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Hund verbellt Eindringlinge

Zwei Männer haben versucht, den Lotto- und Presseshop Riedel in Großenhain zu überfallen. Für die Inhaberin nicht das erste traumatische Erlebnis dieser Art.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Viel geschlafen hat Suela Riedel nicht in den vergangenen Nächten. Die Inhaberin des Lotto- und Presseshops ist noch immer viel zu aufgeregt und geradezu fassungslos, was ihr da am Dienstagmittag wiederfahren ist. Ihr Geschäft – nach nunmehr 17 Jahren eine Institution in Großenhain – wurde versucht, zu überfallen. „Ich bekomme die Bilder gar nicht mehr aus meinem Kopf. Und ich muss ehrlich sagen, ich habe Angst“, bekennt Suela Riedel.

Dabei habe ihr Tag zunächst ganz unaufgeregt angefangen. Dienstags sei normalerweise nicht so viel los im Laden wie gen Wochenende. Ein paar Stammkunden hätten sich ihre Tageszeitungen abgeholt. Mit einigen habe sie das übliche Schwätzchen gehalten, und so sei die Zeit bis zum Mittag eigentlich schnell vergangen.

Der Polizei wird Suela Riedel später sagen, dass es wohl gegen 11.50 Uhr gewesen sein muss, als ein fremdländisch aussehender Mann den Laden betreten hat. Nach einem undeutlichen Gruß habe er sich zunächst vor das Regal mit den Zeitschriften gestellt und begonnen, in der einen oder anderen zu blättern. „Das ging eine Weile so, und deshalb hatte ich auch Gelegenheit, ihn anzuschauen“, erzählt Riedel. Gut 1,75 Meter sei der dunkelhäutige, schwarzhaarige Mann groß gewesen. Bekleidet mit einem bunten Hemd und einer weißen Hose schaute er scheinbar wahllos in mehrere Koch- und Backzeitschriften.

Irgendwann, so Suela Riedel, sei ihr das Ganze komisch vorgekommen. Sie habe ihn angesprochen und gefragt, ob er Hilfe benötige. Ein Angebot, was er offenbar nicht verstanden habe. Noch während die erfahrene Geschäftsfrau versuchte, ihm gestikulierend zu erklären, dass sie nur deutsche Zeitschriften dieser Art verkaufe, ist plötzlich ein anderer Mann durch den Laden bis in den Kassenbereich und zum Lagerraum gegangen. „Er war ebenfalls arabisch aussehend“, erinnert sich Suela Riedel. Der um die Fünfzigjährige wäre geradewegs in das Hinterzimmer gelaufen, dorthin, wo sie auch einige Waren eingelagert habe. Beherzt, ohne nachzudenken, stürzte die 46-jährige Mutter eines Sohnes hinterher und forderte ihn laut schreiend auf, das Geschäft zu verlassen.

Bevor sie den beiden ungebetenen Gästen androhte, andernfalls die Polizei zu rufen, sei der dunkel gekleidete Mann sichtlich erschrocken in den Verkaufsraum zurück geeilt. Womit der vermeintliche Trickbetrüger nämlich nicht gerechnet hatte: Im Lagerraum residiert für gewöhnlich der acht Monate alte Hund Willi. Der kleine Bolonka Zwetna-Rüde machte seiner Größe alle Ehre und konnte die Männer offenbar in die Flucht bellen. Doch damit nicht genug.

Nachdem Suela Riedel die Großenhainer Polizei verständigt hatte, setzte sie sich sofort auf ihr Fahrrad und düste ihrem unwillkommenen Besuch hinterher. „Ich habe sie noch eine ganze Weile gesehen. Aber plötzlich waren sie wie vom Erdboden verschwunden. Wahrscheinlich haben sie mich doch entdeckt“, vermutet die couragierte Röderstädterin.

Dass sie sich seit Dienstag Gedanken darüber macht, ob die Täter vielleicht noch einmal wiederkommen, daraus will sie gar keinen Hehl machen. Schon vor fünf Jahren habe sie einen Mann dabei erwischt, wie er im Geschäft den Standort der Kasse und die Aufbewahrung der Zigaretten registrierte. Es sei ein offenes Geheimnis, dass Läden zunächst beobachtet und ausspioniert würden. Die Täter warteten nur auf den entscheidenden Moment, in dem kein Kunde im Raum sei. Auch in ihrem Fall sei das ja so gewesen. „Aber Frau Riedel hat sich genau richtig verhalten! Man soll sich in so einer Situation nicht noch zusätzlich in Gefahr bringen“, sagt Jana Ulbricht. Wie die Sprecherin der Polizeidirektion Dresden bestätigt, liege die Anzeige vor. Ein Ermittlungsergebnis indes noch nicht.