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JVA reagiert auf Personalmangel

Erstmals seit Jahren bildet die JVA wieder Nachwuchs aus. Doch die Belastung der Bediensteten nimmt trotzdem zu.

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© Archiv: dpa

Von Tina Soltysiak und Ralf Hübner

Waldheim/Dresden. Viele Beschäftigte des allgemeinen Vollzugsdienstes (aVD) der sächsischen Haftanstalten gehen demnächst in Rente. Nun soll mehr ausgebildet werden. Seit diesem Jahr ist auch die Justizvollzugsanstalt (JVA) Waldheim wieder Ausbildungsanstalt. Zum 1. September wurden insgesamt vier Bewerber eingestellt und jeweils unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Widerruf zu Obersekretäranwärtern im Justizvollzugsdienst ernannt. Das erklärte Anstaltssprecherin Michaela Tiepner auf Nachfrage des Döbelner Anzeigers.

Die Betreuung und Behandlung der Gefangenen wird, zum Stichtag 1. August, durch ein Team von 192 Bediensteten realisiert. Der Großteil davon ist im mittleren allgemeinen Vollzugsdienst tätig. Die 143 Männer und Frauen sind für die Betreuung und Versorgung der Gefangenen sowie die Durchsetzung von Sicherheit und Ordnung zuständig. „Das Durchschnittsalter aller aVD-Bediensteten, somit Beamte und Tarifbeschäftigte, beträgt 48,5 Jahre“, so Michaela Tiepner. Altersbedingte Abgänge würden grundsätzlich durch Zuversetzungen aus anderen Justizvollzugsanstalten oder über Neueinstellungen kompensiert, ergänzte sie.

Seelsorger für die Bediensteten

Zu den übrigen Mitarbeitern zählen zwei im höheren sowie sieben im gehobenen Vollzugs- und Verwaltungsdienst, 16 im mittleren Verwaltungsdienst, 13 im Sozialdienst, ein Anstaltsarzt sowie zehn Psychologen. „Die Bediensteten werden darüber hinaus durch zwei Seelsorger unterstützt“, so Michaela Tiepner.

Nicht nur in Waldheim wird ausgebildet, sondern beispielsweise auch in der JVA Dresden am Hammerweg. Dort herrscht Personalnot. Die Vollzugsbeamten werden knapp. „Allein um den jetzigen Stand zu stabilisieren, brauchen wir jährlich zehn neue Bedienstete“, sagte der Chef des Personalrates, Bodo Schmidt. Bis jetzt seien es etwa fünf. Vor allem nach 2020 könne sich die Situation weiter zuspitzen, wenn viele der jetzt 213 Kollegen aus Altersgründen den Dienst quittieren und sich in den Ruhestand verabschieden.

Um das Problem zu lösen, sollen mehr Bedienstete ausgebildet werden. Stand Ende August durchlaufen 22 Anwärter in der Dresdner Anstalt die zweijährige Ausbildung – das sind mehr Auszubildende als früher, wie es hieß. Allerdings sollen die neuen Kollegen, wenn sie mit der Ausbildung fertig sind, auf die zehn Vollzugsanstalten des Landes verteilt werden – also auch nach Waldheim versetzt werden. Personalrat Bodo Schmidt glaubt nicht, dass die stärkeren Anstrengungen bei der Ausbildung schon ausreichend sind. Er spricht außerdem von einer „angespannten Stimmung“ unter den Bediensteten, denen die hohe Arbeitsbelastung zu schaffen mache. Der Krankenstand bewege sich stets zwischen 30 bis 40 Mitarbeitern. „Normal sind vielleicht 18 bis 20“, so Schmidt. Michaela Tiepner erklärt zur Situation in Waldheim: „Aus unserer Statistik gehen 16,9 Tage pro Mitarbeiter der JVA hervor. Erfasst ist der Zeitraum von Januar bis Juli dieses Jahres.“

Haftanstalten überbelegt

Als einen Grund für die hohe Belastung der Bediensteten nennt der Dresdner Anstaltsleiter Jörn Goeckenjan unter anderem den relativ liberalen Strafvollzug in Sachsen. So gebe es unter anderem keine videoüberwachten Hafträume für als suizidgefährdet eingeschätzte Häftlinge. In solchen Fällen würden sogenannte Sitzwachen eingerichtet, bei denen ein Beamter den Inhaftierten über ein Sichtfenster im Blick behalte.

Was das Problem der Personalnot zusätzlich erschwert, ist die hohe Belegung in den sächsischen Gefängnissen. Bei einer Belegung von 90 Prozent gilt eine Haftanstalt als voll. Stand Ende August lag die Auslastungsquote in Waldheim bei 96,81 Prozent.