Von Frank Thümmler
Der 14. Europamarathon am Sonntag in Görlitz war nicht nur aus organisatorischer Sicht überragend. Bei den Frauen gab es über die Marathondistanz einen Streckenrekord. Die in Prag lebende Russin Evgeniia Zhgir absolvierte die ausgesprochen schwierigen 42,195 Kilometer durch Görlitz, Zgorzelec und Umgebung mit vergleichsweise vielen Höhenmetern in 3:10:01 Stunden und verwies die Lokalmatadorin Franziska Kranich mit über 20 Minuten Vorsprung auf den zweiten Platz. Bei den Männern genügte eine Zeit von 2:48:42 Stunden diesmal nicht zum Sieg. Der Thüringer Micha Bähr gewann in 2:47:09 Stunden knapp vor dem Weißwasseraner Daniel Seher.
Europamarathon Görlitz
Beide Lausitzer, vor dem Rennen allerdings in Unkenntnis der endgültigen Meldungen als Favoriten gehandelt, waren nach dem Rennen mit ihren Leistungen zufrieden, Franziska Kranich sogar positiv überrascht: „Ich habe mich überhaupt nicht in Form gefühlt, keine Ausdauer, keine Schnelligkeit. Und dann bin ich keine Hitzeläuferin. Ich habe echt überlegt, ob ich noch auf eine kürzere Strecke ummelde. Aber für zehn Kilometer fehlt mir die Schnelligkeit, und beim Halbmarathon müsste ich mich auch quälen. Da kann ich mich auch gleich ganz quälen, habe ich gedacht, und mit einer Zeit um vier Stunden gerechnet.“ Dass es am Ende (in 3:32:39 h) fast 30 Minuten schneller war, konnte die zierliche, 32-jährige Görlitzerin kaum glauben. Und die Siegerin war sowieso außer Reichweite und hatte sich schon nach wenigen Kilometern abgesetzt.
Ganz anders verlief das Rennen der Männer: Die beiden Spitzenläufer setzten sich von Anfang an ab, passierten den Halbmarathon bei 1:20 Stunden, bevor Daniel Seher abreißen ließ. „Ich habe ein bisschen rausgenommen, weil mir bei diesem Tempo das Risiko zu hoch war, dass ich womöglich aussteigen müsste, zumal meine Frau und meine Töchter im Ziel auf mich gewartet haben.“
Micha Bähr blieb zwar immer in Sichtweite von Seher, aber auch die Hoffnung, dass der 41-jährige Thüringer am letzten langen Anstieg, dem Weinberg in Weinhübel, etwas einbrechen würde, erfüllte sich nicht. Der Weißwasseraner Daniel Seher kam zwar noch einmal näher, aber am Ende fehlte über eine Minute zum Sieg. „Ich hätte bei diesen Bedingungen nicht gedacht, dass meine Zeit nicht zum Sieg reichen würde. Es war für mich ein extrem schwerer Lauf, wegen der Hitze, aber auch, weil man sich hier kilometerweise ganz allein durchkämpfen muss. Nächstes Jahr werde ich einen neuen Versuch starten, den Europamarathon zu gewinnen.“
Das wird auch die Organisatoren freuen, die von allen Seiten nur Gutes über ihren Lauf zu hören bekamen – dank der 450 (!) Helfer. „Die Einradfahrer beispielsweise waren hellauf begeistert und wollen nächstes Jahr mit 200 Startern einen Marathon absolvieren.“ Die Atmosphäre an der Strecke vor allem aber im Start- und Zielbereich begeisterte Starter, zahlreiche Zuschauer und mitfiebernde Eltern, die ihre Kinder am Nachmittag anfeuerten.
Ganz wichtig: Schlimmes passiert ist nicht. Eine Skaterin stürzte ohne Fremdeinwirkung schwer und musste ins Krankenhaus gebracht werden. UND natürlich musste der ASB-Rettungsdienst einiger Male ausrücken, um bei der Hitze dehydrierte Teilnehmer zu versorgen – aber alles im grünen Bereich, hieß es gestern Nachmittag.
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