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Keine Heide ohne Schafe

Die Tiere sind wichtig, um die Heidelandschaft zu erhalten, sagt der Förster. Den Gedanken an eine wirtschaftliche Nutzung hat er aber aufgegeben.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. Es ist ruhig geworden in der Gohrischheide. Kein Mähen mehr, kein Bellen. Die bis zu 850 Schafe und deren Hütehunde, die sonst für die Pflege des Naturschutzgebietes verantwortlich sind, verbringen die kalten Monate auf den Höfen ihrer beiden Schäfer in Kreinitz und Mühlberg.

Weil das Gelände allein schon wegen der Munitionsbelastung kaum befahrbar ist, werden die Tiere außerhalb geschoren und lammen auch möglichst nicht in der Heide, erklärt Revierförster Stefan Müller die schaflose Zeit. „Hier ist ja keine Geburtsnachsorge möglich, und die Kolkraben würden die Lämmchen tot hacken.“ Erst ab Ostern würden die Schafe deshalb wieder in die Gohrischheide ziehen – und das sei auch dringend notwendig.

Die Pflege der Offen- und Halboffenlebensräume steht nämlich im Mittelpunkt des Naturschutzkonzeptes für die Gohrischheide und Elbniederterrasse Zeithain, das jetzt vom Sachsenforst veröffentlicht wurde. So will man besonders geschützte Arten und deren Habitate langfristig erhalten. In der Gohrischheide fliegt beispielsweise der sachsenweit größte Bestand des Ziegenmelkers und blüht der seltene Heidegünsel.

Die Pflanze mit den lila Blüten wächst nur in der Nähe der Heide und steht in Sachsen auf der Roten Liste, sagt Stefan Müller. Und ohne die Schafe würde es die Pflanze wohl nicht mehr lange geben. „Die Heide würde einfach verschwinden. Sträucher und Bäume würden dann nämlich schnell zu einem Wald anwachsen“, so der Revierförster.

Seit 1995 schon gibt es deshalb die Verträge mit den Schäfern. Ein Unternehmen verantwortet die Landschaftspflege im sogenannten Tankodrom, das andere ist im Zentrum des Naturschutzgebietes, im Heidebereich aktiv. Die Schafe halten dort Sträucher und kleine Bäume klein, verjüngen die Heidepflanzen und legen außerdem mit ihren Hufen immer wieder den sandigen Boden frei, so dass die Heide samen kann.

Die Trassen und der Standort der Koppeln sind allerdings genau festgelegt, erklärt Stefan Müller. Denn nur bestimmte Wege und Fläche gelten – zumindest oberflächlich – als kampfmittelfrei. Schließlich sei das Naturschutzgebiet gleichzeitig auch Sachsens ältester Truppenübungsplatz.

„Die verschiedenen Armeen haben sich hier alle entrümpelt“, sagt Stefan Müller. Im Boden schlummern noch tonnenweise Altlasten. Schon deshalb habe man sich schnell wieder von der einstigen Idee verabschiedet, das Heidekraut auch wirtschaftlich nutzen zu wollen.

Industriell wird das getrocknete Kraut unter anderem als Filterstoff verwendet. Doch der Markt dafür ist klein, sagt Stefan Müller. Und dem gegenüber ständen einerseits große Gefahren durch das Abbrennen der munitionsbelasteten Flächen und andererseits große Schwierigkeiten, die schwere Technik fürs Abmähen der Heide überhaupt in das Gelände zu bekommen. „Das Geländerelief gibt das gar nicht her“, sagt Stefan Müller und erzählt von den weiten Flächen in der Gohrischheide, die von tiefen Gräben und Furchen durchzogen sind. Die Schafe allerdings störe das wenig.

Auch in den kommenden Jahren werden sie deshalb die Gohrischheide pflegen, sagt Stefan Müller. Dort gebe es aktuell konkret 734 Hektar Heideflächen – streng geschützt durch die FFH-Richtlinie der EU.