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Hickhack am Dönerstand

Der Kiosk auf dem Marktplatz in Reichenbach ist zu. Ein nächster Investor steht allerdings schon in den Startlöchern.

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© Carmen Schumann

Von Constanze Junghanss

Mal schnell einen Döner zum Feierabend essen. Oder den Kindern Pommes kaufen: Fast elf Jahre war das in Reichenbach auf dem Marktplatz möglich. 2006 eröffnete hier im Kiosk das Dönergeschäft „Pizza Side“. Seitdem stand Ahmed Özkul hinter dem Tresen, schnitt das Fleisch vom Drehspieß und mischte den Salat. Für die Kinder gab es immer einen Lutscher als Geschenk. Doch im Moment stehen Gäste vor verschlossener Tür. Die kleine Gastronomie, die auch den Lieferservice nach Hause anbot, ist seit einer Weile zu. Allerdings weist kein Schild darauf hin. Öffnungszeiten stehen hinter der Glasfront und neuerdings sogar der Hinweis auf freies WLAN. Was ist passiert, fragen sich die Reichenbacher?

Ahmed Özkul war nicht selbst der Betreiber des Geschäfts, sagt er. Sondern arbeitete als Angestellter für seinen Bruder, der solche Läden auch in Markersdorf, Koderdorf und Görlitz betreibt. Der wiederum gab den Dönerstandort in Reichenbach auf und eröffnete direkt an der Bundesstraße B6 in Hochkirch den Imbiss „Hallo Döner und Cafe“. Dorthin fährt seit dem Frühjahr Ahmed Özkul nun täglich und hat Reichenbach hinter sich gelassen.

Doch noch kurz vor seinem Weggang gab es einen Betreiberwechsel. Özkul erzählt, er habe dem Neustarter sogar Tipps auf den Weg mitgegeben, ihm gezeigt, wie man die Saucen mischt, das Fleisch zubereitet. In der Hoffnung, das Geschäft würde weiter am Laufen bleiben.

Mark Kutschmenok hat den Imbiss übernommen. Er ist eigentlich in der Immobilienbranche tätig und führt ein Immobilienbüro. So wie er sagt, vermietet Kutschmenok momentan 19 Wohnungen in der Stadt. Dem Kiosk wollte er neues Leben einhauchen. Allerdings mit einigen Veränderungen. „Ich habe ein Rauchverbot eingeführt und schaffte den Bierverkauf ab“, sagt er. Das war im Mai dieses Jahres. Auch die Spielautomaten wurden entfernt, stattdessen freies WLAN installiert. Mark Kutschmenok begründet seine Neuerungen damit, dass er kein Treffpunkt für Biertrinker sein wollte. Der Kiosk sollte familienfreundlicher werden. Doch angenommen wurde das neue Konzept nicht. Obwohl die Pläne groß gewesen wären: Neben Döner und Pizza hätte später ein Cafeteriaangebot Einzug halten sollen. „Meine Frau wollte das machen, Kuchen backen und Kaffee anbieten. Sie kommt aus dem gastronomischen Bereich“, erzählt der Spätaussiedler, der schon lange mit seiner Familie in Reichenbach lebt.

Dass kaum Gäste kamen begründet Mark Kutschmenok mit der Gerüchteküche. Die wäre „schlimm rufschädigend“ gewesen. „Es wurde behauptet, im Essen wären Haare, es hätte bei uns nicht geschmeckt und noch viel mehr. Das stimmt aber alles nicht.“ Das Lebensmittelüberwachungsamt kam trotzdem auf ihn zu. Und zwar etwa zwei bis drei Wochen nachdem er den Dönerladen vom Vorgänger übernommen hatte. Einige geringfügige Mängel wären festgestellt worden. Mängel allerdings, die schon vor der Geschäftsübernahme bestanden hätten. So wollte der Unternehmer eigentlich Renovierungsarbeiten durchführen, um die vom Amt aufgeführten Mängel zu beseitigen. Dazu kam es aber nicht mehr. Weil die Kundschaft ausblieb, war ihm die Sache mit der Investition in die Renovierung zu heikel. Er hätte dafür viel Geld in die Hand nehmen müssen. Also schloss Mark Kutschmenok nach nur rund drei Monaten die Dönerbude wieder zu. Künftig will er sich nur noch seinen Immobilien widmen. Eins seiner Mietshäuser ist im Internet zum Verkauf ausgeschrieben.

Das absolute Aus für den Kiosk ist das aber nicht. Denn der nächste Investor steht schon in den Startlöchern. Er soll bereits Dönerläden in Görlitz und Bautzen betreiben. Das Häuschen auf dem Marktplatz ist kommunales Eigentum, gehört also der Stadt. Die vermietet das Objekt über die Bauen und Wohnen GmbH. Jetzt bestätigte die Verwaltung der SZ, dass es einen Nachmieter geben soll. Voraussichtlich ab Anfang August soll ein neuer Imbiss einziehen. Aus Datenschutzgründen darf die Verwaltung allerdings nicht sagen, wer der Nachfolger ist.