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Immer ein Lächeln

Eine junge Restaurantfachfrau aus Pulsnitz gewann den Ernst-Lößnitzer-Pokal.

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© Matthias Schumann

Von Julemarie Vollhardt

Pulsnitz. Anna Zieger ist 19 Jahre alt. Bei ihrer Arbeit als Restaurantfachfrau besticht sie durch ihre freundliche Ausstrahlung. Sie hat kurze Haare und lächelt ununterbrochen. Im März belegte die gebürtige Radebeulerin den ersten Platz in der Kategorie Restaurant- fachfrau-/mann des 26. Ernst-Lößnitzer-Pokals. Die Ausbildung in Schumann’s Genusswerkstatt in Pulsnitz machte sich damit nicht zum ersten Mal bezahlt. Für sie und die Gaststätte. Der Ernst-Lößnitzer-Pokal ist ein Wettbewerb für gastgewerbliche Berufe der Region.

Anna meldete sich selbst an. „Wenn ich mich nicht anmelde, dann meldet mich der Chef an. Solche Gelegenheiten sind gute Prüfungsvorbereitungen“, sagte Anna. Der Wettbewerb bestand aus einem Theorie- und einem Praxisteil. In der Theorie wurde zum Beispiel gerechnet und es wurden Fragen zu Fischarten und Weinanbaugebieten gestellt. In dem Praxisteil sollten die Azubis dann einen besonderen Frischkäse anrichten, Fisch auf besondere Art filetieren und ein Tischgedeck kreieren. Anna ist stolz, viele starke Teilnehmer übertroffen zu haben. Darunter befanden sich Bewerber vom Hotel Hilton, Hotel Taschenbergpalais Kempinski, Hyperion Hotel, Hotel Bülow Palais und dem Maritim Hotel – alle aus renommierten Dresdner Häusern. Bei dem Wettbewerb war Anna die Einzige, die Schürze und Bluse trug. Alle anderen kamen in den Uniformen ihrer Hotels und Restaurants. Die gute Vorbereitung und Annas freundliche Ausstrahlung hätten der 19-Jährigen zum Sieg verholfen. Und damit qualifizierte sie sich für die Sächsischen Meisterschaften am 1. und 2. Juni.

Gute Laune im Restaurant

Bereits als kleines Kind machte Anna in dem Gutsgasthof, in dem ihre Schwester arbeitete, mit. Sie faltete Servietten, polierte das Besteck und verdiente sich ihr erstes Trinkgeld. Später, in der neunten und zehnten Klasse, machte sie Ferienarbeit im Luisenhof Dresden. Damals gehörte das Restaurant Armin und Anja Schumann, und dort lernte Anna die Eheleute kennen. Sie machte ihren Realschulabschluss und entschied sich für eine Lehre als Restaurantfachfrau. Diese begann sie im Radebeuler Spitzhaus und wechselte nach einem Jahr nach Pulsnitz. Sie wollte unbedingt zu Schumann´s Genusswerkstatt, weil die Auszubildenden der Schumanns bereits viele Preise gewannen und die Lehre daher gut sein musste. In Zukunft will Anna an die Ostsee oder auch mal nach Österreich, um dort zu arbeiten. Die junge Frau will noch viel rumkommen, lernen und erleben. Doch erst einmal absolviert sie im Juni ihre letzte Prüfung und ist dann ausgebildete Restaurantfachfrau.

Die Lehre vermittelt sehr viel Wissen und Können. Zum Beispiel müssen die angehenden Kellner auch filetieren, tranchieren und flambieren können. Teil der Abschlussprüfung ist die gehaltvolle Getränke- und Speisenlehre. Doch die Ausbildung und die Arbeit machen Anna großen Spaß. „Selbst, wenn ich mal einen schlechten Tag habe, kommt die gute Laune spätestens im Restaurant“, sagt Anna. Besonders reizvoll am Kellnern ist für sie der ständige Umgang mit Menschen. Die Gäste sind fast immer freundlich und freuen sich auf den Restaurantbesuch. Mit der Zeit hätten sich auch die Stammgäste an die 19-Jährige gewöhnt, sie ist sozusagen ein Teil des Restaurants geworden. Die Arbeit im Team – in dem Familienbetrieb machen alle mit – bereitet Anna immer Spaß. Das sieht man daran, dass sie immer ein Lächeln parat hat. Annas Aufgaben bestehen in der Rundumversorgung der Gäste. Vom Abnehmen des Mantels bis hin zu Speisen- und Weinempfehlungen sei alles inbegriffen. Und auch so mancher Kniff stecke in der Arbeit. Beispielsweise muss Anna als Kellnerin unterschwellig Kompromisse mit den Gästen aushandeln. Manche wollten womöglich kein Dessert. Anna bietet dann zum Beispiel einzelne Kugeln Eis an und das funktioniere. Anna fällt es nicht schwer, sagt sie, „Ich kann einfach gut verkaufen“. Als Restaurantfachfrau muss die 19-Jährige außerdem auch immer die Nerven bewahren und freundlich sein, denn sie repräsentiere nun mal das Restaurant vor den Gästen.

Und jeder Tag ist unterschiedlich. Einen außergewöhnlichen Moment erlebte Anna einmal vor einem Hummeressen. Eine befreundete Koch-Azubine hatte den Hummer aus dem Keller geholt, doch dieser war noch lebendig. Nach einer kurzen Lachpause hat Armin Schumann den Auszubildenden gezeigt, wie man das Tier ehrt, indem man es am besten zubereitet. „Das war echt cool mit anzusehen“, erzählte Anna, „Ich empfehle jedem, den Beruf mal zu entdecken. Entweder Koch oder Kellner, weil es einfach Spaß macht.“