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Jäger im Kreis Görlitz erlegen weniger Wildschweine

Über 4 000 Schwarzkittel wurden geschossen – das reicht aus mehreren Gründen nicht.

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© dpa

Von Gabriela Lachnit

Mit 4 280 erlegten Wildschweinen stellen die Jäger im Landkreis Görlitz keinen neuen Spitzenwert auf. In der vorangegangenen Jagdsaison waren es 4 607 Schwarzkittel, die geschossen wurden. Ganz anders in ganz Sachsen. Hier haben die Jäger im abgelaufenen Jagdjahr von April bis März genau 33 258 Wildschweine zur Strecke gebracht. Das stellt einen Rekord dar und sind dreimal so viele wie noch vor 25 Jahren.

Die Population des Schwarzwildes nehme im südlichen Landkreis genau so rasant zu, wie es anderswo in Sachsen der Fall ist, sagt der Oderwitzer Detlef Eckert. Er ist der Vorsitzende des Jagdverbandes Oberlausitz, der im Altkreis Löbau-Zittau für die Jagd Verantwortung übernimmt.

Die Ursache liege darin, dass das Wild beste Lebensbedingungen vorfindet und sich deshalb gut vermehrt. Dort, wo Weizen, Raps und Mais wachsen, sind Schwarzkittel nicht weit. Außerdem finden sie in den Wäldern der Region jede Menge Pflanzen und Bäume mit Früchten – die Hauptnahrungsquelle von Wildschweinen. Milde Winter verhindern die natürliche Auslese, erklärt der Jagdfachmann.

Ohne die Jäger könnten die vierbeinigen Allesfresser ihren Bestand pro Jahr vervierfachen und noch mehr Schäden in der Land- und Forstwirtschaft anrichten, heißt es aus dem Jagdverband. Detlef Eckert ergänzt, dass Krankheitserreger, die zu Tollwut und Schweinepest führen, leichtes Spiel haben, wenn zu viele Tiere einer Art auf zu kleinem Raum zusammenleben. Die Gefahr von Seuchen unter den Wildtieren ist dann groß und kann auch dem Menschen schaden. Denn Erreger von Tollwut und der Fuchsbandwurm zum Beispiel sind für Menschen gefährlich.

Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) sieht das Jagdergebnis der sächsischen Jäger als Beweis, dass sie ihren Auftrag für Hege und Bejagung des Wildes wahrnehmen. „Sie leisten einen Beitrag für den Natur- und Artenschutz“, sagt er. Mit einer landschaftsangepassten Hege und tierschutzgerechter Jagd tragen sie dazu bei, Land- und Forstwirtschaft vor Schäden zu bewahren. „Gleichzeitig stellen sie gesundes, unbelastetes heimisches Wildbret zum Verzehr zur Verfügung“, lobt der Staatsminister.

Die Entwicklung des Schwarzwildbestandes sieht Schmidt jedoch mit Sorge. Die angewachsene Population führt zu steigenden Schäden in der Landwirtschaft und lässt die Gefahr der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest steigen. Diese Tierseuche ist zwar für den Menschen ungefährlich. Sowohl für Schwarzwild als auch für Hausschweine verläuft sie jedoch tödlich. „Im Südosten der Tschechischen Republik ist die Afrikanische Schweinepest Ende Juni dieses Jahres nachgewiesen worden und somit nicht mehr weit von unserer Haustür entfernt“, ist der Staatsminister besorgt. „Für die Jäger muss das ein Anlass sein, das Schwarzwild weiter konsequent zu bejagen“, sagt er. Sachsens Jagdrecht biete dafür optimale Möglichkeiten. Insbesondere weist der Minister darauf hin, dass seit diesem Jahr unbürokratische Regelungen zur Anlage von Bejagungsschneisen in Maisfeldern gelten.

Jörg Günther führt einen Landwirtschaftsbetrieb in Kottmarsdorf. Jetzt ist Erntezeit. „Wenn wir dreschen, sind wir ständig mit den Jägern in Kontakt“, versichert er. Erst vor wenigen Tagen haben Jäger im Raps vor dem Drusch ein großes Wildschwein erlegt. „Die Jäger sprechen sich auch untereinander ab, wer bei der Ernte dabei ist. Das funktioniert ganz gut“, unterstreicht der Landwirt. Er ist froh, dass sich die durch Wild angerichteten Schäden bei ihm in den letzten Jahren in Grenzen halten. Vor drei, vier Jahren habe er einen größeren Schaden im Mais gehabt. Mais mögen Wildschweine besonders, sagt der Landwirt. Jörg Günther baut jedoch nicht so viel davon an. „Möglicherweise sind die Schwarzkittel jetzt beim Nachbargut, denn dort gibt es viele Maisfelder“, vermutet Landwirt Jörg Günther.