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Im Erdreich strahlt es

Untersuchungen des Umweltamts zeigen teilweise hohe Radonwerte in der Region. Das kann gefährlich sein.

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© Symbolbild&/dpa

Von Tim Blumenstein und Maria Fricke

Mittelsachsen. Der Boden in der Region Döbeln strahlt, zumindest stellenweise. Das geht aus den sachsenweiten Untersuchungen hervor, die Forscher im Auftrag des sächsischen Umweltministeriums durchgeführt haben. An gut 1 000 Messpunkten wurde im Freistaat die Konzentration von Radioaktivität der Bodenluft gemessen und in einer Rastergrafik zusammengefasst. Demnach ist besonders die Region südlich von Döbeln betroffen. In Richtung Waldheim, Leisnig sowie Ostrau sehen die Werte besser aus. Doch wodurch wird die hohe Strahlenbelastung verursacht und was bedeutet sie für die Bewohner in den Gebieten?

Bisher kannten die Sachsen radioaktive Strahlung nur aus dem Erzgebirge, wo bis in die 1990er Jahre uranhaltiges Erz abgebaut wurde. Doch in der Region Döbeln liegt die Strahlenursache nicht im Erzabbau, sondern an dem Edelgas Radon, das als Zerfallsprodukt des natürlich im Boden vorkommenden Urans aus dem Erdreich nach oben steigt. Aus dem Bereich Döbeln liegen dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) 66 Messwerte für die Konzentration von Radon im Boden vor. Vereinzelte Werte erreichen mehr als 100 Kilobecquerel pro Kubikmeter. Nach LfULG-Sprecherin Bernhardt seien dies wenige sehr lokale Spitzen. Im Schnitt liegen die Werte bei 50 Bq/m³.

Ursachen für die Radonkonzentration in der Bodenluft seien der Urangehalt des Bodens sowie dessen Durchlässigkeit, so Bernhardt. „Beides ist stark von der geologischen Entstehung beeinflusst.“ Südlich von Döbeln ist der Boden nach Angaben der LfULG-Sprecherin eher von granitähnlichen Gesteinsformationen durchzogen. Mit diesen gehe im Allgemeinen eine erhöhte beziehungsweise hohe Radonkonzentration einher. Zum Großteil ist das von Löß geprägte Hügelland von Döbeln von alten granitähnlichen Gesteinsformationen durchzogen. Dort ist Radon eher selten.

Was ist Radon?

Der Mensch ist seit Urzeiten natürlicher Strahlung ausgesetzt. Diese hat ihren Ursprung entweder im Boden und Gestein oder im Weltall.

Radon ist ein geruchs- und farbloses Edelgas und wurde 1898 von der Chemikerin Marie Curie entdeckt.

Die Aktivität eines radioaktiven Stoffes wird in Becquerel gemessen. Ein Becquerel entspricht einem Atomkernzerfall pro Sekunde.

Radon wird auch in der Medizin zu therapeutischen Zwecken eingesetzt und kann zum Beispiel Rheumaerkrankungen lindern.

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An der frischen Luft ist Radon für den Menschen nicht gesundheitsschädlich. Gelangt es jedoch durch Risse und Fugen in Gebäude, sammelt es sich dort auf wenigen Kubikmetern und kann bei hoher Konzentration das Risiko für Lungenkrebs steigern, so das sächsische Landesamt. Nach einer Schätzung des Landes steigt das Lungenkrebsrisiko dabei linear zu der Radonkonzentration. Jedoch liegt die Hauptursache für Lungenkrebserkrankungen mit knapp 90 Prozent weiterhin beim Rauchen. Die restlichen zehn Prozent werden durch Radon oder andere Schadstoffe wie Asbest verursacht. Außerdem haben Untersuchungen gezeigt, dass das Erkrankungsrisiko bei Rauchern durch die Radonbelastung zusätzlich gesteigert wird. Nichtraucher sind demnach weniger gefährdet. Das Radon sei aber nicht allein für die Strahlenbelastung in Innenräumen verantwortlich, so Karin Bernhardt. Je nach Bauweise oder Gebäudeeigenschaften können die Messwerte variieren. Das Umweltamt rät daher, dass in alten Gebäuden ein Wert von 400 Bq/m³ nicht überschritten werden sollte. Bei Neubauten liegt der Grenzwert bei der Hälfte. Im Durchschnitt sind Wohnungen in Deutschland mit 50 Bq/m³ belastet.

Möchte man wissen, ob das eigene Grundstück oder die eigene Wohnung auch einer höheren Radonbelastung ausgesetzt ist, hilft der Blick auf die Rasterkarte wenig. Die Grafik zeigt lediglich Erwartungswerte der Radonkonzentration in der Bodenluft in einem Meter Tiefe. „Die tatsächliche Radonkonzentration in Innenräumen kann nur durch eine Messung bestimmt werden“, so Bernhardt. Für öffentliche Gebäude, etwa Schulen oder Kindergärten, bietet das Umweltamt schon seit Jahren kostenlose Messprogramme an. An diesem beteiligen sich aus der Region bislang drei Schulträger mit sieben Gebäuden. Die Werte für die Grundschule Grünlichtenberg sowie die Turnhalle, die Grund- sowie Oberschule „Am Holländer“ in Döbeln liegen weit unter dem Referenzwert von 300 Bq/m³. „Unsere Erfahrung zeigt, dass in vielen Fällen die Radonaktivitätskonzentration in den Schulen während der Aufenthaltszeiten noch deutlich niedriger ist. Dies liegt daran, dass während der Aufenthaltszeit die Räume immer wieder belüftet werden und die Radonkonzentration dadurch verdünnt wird“, so Thomas Freitag vom LfULG.

Auch die eigenen vier Wände lassen sich durch spezielle Maßnahmen radonsicher machen. Beim Hausbau schützt die Verwendung einer Spezialfolie unter dem Keller vor unliebsamer Strahlung. Doch auch bei Sanierungsarbeiten lässt sich durch Abdichtungen die Radonbelastung verringern.

Nähere Informationen zu den Messungen und Baumaßnahmen gibt es auf www.umwelt.sachsen.de