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Jedes Träubchen ein Träumchen

Gut Pesterwitz freut sich über gute Weinernte, obwohl das Wetter nicht optimal war. Für den Winter gibt’s eine Neuheit.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Freital. Den richtigen Zeitpunkt für die Weinlese zu finden, ist eine Wissenschaft für sich. Lars Folde zückt ein kleines fernrohrartiges Gerät, packt eine Rebe und drückt ihren Saft über dem Plastikteil aus. Mit dem sogenannten Refraktometer misst der Winzer und Chef auf Gut Pesterwitz den Zuckergehalt der Trauben. In Grad Oechsle wird angegeben, was den Wein später ausmacht. Je höher der Wert umso besser. „84 Grad Oechsle“, liest Folde mit einem Blick durch das Gerät ab. „Das ist schon viel.“ Aber noch nicht genug, um die Trauben zu ernten. Etwa eine Woche müssen die Reben des Bacchus noch hängen bleiben, schätzt er: „Jeder Sonnentag zählt.“

Die Sorten Goldriesling und Solaris sind unterdessen schon in der Kelterei zur Weiterverarbeitung. Kurz vor dem Pesterwitzer Weinfest am vergangenen Wochenende haben Familie Folde und die 21 Erntehelfer, die derzeit auf dem Hof anpacken, die Reben per Hand gelesen. Zehn Rebsorten wachsen auf den rund 8,4 Hektar von Gut Pesterwitz. Die größte Fläche nimmt der Bacchus ein. Die Sorte mit dem Pfirsich-Aroma und der leichten Muskat-Note ist die beliebteste. Erst kürzlich hat der 2016er-Jahrgang vom Weinbauverband Sachsen eine Silbermedaille erhalten. Für den Müller-Thurgau, die Scheurebe und den Regent heimste der Betrieb weitere Auszeichnungen ein.

Auch der aktuelle Jahrgang verspricht, wieder ein guter zu werden. „Wir können uns wirklich freuen“, resümiert Folde. Und das, obwohl das Wetter dieses Jahr ein wenig verrückt gespielt hat, sagt er. Nach einem ungewöhnlich warmen März ließ ein Frosteinbruch im April die Winzer und Obstbauern um ihre Erträge bangen. Während seine Kollegen im Elbtal mit Feuerstellen und Kerzen versuchten, ihren Wein zu retten, hatte Folde Glück: Da Pesterwitz höher liegt, waren die Reben noch nicht so weit wie anderswo.

Das Frühjahr zeigte sich schließlich trocken und der Sommer durchwachsen. „Das Gute ist, dass es keine Unwetter gab“, sagt Folde. Die Gewitterwolken seien zum Glück stets an Pesterwitz vorbeigezogen. „Ich hatte nun eigentlich noch auf einen schönen Altweibersommer gehofft“, sagt er. Auch wenn der auf sich warten lässt: Folde ist trotzdem froh. Es sei das dritte erfolgreiche Jahr in Folge. „Wir können nicht jammern. Der Wein ist gesund und der Ertrag super.“

Mit insgesamt 30 bis 35 Tonnen Trauben rechnet Folde dieses Jahr. Das seien etwa zehn bis 15 Prozent mehr als voriges Jahr. Zu verdanken ist das dem Regen. Durch die Nässe sind die Trauben prall und schwer. „Dadurch wird der Wein ein wenig dünner. Deshalb ist es wichtig, dass er zum Ausgleich solange wie möglich hängen bleibt“, erklärt Folde.

Noch bis in den Oktober hinein läuft die Weinlese auf Gut Pesterwitz. Lars Folde fährt jeden Tag raus zum Weinberg und prüft die Trauben. Dabei braucht es ein besonderes Gespür und Erfahrung. „Das Verhältnis von Zuckergehalt und Säure muss harmonisch sein“, sagt Folde. Mit jedem Tag Sonne steige der Zuckergehalt in den Trauben. Gleichzeitig baut sich die Säure ab. „Ein bisschen Säure brauchen wir aber, denn über sie entfalten sich die Aromen“, so der Experte.

Nicht nur auf dem Weinberg in Pesterwitz läuft derzeit die Ernte. Auch auf den Apfelbaumplantagen sind die Helfer im Einsatz. Die Ernte fällt wie bei allen Obstbauern dieses Jahr allerdings nicht so üppig aus. „Durch den Frost im April gibt es dieses Jahr weniger Äpfel, Birnen und Pflaumen.“ Laut Folde aber ist man in Pesterwitz noch gut weggekommen. „Anderswo sind die Schäden bei Weitem größer.“

Mit der Weinernte ist Lars Folde jedenfalls schon jetzt zufrieden. In den Weinregalen im Hofladen wird bald auch eine Neuheit zu finden sein. Zum ersten Mal will der Familienbetrieb einen eigenen Glühwein anbieten. Seit vergangenem Jahr ist zwar im Hofladen bereits ein Glühwein von hofeigenen Erdbeeren und Sauerkirschen erhältlich. Dieses Jahr soll es aber erstmals richtigen Winzer-Glühwein geben. Dazu wird der Rotwein vom vergangenen Jahr mit Gewürzen angereichert. Verkaufsstart: Anfang November.

Bis 8. Oktober können Äpfel immer freitags, sonnabends und sonntags, von 8 bis 16 Uhr, auf der Plantage in Pesterwitz selbst gepflückt werden.