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Kindershowgruppe ohne eigene Bleibe

Koordination, Motorik, Teamgeist – das lernen Kinder bei Tom Gräbel-Ritter. Doch es fehlt ein geeigneter Raum.

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© Norbert Millauer

Von Uta Büttner

Coswig. Dieser Verein ist ein Segen für Lara. Sie ist 13 Jahre alt – und geistig behindert. Doch bei der Kinder- und Jugendshowgruppe Tomira interessiert das niemanden. Dort ist sie ein Mädchen wie jedes andere. Mutter Juliane sagt überglücklich: „Hier geht sie auf, wird integriert und lacht. Und es gibt kein Mobbing. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.“ Tom hat es geschafft, dass Lara sich das zugetraut hat, erzählt sie.

Tom, das ist Tom Gräbel-Ritter. Er hat die Tanz- und Akrobatikgruppe ins Leben gerufen. Selbst seit dem 14. Lebensjahr nebenberuflich in der Akrobatikbranche unterwegs, kann er sich ein Leben ohne diesen Sport nicht vorstellen. Bis 2015 noch in einem Verein mit seiner Mutter organisiert, wollte er etwas Eigenes aufbauen. Mit zwei Kindern gestartet, wurden es schnell mehr – bis in diesem Jahr eine Vereinsgründung anstand. Inzwischen trainiert der auch als Clown Tomello bekannte Hobbyakrobat 15 Kinder ab drei Jahren. „Ab Mai kommen weitere vier Vereinsmitglieder hinzu“, erzählt der 23-jährige Coswiger. „Der Verein, die Kinder, das ist mein zweites Leben“, schwärmt der Sozialassistent. In seinem ersten arbeitet er als Betreuer in einer Dresdner Integrations-Kita. Er liebt den Umgang mit behinderten Kindern, möchte ihnen Mut und Selbstvertrauen geben. „Auch diese Kinder dürfen auf die Bühne gehen.“

In seinem Verein lernen Kinder und Jugendliche, dass alle gleichbehandelt werden und mitbestimmen dürfen. Und sie sollen Spaß haben. Egal, ob geistig behindert. Egal, ob aus einer sozial schlechter gestellten Familie. Egal aus welchem Land. So ist die elfjährige Hala aus Syrien seit einem Jahr dabei. „Hier habe ich viele Freunde“, sagt sie freudestrahlend und „es ist nicht so anstrengend.“ Nicht anstrengend? Erstaunlich, wenn man sieht, was die kleinen Akrobaten für Übungen machen. Mit gestreckten Beinen die Fußspitzen über den Kopf auf den Fußboden ablegen, dann wieder zurück – aber die gestreckten Beine zehn Zentimeter über dem Boden halten. Und das mehrfach. Oder auf dem Bauch liegen, Arme und Beine gestreckt vom Boden abheben und halten. Liegestütze. Dehnübungen. Handstand oder Bogengang – aus dem Handstand über das Hohlkreuz in die Brücke gehen. Eine Freude, dies zu sehen, gerade in Zeiten der vielen Bewegungsmuffel und Grobmotoriker, die kaum noch eine Rolle vorwärts, geschweige denn rückwärts hinbekommen. Und Ärzte deshalb schon Alarm schlagen.

Aber die Lust auf Bewegung ist nicht das Einzige, was der Verein bietet. „Soziale Bindungen der Kinder sollen gefördert werden, egal welcher Herkunft sie sind. Sie sollen eine schöne Freizeitbeschäftigung haben, ohne Stress, und selbstbewusster werden. Und es soll keine lange Weile aufkommen.“ Dabei geht es nicht nur um Sport, sondern auch um Teambildung und das Erlernen von Kommunikations- und Kritikfähigkeit, sagt Tom Gräbel-Ritter.

Doch schon längst stößt der Verein an seine räumlichen Grenzen. Seit drei Jahren dürfen die kleinen Akrobaten im Coswiger Familienzentrum Rappelkiste trainieren. Doch der Raum ist nicht wirklich gut geeignet. Und Hallenzeiten gibt es keine in Coswig. Zumindest keine altersgerechten. Denn mit den Kleinsten kann nicht bis 20 oder 21 Uhr gearbeitet werden. Deshalb sucht der Verein nach einem eigenen Raum von 70 bis 100 Quadratmetern, dessen Miete auch bezahlbar ist.

„Doch das ist schwer. Wir hatten mal einen, aber eine monatliche Rate von 1 200 Euro übersteigt bei Weitem unser Budget“, so Tom Gräbel-Ritter. Und noch ein Problem gibt es: „Wir bräuchten dringend eine Bodenturnmatte. Je nachdem wie dick sie ist, kostet die zwischen 600 und 1 200 Euro.“ Eine Summe, die sich der kleine Verein derzeit nicht leisten kann. Da reichen auch nicht die Einnahmen aus den jährlich 70 bis 80 Auftritten in ganz Sachsen.

Doch den Spaß und die Leidenschaft für ihr Ehrenamt lassen sich Tom Gräbel-Ritter und Übungsleiterin Franziska Wittkoswski deshalb nicht nehmen. Und vielleicht finden sie auch eines Tages auch noch ihr eigenes Domizil.

Informationen: E-Mail: [email protected] oder Telefon 0162 2603308