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Keiner prüft, ob Krötentunnel & Co etwas bringen

Durchlässe und Wildbrücken gelten heutzutage aber als Standards für große Bauprojekte.

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© Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Die letzte Volkszählung bei Kröte & Co am Flugplatz hat es zufällig an den Tag gebracht: Es gibt einen ordentlichen Bestand an Knoblauchkröten. Gezählt und kartiert wurde wegen der Pläne für einen Industriepark auf der Nordfläche. Daraus zieht das Straßenbauamt Meißen den Rückschluss, dass die Krötentunnel, die mit der neuen Ortsumfahrung der B 98 bis 2008 gebaut wurden, gut angenommen werden. Zehn solcher Durchlässe gibt es, davon befinden sich allein sechs Beton-Amphibien-Durchlässe im ersten Abschnitt der neuen B 98. Kostenpunkt damals: 350 000 Euro. Dazu kommen eine 1,5 Kilometer lange Kröten-Leitplanke und ein gut 15 Meter breiter Korridor am Rande des Gewerbegebietes, der das Wandern auf uralten Amphibien-Pfaden trotz Straßenbaus noch ermöglichen soll. Wie gut solche tierischen Verkehrsströme nach der Fertigstellung aller Anlagen jedoch funktionieren, wird eigentlich nie ermittelt.

Zwar wird, wie auch bei den Wildbrücken an der Autobahn, der Bewuchs und der bauliche Zustand kontrolliert, gegebenenfalls wird nachgepflanzt oder mal geräumt. Aber ein echtes Monitoring zur Zahl der wandernden Tiere findet nicht statt, wie Pressesprecherin Isabell Siebert vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr bestätigt. Solch eine langanhaltende Beobachtung werde nur vorgenommen, wenn es Zweifel am Sinn solcher Bauten gibt. Ansonsten genügen baufachliche Standards.

Das dürfte dann auch für den bis zu 6,50 Meter hohen Damm mit drei Brücken südlich von Schönfeld gelten. Die neue Ortsumfahrung wird hier derart hoch konzipiert, weil es Fledermäuse gibt. Die Umweltuntersuchung hatte ergeben, dass sich entlang des Röhrichtgrabens eine Fledermaus-Flugschneise befindet. Nun greift das Naturschutz-Gesetz, und das schreibt eben vor, dass Fledermäuse die Umgehungsstraße unter- und überfliegen können müssen.