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Klappstuhl-Aktion zieht Kreise

Noch immer stehen keine Sitzbänke im Neißetal. Eine schnelle Einigung zwischen dem Waldeigentümer und der Stadt Ostritz ist nicht in Sicht.

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© Matthias Weber

Von Jan Lange

Die Klappstuhl-Aktion von Angela Ebermann und ihren Sportfrauen hat ihre Wirkung erzielt. Selbst in der kleinen oberfränkischen Gemeinde Issigau, wo die jetzigen Eigentümer des früheren Marienthaler Klosterwaldes zu Hause sind, ist der Protest nicht unbemerkt geblieben. „Ich habe davon Kenntnis erlangt“, sagt Maximilian Freiherr von Rotenhan. Der 35-jährige studierte Betriebswirt hat Anfang Juli die Leitung des elterlichen Forstbetriebes in Sachsen von seinem Bruder Franz Freiherr von Rotenhan übernommen. „Die betroffenen Bürger haben mein Empfinden bezüglich der unbefriedigenden Situation“, teilt er auf SZ-Nachfrage mit.

Die Ostritzer, darunter auch Angela Ebermann und ihre Sportfrauen, sind zunehmend verärgert, dass es über ein Jahr nach dem Abbau der Bänke im Neißetal immer noch keine neuen Sitzmöglichkeiten gibt. Sie befürchten, dass diesen Sommer keine Bänke mehr aufgestellt werden. Und da die Sitze im Herbst sowieso abgebaut und eingelagert würden, vermutet Angela Ebermann, dass auch im Rest des Jahres nichts mehr passiert. Um ein bisschen „Druck zu machen“, ist die Idee entstanden, Klappstühle mit ins Neißetal zu nehmen und sich damit demonstrativ an den Rad- und Wanderweg zu setzen,

Auch wenn der Waldbesitzer nach außen Verständnis für den Protest zeigt, so scheint man hinter den Kulissen nicht erfreut über die Aktion zu sein. Es wird vermutet, dass die Stadt Ostritz das Ganze angezettelt habe, um ihre Position in Sachen Neißetal-Bänke durchzusetzen. Das sei nicht der Fall, meint Bürgermeisterin Marion Prange (parteilos). Zwar habe es mal die Idee gegeben, einen Klappstuhl-Verleih im Kloster zu eröffnen. Diese Überlegung sei aber nicht ernst gemeint gewesen.

Ein Spaß ist die Diskussion, ob die Sitzbänke im Neißetal wieder aufgestellt werden oder nicht, aber längst nicht mehr. Denn es geht dabei um richtig viel Geld und die Frage, wer die Kosten übernimmt, wenn ein Radfahrer oder Wanderer durch einen herabstürzenden Ast oder umfallenden Baum verletzt wird. Zu eben dieser sogenannten Verkehrssicherung haben die Salm Boscor GmbH als Waldeigentümer und die Stadt Ostritz unterschiedliche Auffassungen. Dabei geht es zum einen um die Sicherheit rund um die Sitzbänke und die entlang des Radweges. Während die Stadt beides gern trennen möchte, ist der Waldeigentümer eher an einer Gesamtlösung interessiert. Wenn es keine Einigung über den Radweg gibt, werden auch die Sitzbänke nicht aufgestellt.

Zur normalen Verkehrssicherung im Wald gebe es einschlägige Regelungen, meint von Rotenhan. Wir kommen denen auch entlang der entsprechenden Straßen nach, betont Rotenhan. Für den Neißeradweg müssten aus seiner Sicht aber andere Regelungen wahrgenommen werden. Denn der Weg werde seitens der Öffentlichkeit stark beworben, und damit steige auch die Nutzung. „Aus unserer Sicht ist es aber nicht in Ordnung, dass ein Weg touristisch intensiv beworben und genutzt wird und ein privater Anlieger die Kosten der Verkehrssicherung trägt“, erklärt Maximilian Freiherr von Rotenhan die Sichtweise der Waldeigentümer.

Mit der Stadt Ostritz konnte sich die Salm Boscor GmbH bisher noch auf keine gemeinsame Regelung verständigen. Vonseiten der Neißestadt gab es zuletzt das Angebot, die Verkehrssicherungspflicht für die Sitzbänke, was auch deren Pflege einschließt, zu übernehmen. Dem Vorschlag der Waldbesitzer, sich die Kosten der Verkehrssicherung für den Radweg zu teilen, ist der Ostritzer Stadtrat nicht gefolgt. Das Kostenrisiko 50:50 sei nach Meinung der Räte nicht abschätzbar.

Durch diese Ablehnung ist nun auch der Kompromiss über die Sitzbänke infrage gestellt. Die Stadt werde sich nun erst mal mit ihrem Anwalt beraten, wie man weiter reagieren wolle, teilt die Ostritzer Verwaltungsleiterin Manuela Golde auf SZ-Anfrage mit. Der Stadtrat werde sich erst wieder mit dem Thema beschäftigen, wenn eine Lösung gefunden sei, sagt Frau Golde. Die ungeregelte Handhabe sei für Salm Boscor nicht zufriedenstellend, sagt der junge Geschäftsführer. Die Waldbesitzer wollen aber, so versichert von Rotenhan, mit der Stadt Ostritz weiterhin im Gespräch bleiben und nach einer Lösung suchen. Die endgültige Klärung, wer für die Verkehrssicherung und für welchen Bereich zuständig ist, könnte notfalls auch gerichtlich erfolgen. Die Stadt schließt das nicht aus.