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Hunde jagen mit Tempo 70 den falschen Hasen

In Kodersdorf gibt es eine Anlage für Windhundrennen. Jetzt denkt der Verein über einen Ausbau nach.

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© Verein

Von Frank-Uwe Michel

Wenn Dirk Pecina über die schnellen Vierbeiner erzählt, die über die Windhundrennanlage in Kodersdorf-Bahnhof flitzen, gerät er ins Schwärmen. Seit seiner Jugend ist er mit den schlanken, geradezu zierlich wirkenden Hunden vertraut. Zusammen mit seinem Vater Heinz-Jürgen Pecina und der Whippet-Hündin Anne nahm er schon Anfang der 1980er Jahre erfolgreich an Windhundrennen teil. „Das war für mich als kleiner Junge jedes Mal ein tolles Erlebnis. Ein Stück Abenteuer. Und wenn unsere Hündin gewann, war der Familienausflug umso schöner.“

Diese Leidenschaft hat sich der junge Mann bewahrt. Aus dem früher in Görlitz ansässigen Verein ist vor 17 Jahren der Windhundrennverein Silesia 2000 geworden, der nun in Kodersdorf seinen Vereinssitz hat. „Wir waren schon lange auf der Suche nach einem geeigneten Gelände. Zur Jahrtausendwende bot man uns den früheren Fußballplatz der Kodersdorfer Kicker an. Wir sahen sofort, dass wir ihn für unsere Zwecke umrüsten konnten und mobilisierten noch ein paar andere Windhundfreunde“, erzählt Pecina über die Vereinsgründung. Doch damit war es nicht getan, denn der Schotterplatz der Fußballer musste eine Grasnarbe erhalten, um die Muskulatur der vierbeinigen Sprinter nicht über Gebühr zu beanspruchen. „Windhunde sind ganz grazile Wesen. Durch die Geschwindigkeiten wirken große Kräfte in ihren Körpern. Da muss der Untergrund möglichst verträglich sein.“ Durch viele Arbeitseinsätze und auch durch gezielte Investitionen ist eine Bahn entstanden, die 2012 endlich eingeweiht werden konnte und die in der Region einzigartig ist. Dirk Pecina begrüßt regelmäßig Windhundhalter aus ganz Ostsachsen – auch wenn deren Zahl überschaubar ist. „Wir haben etwa 20 Tiere, die hier regelmäßig trainieren. Vor allem Whippets, Greyhounds und Afghanen“, nennt er die häufigsten gehaltenen Rassen. Aber auch andere waren schon in Kodersdorf zu Gast: Windspiel, Saluki, Sloughi, Galgo Español, Podenco Ibicenco – die Namen hören sich exotisch an. Wettkämpfe gibt es in Kodersdorf jedoch nicht. „Dafür müssten wir die Anlage noch mehr aufpeppen und auch vom Verband abnehmen lassen. Der Aufwand ist zu groß, bei uns soll alles Hobby bleiben.“

Schon jetzt verfügt das Oval über eine elektronisch regelbare Endlosanlage. Die Hunde flitzen einer Hasenattrappe hinterher. Größere Windhundrassen wie Afghanen und Greyhounds liefern eine komplette Runde Höchstgeschwindigkeit ab – also 480 Meter. Kleinere Rassen wie Whippets begnügen sich mit 350 Metern. Dabei werden je nach Rasse zwischen 60 und 70 Stundenkilometer erreicht.

Windhunde können laut Dirk Pecina nur kurzzeitig Höchstleistungen bringen. „Die meisten der heute existierenden Rassen wurden vor 400 oder 500 Jahren für die Jagd gezüchtet. Mit ihrem schmalen Körperbau und den langen Beinen waren sie bestens dazu geeignet, Hasen und Rehen hinterher zu sprinten.“ Auch heute noch bestimme dieses Zuchtziel die Anatomie. „Das Herz der Windhunde ist auf kurze Geschwindigkeitsläufe ausgelegt, für ausdauernde Belastungen wie das Laufen am Rad sind sie nicht geeignet.“ Wenn sie sich ein- oder zweimal in der Woche auspowern können, reiche das. „Ansonsten sind sie richtige Couch-Potatos“, weiß der Fachmann.

Auch wenn die warme Jahreszeit zu Ende ist – auf der Windhundrennanlage in Kodersdorf wird trotzdem trainiert. Immer sonnabends von 10 bis 12 Uhr rücken Hundebesitzer mit ihren Schützlingen an, können aber auch Interessenten ohne Vierbeiner die Trainingsläufe der schnellen Vierbeiner beobachten. „Solange noch kein Eis auf der Bahn liegt, sind wir draußen. Denn Ausarbeitung brauchen die Hunde ja nicht nur, wenn die Sonne scheint“, erklärt Pecina. Er kümmert sich als Platzwart um die Instandhaltung der Anlage und hat in der nächsten Zeit noch viel vor. „Die technische Ausstattung ist zwar abgeschlossen, nun geht es aber darum, sie zu optimieren. Wir werden in den kommenden Monaten noch Parkplätze anlegen. Auch neue Grünanlagen sollen entstehen.“ Zudem will der Verein in den umliegenden Gebäuden Ferienwohnungen einrichten für Windhundbesitzer, die ihren Tieren ordentlich Auslauf und sich selbst ein paar Tage Urlaub gönnen wollen.

Mehr über den Windhundrennverein Silesia 2000 gibt es hier.