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Jede Menge Bretterknaller

Beim Wrestling in der Remontehalle kommt die Fangemeinde auf ihre Kosten. Der Lokalmatador macht eine Ansage.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Simulierte Gewaltorgien im Ring von martialisch aussehenden Männern – das ist Wrestling. Fast alles bleibt nur Show, doch gerade das hat eine große Faszination auf die Fans. Reichlich 300 waren es am Wochenende in der Remontehalle beim „Homecoming“, ganz viele Auswärtige und einige Anhänger von Marcel „Sternau“ Koltermann. Für den Lokalmatadoren aus Kalkreuth wurde Großenhain zu „Sternau-Town“. Sein Kampf Mann gegen Mann sollte der Höhepunkt des Abends sein.

Doch bis dieser Hauptact als Letztes stattfindet, gibt es schon jede Menge Bretterknaller für das Publikum. Das reicht von kleinen Kindern bis zu älteren Herrschaften am Gehstock. Ein bisschen laute Stadionatmosphäre, ein bisschen Boxringfeeling und Heavy Metal-Musik – so muss man sich das beim Wrestling vorstellen. Ganze Familien frönen dem Hobby, den Wrestlern zuzujubeln, besser zuzuschreien. Denn derbe Sprüche, Sprechgesänge und manche Ausfälligkeiten gehören dazu. Familie Kleilein aus Halle stört das nicht, im Gegenteil.

Nicht so böse wie sie aussehen

„Die geben sich sehr dolle auf die Mütze“, weiß schon der neunjährige Elias. „Das ist halb echt, halb Show, aber die waren ja auf der Wrestlingschule“, trumpft er mit seinem Wissen auf. Elias trägt auch ein Fan-T-Shirt mit der Aufschrift „Wrestling, Bier und Titten“. Er und die anderen Kinder sind richtig begeistert. „Denn so böse wie sie aussehen, sind die Kämpfer gar nicht“, sagen sie. Und nennen stolz die Namen ihrer Lieblinge: Baxxter, Ilja Dragunov, Laurance Roman. „Die suchen auch die Nähe zu ihren Fans, das finde ich schön“, so Mutter Jana Kleilein.

Dann kommt Sternau, der einen Stern auf der Schulter trägt. Als er vom Ringsprecher angekündigt wird, werfen sich seine Anhänger die Dynamoschals um den Hals und entrollen ein großes Transparent. „Welcome home Sternau“ steht darauf. Eine Dynamo-Hymne wird eingespielt, „Körper voller Narben“ lautet eine Zeile. So ganz stimmt das nicht, denn die Kerle, die auch jetzt wieder oberkörperfrei catchen, sehen recht passabel aus.

Sternau gilt mit seinen 39 Jahren als „Old man“. Er kämpft mit seinem Dynamo-Partner „Mister Spear“ Matt Buckna gegen drei junge Typen aus Moritzburg, Tharandt und Meißen. Sie alle trainieren bei Next Step Wrestling in Dresden. Auch außerhalb des Ringes, um den herum die Zuschauer sitzen, muss sich Koltermann ordentlich vermöbeln lassen – nachdem er selbst ausgeteilt hat. Die Kämpfer, alle keine Profis, liefern körperliche Höchstleistungen ab. Mit ihrer Kondition kommen sie an die Grenze, wenn sie sich in die Seile schmeißen, sich sogar gegenseitig in die Luft heben und auf den Ringboden knallen, so dass es kracht. Die Zuschauer jubeln, am Ende fliegt Glitzerkonfetti.

Auch dafür sorgen die gut 50 Helfer in der Halle. Marcel und Buckna dürfen sich Sieger nennen, sie haben den Gürtel gewonnen. Sternau klettert auf die Seile, breitet die Arme aus und lässt sich feiern. Dann ergreift er das Mikro und lädt alle für Oktober zum nächsten Wrestling in der Remontehalle ein. Da es in Meißen nicht mehr stattfinden kann, bleibt außer Dresden in der Region nur Großenhain. „Doch ich bin zu alt für den Scheiß“, ist dann noch Sternaus Ansage. Hat er das ernst gemeint? Nee, sagt er hinterher. Er mache schon weiter. Auch weil die Frauen ihn anhimmeln. Sie lassen sich auf T-Shirts oder ihren Arm Autogramme geben. Auch die 14-jährige Josie, Koltermanns Patenkind aus Leipzig, ist darunter.