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Im Licht

Scheinwerfer, Ton und Klang verwandeln die Kirche in Kleinbautzen in einen magischen Ort.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Da stehen sie nun: Carl Heinrich von Nostitz in voller Ritterrüstung und seine Frau Barbara Elisabeth, geborene von Ziegler und Klipphausen in edlem Gewand. Die Südwand der Kirche in Kleinbautzen zeigt das angesehene Adelspaar als reich verziertes Relief. Mit den Figuren wurde dem Erbauer des jetzigen Kirchbaus ein Denkmal gesetzt. In der kommenden Woche werden der einstige Rittergutbesitzer von Preititz und seine Gemahlin zumindest hörbar gleich an drei Abenden zum Leben erwachen. Mit einer Ton-, Licht- und Klang-Illumination wollen Peter Schulze, Tim Kiethe und Laurence Hiller das geschichtsträchtige Gotteshaus zum Klingen und Leuchten bringen.

Das Datum vom 26. bis 28. Oktober haben sich der Littener Peter Schulze und die 16-jährigen Lichtkünstler bewusst gewählt. „Das ist eine einzigartige Kirche. Wir wollen sie ein bisschen bekannter machen. Da passt das Reformationsjubiläum gut“, sagt der Initiator. Die Idee, eine Kirche zu illuminieren, hat der Wahl-Oberlausitzer aus seiner Heimatstadt Bad Lausick mitgebracht. Für den Kirchenvorstand brauchte es keine Überzeugungskraft. Sicher hätte Carl Heinrich von Nostitz (1613 – 84) eine Freude am Projekt, auf dessen Spuren der Betrachter in der Kirche vielerorts stößt. Carl Heinrich von Nostitz stammt aus einem der angesehensten Oberlausitzer Adelsgeschlechter. Ab 1280 ist die blaublütige Familie auf ihrer Stammburg in Nostitz bei Weißenberg nachweisbar. Der spätere Gutsherr wird in Kleindehsa geboren und heuert als junger Adliger am Hof des Herzogs Christian II. von Anhalt-Bernburg an. Dort bekommt er seine Ausbildung zum Ritter. Er lernt reiten, übt den Gebrauch von Schwert, Lanze und Schild und lernt nebenbei die höfischen Sitten.

Stiftung kam der Kirche zugute

Der Dreißigjährige Krieg tobt. Trotzdem nimmt Christian II. seinen Zögling mit auf Reisen. Es geht unter anderem nach Polen, in die Niederlande und nach Frankreich. Im Jahr 1636 nehmen sie gemeinsam an der Krönung Ferdinand III. zum König in Regensburg teil. Bis 1641 bleibt er im anhaltinischen Dienst - er ist Kammerjunker und kümmert sich um die Bedürfnisse des Fürsten. Vor seiner Rückkehr in die Heimat ist er als Stallmeister – einer der höchsten Hofbeamten – für die Aufsicht der herrschaftlichen Pferdeställe zuständig.

Seine Loyalität öffnet dem Adligen auch in der Oberlausitz zahlreiche Türen. Nostitz wird Landeskommissar des Bautzener Kreises, Hofgerichtsassessor und kurfürstlicher Kammerherr. Im Jahr 1655 erwirbt der Adlige das Gut Preititz. Dazu gehört auch die Kirche zu Kleinbautzen. Ihren Ursprung hat sie bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Wie der langjährige Pfarrer der Kirchgemeinde, Andreas Sureck, in seinem Buch „Kleinbautzen – die Kirche im Dorf“ schreibt, geht der erste, evangelische Kirchenbau im Ort auf Rudolf von Rechenberg zurück. „Seine Stiftungen und die seiner Frau Kunigunde kamen der Kirche zugute“, schreibt der Theologe.

Doch der Dreißigjährige Krieg setzt auch diesem Gotteshaus zu. Zwar lässt Hans Ernst von Rechenberg einiges reparieren, doch bald ist die Kirche wieder baufällig. So nehmen sich Wolf Christoph von Nostitz, damaliger Herr von Kleinbautzen, und Carl Heinrich von Nostitz auf Preititz die Rekonstruktion vor, die einem Neubau gleicht. In diesem Zuge erhält das Ensemble unter anderen eine bemalte Holzkassettendecke, Emporen werden eingebaut. Wohl ab 1678 werden wieder Gottesdienste durchgeführt. Prächtig repräsentiert der gesamte Kirchenraum den Übergang von der Renaissance zum Barock.

Zeit bleibt still zu stehen

Die Spuren der Kirchenerbauer sind bis heute vielerorts in der Kirche zu entdecken. Irgendwie scheint die Zeit still zu stehen. Den Abschluss der Preititzer Patronatsloge bilden zum Beispiel die Familienwappen derer von Nostitz und Ziegler. Auch über dem Gesims des holzgeschnitzten Altars ist das Wappen zu sehen. Neben dem Turneingang befindet sich eine Gedenktafel für Carl Heinrich von Nostitz. Auch das Wappen fehlt darauf nicht.

Diese Geschichten und noch viel mehr haben Peter Schulze, Tim Kiethe und Laurence Hiller zusammengetragen und dazu ein 40-mintütiges Programm zusammengestellt. Über 30 Scheinwerfer kommen bei der Lichtinstallation zum Einsatz, um wirklich die unzähligen Details auf dem Altar, an der Decke, den Betstuben und Chorfenstern richtig zur Geltung zu bringen. „Drei Nächte haben wir gebraucht, um alles einzurichten, Ton, Licht und Klang aufeinander abzustimmen“, sagt Peter Schulze. Das Team ist versiert. Schließlich sorgen Tim und Laurence auch bei den Auftritten der Band „Under Cover“ für die richtige Lichtstimmung auf der Bühne.

Peter Schulze steht dann als Gitarrist und Sänger im Rampenlicht. Dieses Mal ist er eher hinter den Kulissen unterwegs. Die letzten Handgriffe werden er und seine Mitstreiter kurz vor der Premiere am 26. Oktober machen. Und dann heißt es ganz still sein, wenn Carl Heinrich von Nostitz und seine Frau Barbara Elisabeth für einen Augenblick wieder zum Leben erwachen.

Illumination der Kirche in Kleinbautzen vom 26. bis 28. Oktober, jeweils von 19 bis 22 Uhr, Eintritt ist frei.