Merken

Hopfen mit Melonen-Aroma

Rund um Schrebitz werden auf 80 Hektar Hopfen angebaut. Im Frühjahr sah es nicht nach einer guten Ernte aus.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Schrebitz. Hopfenbauer Reiner Joachim zerbricht eine Dolde und zerreibt einen Teil auf der Handoberfläche. Diese Dolde stammt vom Bitterhopfen, eine andere vom Aromahopfen – in diesem Fall Mandarine. Auch sie wird aufgebrochen und verrieben. Der Unterschied ist deutlich. Der Bitterhopfen riecht frisch wie gerade gemähtes Gras mit einer bitteren Note. Eher zitronig duftet der Aromahopfen.

Die Hopfen und Obst GmbH (Hoob) baut auf 80 Hektar rund um Schrebitz Hopfen an. Ursprünglich waren es 80 Prozent Bitterhopfen. Das hat sich in den letzten fünf bis sechs Jahren gewandelt. Nun baut Geschäftsführer Reiner Joachim mit drei fest angestellten Mitarbeitern und Saisonkräften auf drei Viertel der Fläche Aromahopfen an. Der wird vor allem für die Herstellung von Craftbier verwendet. „Das sind handgemachte Biere in verschiedenen Geschmacksrichtungen mit heimischen Rohstoffen und aus Brauereien der Region“, sagt Joachim. Möglich macht das der Aromahopfen mit seinen Ölen und Geschmacksträgern.

Die Hoob baut zurzeit die Aromasorten Melone, Mandarine, Blanc (Weinaroma) sowie den ältesten Hopfen der Welt namens Saazer an. „Mit ihm kann man sowohl Pilse als auch Lagerbiere herstellen“, so der Hopfenbauer. Zu den weiteren Sorten gehören Cascada und Spaler Select. Damit orientiert sich der Geschäftsführer am Markt. Doch das ist nicht ganz einfach. Immerhin sind die Wurzelstöcke mehrjährig und können nicht nach kurzer Zeit wieder gerodet werden, nur weil statt Mandarinen-Aromen lieber Orangen-Aromen gewünscht werden.

Damit die Sorten rein sind, werden sie separat geerntet und auf den Bandtrockner gebracht. Die Elektronik macht es möglich. „Wir stellen deutschen Siegelhopfen her“, so Reiner Joachim. So wird ein nach Anbau- oder Herkunftsgebiet zertifizierter Echter Hopfen bezeichnet. „Für jede Partie erbringen wir einen Herkunftsnachweis und dokumentieren, welche Pflanzenschutzmittel eingesetzt wurden. Außerdem unterliegen wir einer neutralen Qualitätskontrolle“, so Joachim. Das sei notwendig, damit die Brauerei genau nachvollziehen kann , wie und wo der unerlässliche Rohstoff für das Bierbrauen herkommt. „Der Hopfen enthält mehr als 400 ätherische Öle und verleiht dem Bier sein Aroma. Zudem ist Hopfen ein Konservierungsstoff. Er macht das Bier auf natürliche Weise haltbar. Verantwortlich hierfür sind Bitterstoffe, die sogenannten Alphasäuren. Diese haben eine antibakterielle Wirkung und geben dem Bier zudem seine bittere Note“, so Joachim.

Der Hopfenbauer ist mit der Qualität seines Produktes sehr zufrieden. Das Wechselspiel zwischen Regen und Sonne in den Sommermonaten haben dafür gesorgt, dass sich beim Alphahopfen die Alphasäuren gut ausgebildet haben. „Das sah am Anfang der Vegetationsperiode nicht so aus. Im Frühjahr war es lange kalt. Eigentlich beginnt der Hopfen, Mitte April auszutreiben. So richtig los ging es erst am 15.  Mai. Dann kam die lange Trockenheit. Wir waren froh, uns vor Jahren für eine Tröpfchenbewässerung der Pflanzen entschieden zu haben. So konnten wir den Wassermangel ausgleichen“, sagt Joachim. Außerdem ist der Boden in der Region ein schwerer Lößlehmboden. Der habe gute Nährstoffe und diene als Wasserspeicher. Trotzdem rechnet Joachim wegen der Trockenheit mit fünf bis acht Prozent weniger Ertrag. Dann kam die Zeit, in der der Hopfen in die Höhe schießt. „Wenn man will, kann man sozusagen beim Wachsen zuschauen. Bei optimalen Bedingungen klettert die Pflanze pro Stunde einen Zentimeter“, sagt der Hopfenbauer. Bei sieben Metern ist dann Schluss, weil der Draht, an dem sich die Reben ranken, nur so lang ist. Im Juli beginnt der Hopfen zu blühen und es entwickeln sich bis zu 10 000 Dolden pro Pflanze. Die reifen bis Ende August und bilden ihre Inhaltsstoffe aus.

Ende August hat die Ernte begonnen. Viele Aufgaben erledigen Maschinen. „Die Reben werden mit einem Schnittgerät unten abgeschnitten, an einer Kette nach oben gezogen und abgerissen. Die Reben fallen dann nach unten auf einen Hänger“, so Joachim. Dann werden die Reben zur stationären Pflückmaschine gebracht. Die moderne Maschine, die in einer Stunde von 1 000 Reben die Dolden pflückt, hat die Hoob vor zwei Jahren angeschafft. Anschließend kommen die Dolden auf einen dreistöckigen Bandtrockner mit insgesamt 54 Quadratmetern Trockenfläche, um zum Schluss in 60-Kilo-Säcke gepresst und zu einem Händler transportiert zu werden.