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Junges Blut im Altenheim

Das Glashütter Seniorenzentrum hat eine neue Leiterin. Sie kommt von weit her und doch aus der Nähe.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Von Glashütte hat Isabell Seifert bisher nur gewusst, dass hier Uhren hergestellt werden. Inzwischen kennt sie die Region und ihre Menschen schon ein bisschen besser. Denn täglich erfährt sie etwas Neues, von ihren Mitarbeitern und den Bewohnern des Glashütter DRK-Seniorenheims. Dessen Leitung hat die 26-Jährige Anfang August übernommen. Noch falle es ihr schwer, sich die Namen der Bewohner zu merken. „Ich arbeite daran“, sagt die hochgewachsene Frau mit einem sympathischen Lächeln. Die Bewohner sehen es ihr nach. Und ganz so schlimm ist es auch nicht. Es gibt immer Gesprächsstoff.

„Obwohl Glashütte eine Stadt ist, hat es doch etwas Dörfliches“, sagt sie. Und das gefällt ihr. Das Team habe sie herzlich aufgenommen. Und daran hat Isabell Seifert auch ihren Anteil. Noch vor ihrem ersten Arbeitstag kam sie ins Heim, um sich umzuschauen und sich ihren künftigen Mitarbeitern vorzustellen. Dazu nutzte sie das Sommerfest. „Mein Team besteht aus tollen Kollegen. Die letzten Wochen und Monate haben sie sehr gut gemeistert“, findet die junge Frau. Die waren nicht leicht, weil das Heim seit April ohne Leitung war. Ramona Roth, die es seit der Eröffnung im vergangenen September führte, kündigte zum 30. April aus privaten Gründen. Pflegedienstleiter Marc Theuerkauf und Verwaltungsleiterin Heike Klotz führten die Einrichtung fortan kommissarisch. „Die beiden haben das gut gemacht, waren aber froh, dass sie die zusätzliche Aufgabe wieder abgeben konnten“, sagt Isabell Seifert. Sie hat die ersten Tage genutzt, um sich einen Überblick zu verschaffen und alle knapp 30 Kollegen näher kennenzulernen. Erfreulich sei, dass in den nächsten Tagen der letzte freie Platz belegt werde. Damit ist das Haus, das über 76 Einzelzimmer verfügt, zu 100 Prozent ausgelastet.

Nachdem das geschafft ist, möchte Isabell Seifert nun versuchen, das Haus in der Stadt zu verankern. Sie möchte Kontakte zu den hier tätigen Vereinen und zu den Kindergärten der Stadt aufnehmen, um zu schauen, wie man zusammenarbeiten könne. Sie weiß, dass so etwas funktioniert. Schließlich hat sie in den vergangenen Monaten ein Seniorenheim in Eisenach geleitet. Die Arbeit hat ihr Spaß gemacht. „Ich wäre sicher noch länger dort geblieben“, sagt sie. Doch dann leitete ihr ein Bekannter im Frühjahr die Zeitungsannonce weiter, der Dippser DRK-Kreisverband suchte eine Heimleiterin. Isabell Seifert fand die Stelle interessant. Schließlich wollte sie früher oder später wieder in ihre Heimatstadt Dresden zurück. „Hier wohnen meine Eltern und mein Freund“, sagt sie. Sie bewarb sich und wurde genommen.

Dass sie ihre Stelle erst Anfang August antreten konnte, lag an der zweimonatigen Kündigungsfrist ihres früheren, langjährigen Arbeitgebers. Der hatte ihr den Berufseinstieg ermöglicht. „Nach dem Abitur wusste ich nicht so richtig, was ich später machen soll“, erinnert sie sich. Deshalb ging die junge Frau für ein Jahr zum Babysitten nach London. „Ich wäre danach gern dort geblieben, um zu studieren“, erinnert sie sich. Doch dafür braucht man viel Geld. Da sie das nicht hatte, verwirklichte sie eine andere Idee, die sich in London verfestigt hatte. „Ich wollte gern etwas studieren, bei dem ich nicht acht, neun Stunden hinter dem Computer sitzen muss und bei dem ich Soziales und Wirtschaft miteinander verbinden kann.“ Sie entschied sich für den Studiengang Gesundheits- und Sozialmanagement, der an der Berufsakademie in Plauen angeboten wurde. Das Studium sei sehr wie eine Schule gewesen, sagt sie. Doch das hatte auch seine Vorteile.

Denn es war auch praxisorientiert. Dafür sorgte die Azurit-Gruppe, ihr Praxisunternehmen. Bei dem Konzern, der zahlreiche Seniorenheime betreibt, absolvierte sie mehrere Praktika und ihr Traineeprogramm. Obwohl sie zuletzt in Westsachsen, Nordbayern und Thüringen beschäftigt war, hat sie den Kontakt zu ihrer Heimatstadt nie abbrechen lassen. „Ich bin eine Dresdnerin durch und durch“. Nun ist sie wieder zurück. Mit ihrem Freund wohnt sie im Dresdner Süden. Von hier braucht sie eine halbe Stunde zur Arbeit. Die Hinfahrt nutzt sie, um sich auf die Aufgaben gedanklich vorzubereiten. Entspannung findet die junge Frau bei Musik, bei Yogaübungen und beim Wandern. Letzteres ist eine gute Möglichkeit, die Gegend rund um Glashütte noch besser kennenzulernen.