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Kamenz Can Dance begeistert Minister

Beim Sportforum in Kamenz ging es vor allem um die Förderung des Ehrenamtes. Und um Veränderungsbedarf.

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© René Plaul

Von Frank Oehl

Kamenz. Der Bundesinnenminister kam etwas später und wäre in seinem leichten, hellen „Bieranzug“ beinahe übersehen worden – bei so viel Tiefdunkelträgern. Aber natürlich wurde Thomas de Maizière noch rechtzeitig begrüßt. Quasi als Stargast des Kreissportbund-Forums am Mittwoch auf der Sportstätte in Kamenz-Thonberg. Beziehungsweise als „Nr. 1 des Sports in Deutschland“, so MDR-Moderator Thorsten Kutschke. Doch der Minister winkte ab: „Ich bin keine Nr. 1. Das sind die Sportler. Und die Nr. 2 sind alle Ehrenamtlichen.“ Im gleichen Atemzug erinnerte de Maizière daran, dass er als Bundesminister für das Thema des Abends, den Breitensport, gar nicht zuständig sei. Letzteres ist in der Tat Ländersache, aber auch daran hatten die Veranstalter um KSB-Präsi Torsten Pfuhl gedacht. Im Podium saß schließlich auch Landessportbundpräsident Ulrich Franzen.

Dennoch stand der „Impulsvortrag“ des Bundesinnenministers im Fokus des Forums. Schließlich hat er mit dem sozialen Ehrenamt zu tun – zum Beispiel in den Feuerwehren oder im Rettungswesen. „Bei den Johannitern würde man eine ähnliche Bilanz wie im Breitensport ziehen.“ Die Bereitschaft für das Ehrenamt hat abgenommen. In der Freizeit für andere Verantwortung zu übernehmen, sei nicht nur mühsam oder von Haftungsproblemen berührt, es müsse vor allem mehr gesamtgesellschaftliche Würdigung erfahren. Der Minister meinte dabei auch – aber nicht nur – eine angemessenere Aufwandsentschädigung. „Vor allem wirbt man erfolgreich für das Ehrenamt, wenn man in den Vereinen Freude und Befriedigung vermittelt, die damit ja tatsächlich auch verbunden sind.“

Dazu müssten auch, so die rege Diskussion, Kritisches gesehen und Veränderung angegangen werden. Die Steuerbürokratie oder die Gema-Abgabe beim Vereinsgrillen mit Musik, die immer höheren Hürden der Vereinsbürokratie, die immer teurer werdende Absicherung von Sportevents wie dem Silvesterlauf in Oberlichtenau – das und vieles mehr wurde benannt. Und Horst Stoklas von Lok Kamenz griff das Thema Hallennutzungsgebühren auf. „Wir sind ein kleiner Verein, der 5600 Euro im Jahr dafür aufbringen muss.“ Bei Lok gibt es derzeit eine Warteliste im Badminton-Jugendbereich, weil Hallenfläche fehlt. Andere kritisierten die einseitige Ausrichtung auf die Kinderwerbung, wenn doch Übungsleiter und die sonstige materielle Absicherungen fehlten. „Heize, dann bekommst du schon Holz!“ – so funktioniere keine Vereinsförderung. Da waren sich alle einig.

Die Kreissport-Förderrichtlinie werde gerade überarbeitet, so Landratsstellvertreter Udo Witschaß. „Wir brauchen dabei dauerhafte Lösungen, um nicht mit viel Geld am Ende die Nadel doch wieder in die gleiche Wunde zu stechen.“ Der Kreis subventioniert derzeit 80 Prozent seiner Hallenkosten. Der Sport hofft auf 90 Prozent. „Ich wäre froh, wenn wir bei 80 Prozent bleiben könnten.“ Thomas de Maiziere sprach den Vereinen Mut zu: „Der Sport hat Macht, wenn er mehr Leute für die Sportbewegung mobilisiert. Viele wissen gar nicht, dass es einen Kreissportbund gibt.“ Der Bautzner KSB nahm den Ball des Bundesministers gleich auf und sammelt nun Anregungen, Hinweise und Kritik, um daraus einen „Wunschzettel“ an Land und Bund zu generieren.

Und wie man das Ehrenamt sofort würdigen kann, zeigte der Auszeichnungsteil des Sportforums. Die Gruppe „Kamenz Can Dance“, die mit den Bischofwerdaer Spielleuten für die Kultur sorgte, erhielt die KSB-Ehrenplakette in Silber, der SZO sogar in Gold. Und die Ehrennadel in Gold ging an die KSB-Ehrenpräsidenten Lisa Mirtschink und Peter Schmidt. Glückwunsch!