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Hommage an die Stones

Seit einem Jahr ist in Bautzen eine Ausstellung über die Rolling Stones zu sehen. Der Sammler hat aber noch mehr wertvolle Stücke in petto.

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© Uwe Soeder

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Die Jukebox spielt „Start me up“, dazu dreht sich eine Diskokugel und wirft flüchtige Flecken über den schwarz-weiß karierten Fußboden. Willkommen in Bautzens jüngstem Museum – dem Stones-Pavillon über dem Parkhaus am Theater an der Äußeren Lauenstraße 25. Hier hat der absolute Rolling Stones-Fan Olaf Böhme vor einem Jahr einen Teil seiner umfangreichen Privatsammlung in die Hände und Räume der städtischen Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft (BBB) gegeben, um sie der Öffentlichkeit zu zeigen. Die Tourist-Information bietet an ausgewählten Tagen sowie auf Anfrage Führungen an. 1 500 Gäste zählte der Stones-Pavillon, seitdem er im November 2015 eröffnet hatte. „Bei diesem speziellen Thema ist das eine Zahl, die sich sehen lassen kann“, findet Jens-Michael Bierke von der Tourist-Information, die das Museum betreut und vermarktet.

Schon in den 60er-Jahren wurden die Rolling Stones als Gegenpol zu den Beatles als „härteste Band der Welt“ beworben. Mit diesen Worten kündigt ein 49 Jahre altes Plakat, das heute in Bautzens Stones-Ausstellung hängt, die Jungs aus England um Sänger Mick Jagger und Lead-Gitarrist Keith Richards an. Damals am 30. März 1967 traten die Stones in Köln auf, liest man auf dem Plakat. Die Ticketpreise bewegten sich zwischen erschwinglichen 7 und 18 D-Mark. Dagegen kostete die Karte beim jüngsten Deutschlandkonzert vor zwei Jahren zwischen 100 und 700 Euro.

Kaum eine Band lebt Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll wie die Stones. In ihrer mehr als 50-jährigen Biografie reihen sich Affären, Drogenskandale und unzählige Auftritte, nach denen die Konzerthallen Schlachtfeldern glichen. Zeugnissen solcher Exzesse begegnet der Besucher auch im Stones Pavillon: Dort stehen die Sportschuhe von Keith Richards, die er 1978 im kanadischen Toronto trug, wo ihn ein Gericht wegen Drogenbesitzes verurteilte. Hier sieht er einen Deckenstrahler aus dem Haus von Brian Jones, wo der frühere Stones-Gitarrist 1969 tot im Pool treibend aufgefunden wurde. Dort hängt eine Seite aus dem „Neuen Deutschland“ von 1965 an der Wand. Darauf druckte das Zentralorgan der SED einen Artikel aus der Bild-Zeitung ab: Ein Mädchen beschreibt, wie sie die Hölle auf Erden erlebte, als es bei einem Stones-Konzert auf der Westberliner Waldbühne zu schweren Ausschreitungen kam. Des Weiteren gibt es Fotos von Bühne und Backstage – und jede Menge Schallplatten.

Aufkleber und Pins

Noch eine andere Sache fällt den Besuchern im Pavillon bald auf. Gleich ihrem ersten internationalen Nummer-Eins-Hit von 1965 „I can’t get no satisfaction“ gehört zu der Band eine riesige Marketingmaschinerie. „Die Stones waren eine sehr geschäftstüchtige Band“, sagt Bierke. Sie überschütteten ihre Fans geradezu mit Merchandising-Artikeln.

In den Vitrinen der Ausstellung reihen sich deshalb auch Kühlschrankmagnete, Aufkleber, Pins, Schlüsselanhänger. „Es ist der reine Wahnsinn“, entfährt es Bierke. Das berühmte Band-Logo – die rausgesteckte rote Zunge – gibt es sogar als Telefon und als Lichterkette für den Weihnachtsbaum. Bierke ist sich sicher, dass die Schau über die legendäre Band in Zukunft noch mehr Leute anziehen wird. Deshalb wurde im Sommer ein Hefter erstellt, aus dem Gäste Details zu den Exponaten erfahren. So könnte man auch losgelöst von Gruppenführungen künftig das Stones-Museum für Besucher aufschließen. Eine Trennwand soll dann den Eingangsbereich mit der nostalgischen Ladentheke vom Ausstellungsraum abgrenzen.

Fantreffen und Vorstandssitzungen

Und das Wichtigste: „Wir wollen hier nächstes Jahr eine Klimaanlage einbauen“, kündigt Bierke an. Gerade im Sommer hatten sich die Räume sehr aufgeheizt. Das wird durch die mit schwarzer Folie beklebten Fensterscheiben verstärkt. Die Sammlung ist sehr wertvoll und darf nicht ausbleichen, erklärt der 45-Jährige.

Bei den Exponaten ist ab und an Bewebung drin. Der Kurator Olaf Böhme, der beruflich die Geschäfte der Bautzener Kreiswerke leitet, habe noch einige spannende Stücke in Reserve und wolle die Sammlung weiterentwickeln, sagt Bierke. Bisher konzentriert sich die Tourist-Info auf Gruppenführungen, für die der Pavillon extra aufgeschlossen wird. In diesem Jahr gibt es auch Buchungen im Rahmen von Weihnachtsfeiern. Des Weiteren wurden im Museum schon Fantreffen und Vorstandssitzungen abgehalten. Auf Wunsch bietet die Tourist-Info Führungen auf Tschechisch an. Denn auch jenseits von Sachsens Grenze wächst das Interesse an Bautzens jungem Museum über die härteste Band der Welt.

Führungen durch den Stones Pavillon: am 13. und 27. November sowie am 4., 11. und 18. Dezember; Treff ist 14 Uhr an der Tourist-Info, Hauptmarkt 1; Kosten: 5 Euro.