Merken

„Ich habe mein Kind gern in Meißen bekommen“

Eine neue Studie hat Mütter zu ihren Erfahrungen im Krankenhaus befragt. Die meisten fühlen sich gut versorgt.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Eric Weser, Christoph Scharf und Peter Anderson

Meißen/Landkreis. Am liebsten wäre sie länger geblieben, sagt Lisa Köhler. Im März hat die 22-jährige Hotelfachfrau ihren Sohn Franz in Meißen zur Welt gebracht. Der junge Mann ließ sich Zeit. Die Wehen mussten eingeleitet werden. Ende gut, alles gut. Gesund und munter sitzt er auf dem Schoß seiner Mama, die mit Papa Sebastian Klaus in den Park des Meißner Elblandklinikums gekommen ist. „Die Ärzte, Hebammen und Krankenschwestern waren sehr freundlich. Alle meine Fragen sind beantwortet worden. Das Essen hat super geschmeckt.“ Lisa Köhler ist des Lobes voll über die Geburtsklinik. Ihr 26-jähriger Freund sieht das genauso. Er war mit dabei als Sohn Felix das Licht erblickte. Seine Firma ermöglichte dem sonst viel auf Montage arbeitenden Elektriker dieses einmalige Erlebnis.

Dass Lisa Köhler mit ihrer Ansicht nicht allein steht, zeigen die Kommentare unter einem Eintrag auf der Meißner SZ-Facebookseite zu diesem Thema. So schreibt Sandra Matthews aus Lommatzsch, sie habe ihre drei Kinder alle in Meißen bekommen. Bei sämtlichen drei Geburten hätten sie die gleiche Hebamme und beinahe auch die gleiche Ärztin betreut. Nur beim Nachzügler habe die Ärztin zu einem Notfall gemusst. Die gebürtige Meißnerin Conny Jenig erinnert sich an ihre Jahre im Team der Geburtsklinik: „Oh ja, das waren tolle Zeiten, da zu arbeiten. Ein super Team, da geht man gern auf Arbeit. Super Ärzte, die wissen was sie tun.“ Dr. Marlies Leibner, inzwischen Chefin der Gynäkologie, sei sehr zu empfehlen.

Bestätigt werden diese einzelnen Stimmen von einer belastbaren Statistik der Krankenkassen AOK und Barmer. Mehr als drei Viertel aller Frauen, die ein Kind im Elblandklinikum Meißen geboren haben, würden das Krankenhaus weiterempfehlen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, an der sich mehr als 256 Mütter beteiligt haben, die in Meißen ein Kind auf die Welt brachten. In ganz Sachsen wurden insgesamt mehr als 30 000 Mütter befragt. Die Krankenkassen AOK und Barmer haben erstmals die Ergebnisse zur Zufriedenheit mit Geburtskliniken veröffentlicht (siehe Tabelle). Online sind die Ergebnisse sämtlicher Geburtskliniken in das Portal eingeflossen. Die Krankenhäuser Oschatz und Radebeul sind dabei nicht enthalten, weil es dort keine Entbindungsstationen mehr gibt.

Allerdings zeigen die Zahlen von 2015, dass das Städtische Klinikum Dresden-Neustadt davon ganz erheblich profitiert haben dürfte. Mit knapp 2 200 Fällen liegt das Krankenhaus im gesamten Dresdner Raum ganz deutlich an der Spitze. Besonders für Radebeuler Mütter dürfte die Klinik aufgrund der räumlichen Nähe und des familiären Charakters die erste Wahl darstellen.

Emotionalster Moment im Leben

„Die Geburt eines Kindes ist sicher einer der emotionalsten Momente im Leben“, sagt Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK Plus. Der Beistand durch Ärzte und Hebammen und die Umgebung blieben lange im Gedächtnis. „Weil uns interessiert, wie unsere Versicherten sich versorgt und behandelt fühlen, haben wir gemeinsam mit Partnern überall in Sachsen Frauen nach ihren Erfahrungen mit den Geburtskliniken gefragt.“ Die Bewertungen sollen helfen, damit andere, die ein Krankenhaus für die Entbindung suchen, davon profitieren können.

Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer, ergänzt: „Unsere Umfrageergebnisse helfen Eltern dabei, sich schnell zu orientieren.“ Allerdings sollten werdende Mütter nicht nur die Umfrage-Ergebnisse berücksichtigen, sondern auch andere Faktoren – etwa die Zahl der Geburten in einer Klinik. „Kliniken, die viele Geburten durchführen, haben in der Regel mehr Erfahrung im Umgang mit komplizierten Situationen.“ Zur Einordnung: In Meißen wurden vergangenes Jahr 719 Kinder geboren. Im Schnitt würden 83 Prozent aller in ganz Deutschland befragten Frauen ihre Geburtsklinik weiter empfehlen. Meißen liegt mit 77 Prozent leicht darunter.

Die Elblandkliniken haben angekündigt, in diesem Bereich – wie in vielen anderen auch – in den nächsten Jahren investieren zu wollen. „Um den Bedürfnissen werdender Eltern noch besser gerecht zu werden, bauen wir noch in diesem Jahr unsere Stationsbereiche der Geburtsklinik um“, heißt es auf Anfrage der SZ.

In dieses Vorhaben fließen auch die Ideen der Hebammen, Kinderschwestern und Ärzte ein. Nach dem Umbau seien die Räumlichkeiten besser angeordnet und würden höchsten Sicherheitsstandards entsprechen. Die bisher langen Wege zum Kinderzimmer werde es nicht mehr geben, teilt das Elblandklinikum weiter mit. Die Neugeborenen würden in direkter Nähe der Mütter untergebracht. Das Krankenhaus biete dann eine integrierte Wochenbettpflege an.

„Wir möchten den Eltern von Anfang die Gelegenheit geben, mit ihrem Nachwuchs zusammen zu sein“, so Sprecherin Sabine Seiler. Der Aufenthalt in der Geburtsklinik solle insgesamt familienfreundlicher gestaltet und der Patientenkomfort gesteigert werden.

Die Umbaumaßnahmen beginnen im Dezember und werden voraussichtlich Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Bis dahin erfolgt die Behandlung in den gewohnten Räumlichkeiten ohne Baustress. Die werdenden Eltern werden zu den monatlich stattfindenden Elterninformationsabenden über einen Flyer vom geplanten Umbau informiert.

Häuser in Dresden haben ausgebaut

Größte Konkurrenz für Meißen sind vor allem die Häuser in Dresden. Angesichts eines Geburtenbooms in der Landeshauptstadt haben diese in letzter Zeit ihre Kapazitäten erheblich ausgebaut. So reagierte das St.-Joseph-Stift auf die steigenden Zahlen mit dem Bau eines dritten Kreißsaals. „Die räumliche Situation wird damit entlastet“, so Sprecherin Julia Mirtschink. Das Diakonissenkrankenhaus hatte bereits zuvor aufgestockt, allerdings personell. So wurden zwei zusätzliche Hebammen eingestellt. Der Kreißsaal kann damit rund um die Uhr mit mindestens zwei Hebammen besetzt werden.

www.sz-link.de/Geburten-Studie