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„In der Mokka-Milch-Eisbar, da ist es gescheh’n“

Die SZ erinnert in einer Serie an Menschen oder Gebäude aus Zittau, die alle kennen – obwohl sie nicht mehr da sind. Heute: die Eisbar „Kleiner Pätz“.

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© privat

Von Heike Schwalbe

Als 1970 Thomas Natschinski sein Lied über die Mokka-Milch-Eisbar sang, konnten die Zittauer sagen: „So etwas haben wir auch, zwar nicht so groß, doch nicht weniger beliebt.“ Diese führte den Namen „Kleiner Pätz“ und befand sich im Haus Markt 16, direkt an der Ecke Markt und Innere Weberstraße, wobei erwähnenswert bleibt, dass Bartresen und Küchenräume im Haus Markt 18 lagen, der Gastraum aber im Haus Markt 16. In diesem prangte in der Mitte eine Grünpflanzeninsel, um diese herum standen zahlreiche abwischbare Tische mit einfachen Stühlen. Am langen Bartresen an der Südseite des Raumes bekam man Mokka-Milch-Eis und Getränke, natürlich in Selbstbedienung. Gleich beim Kauf wurde bezahlt. Hier gab es auch den recht beliebten Schokoshake: Eis und Kakaogetränk mit einem Klecks Sahne.

... später auch im ersten.
... später auch im ersten. © Rafael Sampedro

Die Wendezeit brachte auch für den „Kleinen Pätz“ das Aus. Heute befindet sich in diesem Gebäude ein Kaufhaus für Sportartikel. Bevor in dieses Eckhaus am Markt die Eisbar einzog, befand sich hier das Geschäft Emil Knothe Nachf. Galanterie-, Leder- und Luxuswaren wurden dort vom Inhaber Otto Höll angeboten.

Doch den „Kleinen Pätz“ gab es bereits früher. Keine Eisbar, sondern ein Restaurant, das 1897 am Markt 18 eröffnete. Über eine Tür im Hausflur gelangte man hinein. Die Wand zum Markt schmückte ein großes Buntglasfenster und die Decke mit Kreuzgewölben im langen Gastraum war kunstvoll bemalt. Davon zeugt auch eine Postkarte.

Doch die Geschichte geht weiter, denn in diesen Räumen wurde 1963 am Vorabend des 1. Mai eine Milchbar eröffnet. Der frühere Zugang blieb erhalten, und gleich hinter der Eingangstür wurde jedem Gast eine Karte gereicht. Auf dieser war das gesamte Angebot verzeichnet, und deren Verlust – war auch darauf zu lesen – wurde mit einer hohen Summe geahndet. Auf dieser markierte das Verkaufspersonal jeden Eisbecher bzw. jedes Getränk, das man sich in Selbstbedienung holte, mittels Lochzange. Die Gäste nahmen in den beiden hell gestrichenen Gasträumen an einfachen Tischen und Stühlen Platz.

Im hinteren Raum stand der damalige Clou: eine Musikbox. Die Gäste steckten Groschenstücke in einen Schlitz und konnten sich ihre Lieblingsstücke auswählen. Die entsprechende Schallplatte wurde per Automatik aufgelegt. Ein Musikgenuss vergangener Zeit. Später traten bei dieser allerdings Störungen auf, und die Platten waren auch reichlich abgenutzt. Sicher einer der Gründe, warum diese Musikbox nach dem Umbau und der Zusammenlegung des Parterregeschosses von Markt 16 und 18 nicht mehr aufgestellt wurde.