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Kirchenbauer treffen sich wieder

Vor mehr als 60 Jahren haben sie zusammen Ziegel geklopft. Jetzt wird bei Trommelklang ein Wiedersehen gefeiert.

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© Dietmar Thomas

Von Marcus Möller

Leisnig. Dienstagfrüh Hartha, Samstagabend Leisnig, Sonntagvormittags Waldheim und Colditz. Vier Gottesdienste pro Woche, das Programm vom katholischen Gemeindepfarrer Andreas Leuschner aus Leisnig ist noch immer umfangreich. Dabei ist die Zahl der Gemeindemitglieder in der Vergangenheit stetig gesunken. 1952 zählte Leisnig noch gut 1600 Katholiken, heute sind es knapp 200.

Der Zusammenhalt aber stimmt: Zum 60-jährigen Jubiläum der Kirchweihe 1957 kamen weit über 100 Leute. Viele von ihnen halfen eigenhändig beim Bau des Kirchenbaus mit, der 1953 begann.

Zum Beispiel Ferdinand Jantke. Als einer der wenigen heutigen Gäste lebt er noch immer in Leisnig und ist seit 1950 in der Gemeinde. Er gehörte mit sieben Jahren zu den Kindern und Jugendlichen, die beim Kirchen- und Pfarrhausbau zwischen 1953 und 1957 mit anpackten. „Wir haben Handlangerarbeiten gemacht, etwa Mörtel anmischen oder die alten Ziegel abputzen.

Das Kirchengelände war früher von Gärten besiedelt, vor dem Neubau befand sich das Pfarrhaus noch in der Kirchstraße, Ecke Badergasse. Die katholische Kirche hatte es zu DDR-Zeiten nicht leicht: „Es gab hier nichts, jeden Sack Zement mussten wir uns irgendwie unter der Hand organisieren.“, sagt Ferdinand Jantke. Das Kirchengebäude wurde größtenteils aus Eigeninitiative finanziert – hier spielten vor allem die „Bettelpredigten“ des damaligen Pfarrers Alfons Schwarzer eine wichtige Rolle.

Kampf um jeden Sack Zement

Für die heutigen Jubiläumsgäste bedeutet diese Zeit vor allem prägende Erinnerungen und Gemeinschaftsgefühl. Da sie damals Jugendliche unterschiedlichen Alters waren, kennen sie sich zum Teil nur entfernt – zumal viele von ihnen seit Jahren nicht mehr in Leisnig waren. Deshalb gibt es nach dem Gottesdienst mit Pfarrer Andreas Leuschner auch eine kleine Kennenlernrunde bei Kaffee und Kuchen. Das Erscheinen von Schwester Engeltrud, einem weiteren katholischen Urgestein Leisnigs, sorgt für große Freude. „Das hier bedeutet für uns Heimat, sowohl das Haus selber, als auch die Gemeinde.“, sagt Ferdinand Jantke.

Andreas Leuschner freut sich über die große Gästezahl: „Ich hätte das gar nicht erwartet, das ist natürlich schön.“ Und trotz des Schwelgens in der Vergangenheit weiß der Pfarrer auch schon von Zukünftigem zu berichten: Ab September werde wieder ein Alphakurs gemeinsam mit den evangelischen Christen angeboten. „Das ist ein Angebot an Glaubensinteressierte.“ Zudem steht im April 2018 eine Gemeindeausfahrt nach Polen an, bei der Breslau, Krakau, Schweidnitz und das Konzentrationslager Auschwitz besichtigt werden.

Zum Abschluss des Kirchweihejubiläums haben sich die Gemeindemitglieder den afrikanischen Künstler Damenza Nvioki mit seiner Trommel-, Gesangs- und Tanzband Ndungu Kina ins Gotteshaus geladen. Im Kofferaum des aus Leipzig Angereisten befinden sich Hunderte Trommelinstrumente, mit denen auch das Publikum eingebunden werden soll. Damenza Nvioki ist gespannt, man habe ihn spontan angesprochen: „Das wird eine schöne Sache, ich freue mich drauf.“