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Kalkwasser oder Elbfiltrat

Einige Gemeinderäte wollten die Bürger am 24. September abstimmen lassen, welches Wasser sie haben wollen. Warum es aber nicht dazu kommt.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Lampertswalde. Wenn in anderthalb Wochen in Deutschland der neue Bundestag gewählt wird, nutzen gleichzeitig einige Kommunen die Gelegenheit, ihre Bürger auch über andere Dinge abstimmen zu lassen. So zum Beispiel die Gemeinde Ebersbach, wo ein Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin für die scheidende Bürgermeisterin Margot Fehrmann gesucht wird. Auch im benachbarten Lampertswalde hätte es beinahe eine zusätzliche Wahl gegeben. Dort wollten einige Gemeinderäte die Wahlberechtigten der insgesamt rund 2 600 Einwohner am 24. September darüber abstimmen lassen, ob das hiesige Wasserwerk weiterbetrieben werden soll oder nicht.

Hintergrund ist der hohe Kalkgehalt des Lampertswalder Trinkwassers, das im gemeindeeigenen Wasserwerk aufbereitet wird. Das stößt manchem Gemeinderatsmitglied sauer auf. Unter anderem dem Allgemeinmediziner Dierk Bade. Er hatte in einer der vorangegangenen Gemeinderatssitzungen darüber geklagt, dass das verkalkte Wasser nicht nur die Armaturen in seiner Praxis, sondern auch hochsensible medizinische Geräte beschädigt. Bade steht mit seinem Frust nicht alleine da. Auch andere Gemeinderäte ärgern sich über das verkalkte Trinkwasser. Aber eher aus persönlichen Gründen. Einer beklagt, dass die Duschkabinenscheiben und Wasserhähne schnell trüb werden, ein anderer, dass er sich keine teure Espressomaschine kaufen kann, weil sie spätestens nach einem halben Jahr kaputt sei.

Die Gegner des Lampertswalder Wassers würden sich viel lieber dem Trinkwassernetz der Wasserversorgung Riesa-Großenhain (WRG) anschließen. Von dort kommt das Fichtenberger Wasser, das kaum kalkbelastet ist. Außerdem liegt es bereits seit Jahren am Lampertswalder Gewerbegebiet an. Es an die Trinkwasserleitung des Ortes anzuschließen, dürfte kein Problem sein, argumentieren die Fichtenberg-Befürworter.

Zwei-Drittel-Mehrheit für Erhalt

Doch im Gemeinderat gibt eine Zwei-Drittel-Mehrheit für das eigene Wasser. „Das Fichtenberger Wasser ist nicht hundertprozentig sauber“, sagt Bürgermeister Wolfgang Hoffmann und verweist darauf, dass es sich dabei um Elbfiltrat handelt. Also um Wasser aus der Elbe, die nicht gerade als der sauberste Fluss Europas gilt.

Selbst Gemeinderätin Martina Höllerl, die sonst das Tun des Lampertswalder Bürgermeisters kritisch beäugt, steht in dieser Frage voll und ganz hinter Hoffmann. Auch sie bevorzugt lieber das verkalkte Lampertswalder Wasser als das unsaubere Elbfiltrat. Und Gemeinderat Bernd Richter verweist darauf, dass doch jeder die Möglichkeit der Eigensicherung habe. Er selbst habe sich an seinem Trinkwasser-Hausanschluss einen Entkalker einbauen lassen. Für eine dreistellige Summe, wie er verrät. „Ich bin nach wie vor Befürworter der zentralen Trinkwasseranlage Lampertswalde und stolz darauf, dass wir sie haben“, sagt Richter. Damit seien die Einwohner von Lampertswalde, Schönborn und Mühlbach von Preisentwicklungen der Wasserversorgung Riesa-Großenhain, die diese Orte komplett umzingelt, unabhängig.

Das Trinkwasser aus Lampertswalde ist um einiges preiswerter als das der WRG. Bei einem normalen Wasserverbrauch spart eine vierköpfige Familie jährlich rund 100 Euro ein. Das ist eines der Hauptargumente, die für den Erhalt der Lampertswalder Trinkwasseranlage sprechen. Doch immer wieder betont Bürgermeister Hoffmann, dass das Elbfiltrat der WRG auch Rückstände von Fäkalien beinhalte, und die wolle er auf gar keinen Fall in seinem Kaffee haben.

Kaum Qualitätsunterschiede

Der leitende WGR-Mitarbeiter Dr. Dirk Hofmann bestätigt, dass bei der Gewinnung des Fichtenberger Wassers auch Uferfiltrat der Elbe verwendet wird. Erst vor wenigen Monaten sei ein neuer Brunnen nördlich von Strehla gebohrt worden. „Aber da merkt man keine Qualitätsunterschiede“, sagt Dirk Hofmann. Im Gegenteil. Dafür seien schließlich Wasserwerke da, um die geforderten Qualitätsnormen zu erreichen. „Denn jedes Wasser hat seine Probleme“, so der Fachmann. Außerdem würde die Hauptmenge des Fichtenberger Wassers weiterhin aus dem Grundwasser, also nicht aus dem Elbfiltrat, kommen. „Die Lampertswalder brauchen nur mal ihre Nachbarn in den umliegenden Dörfern befragen, die unser Wasser erhalten“, rät Dirk Hofmann. Dann seien auch sie von der sehr guten Qualität des Fichtenberger Wasser überzeugt.

Für Bürgermeister Wolfgang Hoffmann ist jedenfalls eine Abstimmung zur Lampertswalder Trinkwasseranlage vom Tisch. Bade hätte von sich aus einen entsprechenden Antrag zurückgezogen. Unterdessen hat Hoffmann eine Spezialfirma kommen lassen, die Vorschläge machen soll, was die Gemeinde gegen den hohen Kalkgehalt im hiesigen Wasser machen kann.