.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Görlitz. Teilerfolg beim Deutschen Alpenverein (DAV): Seit dieser Woche bietet die Görlitzer Ortsgruppe ein regelmäßiges Klettertraining für Kinder an. „Wir fahren mit den Acht- bis Zwölfjährigen dienstags raus in die Königshainer Berge“, sagt Sara Grünert von der Görlitzer DAV-Ortsgruppe, die zur Sektion Zittau gehört. Abhängig vom Wetter muss das Training aber im Herbst oder Winter eingestellt werden. Nur in Zittau sind dann Angebote möglich.

Die Görlitzer dagegen stehen vor einem Dilemma. Zwar haben sie mit dem städtischen Großvermieter Kommwohnen einen 15-Jahres-Mietvertrag für das alte Gebäude Hilgerstraße 14/15 abgeschlossen, wo unter dem Namen „Kommklettern“ eine ganzjährige Trainingsmöglichkeit für Erwachsene und auch Kinder entstehen soll. Kommwohnen-Chef Arne Myckert ist den Kletterern sehr entgegengekommen: Sie zahlen keine Kaltmiete, sondern nur die Nebenkosten wie Hausmeister, Grundsteuer und Versicherungen – auch jetzt schon. „Den Mietvertrag brauchen wir, um Fördermittel beantragen zu können“, sagt Enno Deege, der zusammen mit Sara Grünert die Doppelspitze der Görlitzer Ortsgruppe bildet. Zudem nutzen die Kletterer das Gebäude schon als Lager.

Trotzdem gibt es ein Problem: „Es gestaltet sich für uns extrem schwer, eine investive Förderung zu bekommen“, sagt Enno Deege. Insgesamt 300000 Euro sind nötig – über die Hälfte davon für die Kletterwand und deren Einbau, den Rest, um das Gebäude instandzusetzen. Hauptsächlich soll es eine 21 Meter lange, zweistöckige Boulderhalle werden. Bouldern bedeutet Klettern auf Absprunghöhe. Um an die erhofften europäischen Interreg-Fördermittel zu kommen, ist ein gleichwertiges Projekt in Polen nötig, das einen direkten Bezug zum Görlitzer Projekt hat. Das war früher mit den alten Förderrichtlinien anders: Als vor Jahren der Kletterturm in Zgorzelec gebaut wurde, musste die deutsche Seite nur als sogenannter Lead-Partner auftreten. Ein tatsächlich gleichwertiges Projekt in Polen finden die Kletterer aber momentan nicht, sodass die Interreg-Förderung eigentlich nicht mehr infrage kommt. „Aber ein anderes Förderprogramm haben wir bisher auch nicht entdeckt“, sagt Deege.

So mache sich bei den – ehrenamtlich tätigen – Kletterern derzeit eine Art Sinnkrise breit – zumal voriges Jahr auch schon die Idee, übergangsweise die Turnhalle der Waldorfschule an der Konsulstraße zu beziehen, gescheitert war. „Das Thema Übergangslösung verfolgen wir nicht weiter“, sagt Enno Deege. Das koste zu viel Kraft. Für die Hilgerstraße habe jemand einen zinslosen Kredit angeboten. „Das hilft uns aber nicht, denn unser Projekt ist ja nicht kommerziell ausgelegt, wir können das Geld also nicht später einspielen“, sagt er.

So bleibt derzeit erst einmal nur das Kinderklettern. Treff ist unabhängig vom Wetter jeden Dienstag, 16 Uhr, an der Ca-Tee-Drale, Christoph-Lüders-Straße 47. Von da fahren die DAV-Leute mit den Kindern für zwei Stunden nach Königshain. Eltern können mitkommen, wenn sie wollen. Eine Voraussetzung aber ist aus versicherungsrechtlichen Gründen nötig: Eine Einzelmitgliedschaft der Kinder oder eine Familienmitgliedschaft beim DAV. „Blanko-Mitgliedsformulare haben wir vor Ort in der Ca-Tee-Drale“, sagt Enno Deege.

Anmeldung: [email protected]