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Kindermörder gesucht

Ein Mann hat 1991 ein Mädchen aus Weimar getötet. Der Fall blieb ungeklärt. Eine neue Spur führt womöglich in die Region.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Stephan Klingbeil

Dippoldiswalde/Jena. Das Mädchen fiel fast 58 Meter tief. Stephanie Drews lebte noch, als ihr Mörder sie nachts von der Teufelstalbrücke warf. Dem Kind waren laut Ermittlern zuvor Medikamente verabreicht worden. Am 26. August 1991 fanden zwei Kinder die Leiche des Mädchens unter der Brücke zwischen Jena und Hermsdorf, über die die Autobahn A 4 verläuft. Vom Täter fehlte bisher jede Spur.

Der soll das Mädchen am Sonnabend, dem 24. August 1991, gegen 14 Uhr mit seinen beiden jüngeren Geschwistern und ihrer gleichaltrigen Freundin im Goethepark Weimar am „Ochsenauge“ angesprochen haben. Die Kinder spielten öfter an diesem kleinen Tümpel, der sich gegenüber der sogenannten Sphinx, unweit des Stadtschlosses und des Markts befindet, wo die Probe für das ZDF-Sonntagskonzert stattfand.

An dem Tag sollen viele Leute in dem Park unterwegs gewesen sein. Der Mann, der laut einem nun im Fernsehen gezeigten Phantombild damals zwischen 20 und 25 Jahre alt und 1,70 bis 1,75 Meter gewesen groß sei sowie Jeans und ein grünes T-Shirt getragen habe, sprach die Kinder an. Er redete 30 Minuten mit ihnen, bot dem Mädchen 50 D-Mark, das ihm das rund 3,5 Kilometer entfernte Schloss Belvedere zeigt. Obwohl Stephanie wusste, dass sie nicht mit Fremden mitgehen soll, begleitete sie den Unbekannten. Der Mann hatte versprochen, dass sie um 16 Uhr zurückkämen. Stephanie kehrte nie mehr zurück.

Lange verlief die Suche nach ihrem Mörder im Sande. Doch nun gibt es neue Hinweise, die die Soko „Altfälle“ in Jena veranlasst hat, einen größeren Zeugenaufruf zu starten. Nachdem der Fall am Sonntag bei der MDR-Sendung Kripo Live Thema war, hängt die Polizei seit diesem Montag auch imLandkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgePlakate auf. Es werden Zeugen gesucht. 5 000 Euro Belohnung gebe es für Hinweise zur Ergreifung des Mörders.

Im Fokus der Fahnder steht das Kfz-Kennzeichen eines Kleintransporters, der in jener Augustnacht 1991 vom Fahrer eines Pannendienstes auf der Teufelstalbrücke gesehen wurde. Der Mann, der laut Polizei selbst nicht als tatverdächtig gilt, hatte sich nach einer Kripo-Live-Sendung im Juni zu drei ungeklärten Kindermorden in Jena und Weimar gemeldet. Er habe damals gesehen, wie ein Mann an dem Transporter etwas von der Brücke warf. Womöglich handelte es sich dabei um Stephanie.

Der Zeuge aus Ostthüringen könne sich aber noch an Fragmente des Kfz-Kennzeichens erinnern. Dieses stammt aus DDR-Zeiten, wobei solche Nummernschilder noch bis Ende 1990 vergeben wurden. Diese Kombinationen kommen in Betracht: RE 1? - 2? oder RH 1? - 2? oder RT 1? - 2? Diese betreffen die Altkreise Dippoldiswalde, Freital, Dresdner Land, Görlitz, Bautzen und Dresden, hieß es nun bei Kripo Live.

„Nach der Sendung am Sonntag sind bereits acht ernstzunehmende Hinweise eingegangen“, erklärt Steffi Kopp, Sprecherin der Landespolizeiinspektion Jena am Montag. Dass die Polizei nun auf den Fahndungsplakaten nicht mit dem Phantombild nach dem mutmaßlichen Täter sucht, hänge damit zusammen, dass die Ermittler „nicht von der Kennzeichen-Spur ablenken“ wollen. Das sei im Vorfeld der Veröffentlichung länger diskutiert worden.

Die Soko „Altfälle“ bearbeitet auch die Jenaer Morde an dem zehnjährigen Bernd Beckmann, der am 6. Juli 1993 verschwand und an der neunjährigen Ramona Kraus, die am 15. August 1996 verschwand. Ob die Fälle mit dem Tod von Stephanie Drews zusammenhängen, sei laut Steffi Kopp auch Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Hinweise an die Polizei per Telefon bitte an 03641 811678