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Im neuen Salon

Friseurmeisterin Isabell Hache hat in der Neukircher Lindensiedlung gebaut. Nach ihrem eigenen Entwurf.

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© Steffen Unger

Constanze Knappe

Neukirch. Mit geübtem Handgriff dreht Isabell Hache Dauerwellwickel ein. Die Kundin auf dem Stuhl vor ihr ist zum ersten Mal in dem neuen Friseursalon in Neukirch. Sie sei mit ihrem Mann öfter daran vorbeigegangen und habe den Bau verfolgt, sagt Erika Hohäuser. Einen Friseur in der Nähe, das findet die fast 80-Jährige gut. Weil man sich in der Nachbarschaft kennt, meldete sie sich bei Isabell Hache zur Dauerwelle an.

Vor Kurzem eröffnete die 36-Jährige ihren neuen Laden in der Lindensiedlung in Neukirch. Neu im Geschäft ist sie aber keineswegs. Schon seit zwei Jahren ist die Friseurmeisterin selbstständig. Gelernt hat sie bei Petra Ache in Steinigtwolmsdorf. Die habe ihr viel beigebracht, sie mit zu Fortbildungen und auf Messen genommen. „Frau Ache unterstützte auch meine Meisterausbildung, obwohl ihr das sicher nicht leicht gefallen ist“, sagt Isabell Hache. Sie wollte immer ihr eigener Chef werden. Mit zwei Kindern im Schichtdienst und dazu ein Meisterlehrgang, das wäre aber nicht zu schaffen gewesen. Ihre dritte Schwangerschaft sah sie deshalb nicht nur als Glücksfall für die Familie, sondern ebenso für ihre berufliche Perspektive. Sie setzte sich in der Zeit auf die Schulbank.

Im ersten Anlauf geschafft

In Dresden besuchte sie die Meisterschule, die nach eigener Auslegung auf sich stolz ist, „die härteste in Deutschland“ zu sein. Stolz kann deshalb auch Isabell Hache sein. Sie und zwei weitere Frauen schafften den Abschluss gleich im ersten Anlauf – von sieben Frauen in der Gruppe. Ihr Mann Silvio stärkte ihr den Rücken. Überhaupt, so sagt Isabell Hache, gäbe es ohne sein Zutun den neuen Laden wohl nicht. Vorher nutzte sie einen Raum im benachbarten Wohnhaus als Friseurladen. „Ich wollte erst mal klein anfangen. So viel Startkapital war nicht da. Der Meisterlehrgang hat ja schon eine Menge gekostet“ sagt sie. Als es auf den zwölf Quadratmetern immer enger wurde, war ihr Mann die treibende Kraft, endlich einen richtigen Laden zu bauen.

Im September vorigen Jahres fertigte sie selbst die erste Skizze an. Das Meiste hat der Architekt so umgesetzt. Am 1. Juni steckte die Baugenehmigung im Briefkasten. Eine alte Laube wurde abgerissen, das Fundament gesetzt und der Holzbau errichtet. Die Eröffnung wurde zur Herausforderung. Denn die neuen Möbel waren noch nicht da – abgesehen von dem Massagestuhl, auf dem man während der Kopfwäsche massiert wird. Isabell Hache arbeitet in den nächsten vier Wochen noch mit Leihmöbeln. Auf den achtzig Quadratmetern ist Platz für ein Sofa, falls mal jemand warten muss. Es ist in einem freundlichen Gelb gehalten, die Wände ebenfalls, nur um einiges dezenter.

Platz für einen Lehrling

Im neuen Laden ist Platz für einen Lehrling. Elisa Beyer hat erst vor einigen Wochen begonnen. Während ihre Chefin vom Bau erzählt, hat die 17-Jährige eine Lockwelle gemacht. Nur so zur Übung. Stammkundin Lysann Thonig ist dennoch sehr zufrieden. „Richtig schön geworden“, lobt sie die Azubine. Die gibt zu, dass sie beim ersten Mal ziemlich aufgeregt war. Diesmal habe es aber schon gut geklappt. So wie Isabell Hache seinerzeit viel von ihrer Chefin gelernt hat, möchte sie ihre Kenntnisse nun selbst an ihren Lehrling weitergeben.

Mit Absicht wurde der neue Laden direkt neben dem Wohnhaus gebaut. So könne sie trotz Beruf immer da sein für die Kinder, die inzwischen 13, neun und vier Jahre alt sind. Zur Eröffnung kamen mehr als 100 Leute. Die Friseurmeisterin schwärmt von dem „riesigen Blumenmeer“ und möchte sich dafür bei allen bedanken. Welche Frisur sie am liebsten zaubert, kann sie gar nicht sagen. „Alles querbeet, was zum Beruf gehört.“ Für ihre Kunden hat sie sich ein Verwöhnprogramm ausgedacht. Zum Beispiel für Männer freitags ab 17 Uhr. Da gibt es zum Haarschnitt Kopf- oder Rückenmassage und ein Feierabendbier dazu. Abgesehen vom Sonntag hat Isabell Hache keinen Schließtag. Am Donnerstag ist sie vormittags trotzdem nicht da. Dann schneidet sie Patienten im Krankenhaus Bischofswerda die Haare.