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Herzogswalde wird zum Golfmekka

Die Erweiterung des Golfklubs Herzogswalde ist fast abgeschlossen. Der neue Platz zieht neue Mitglieder an.

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© Andreas Weihs

Von Hauke Heuer

Wildsruff. Golflehrer Nick Cole (51) kennt sich aus auf den Greens dieser Welt. Mit gerade einmal sechs Jahren hatte er den ersten Schläger in der Hand, später führte er das Jugendnationalteam von England an. Doch wenn er im Caddy über den in den vergangenen Monaten erweiterten Golfplatz in Herzogswalde fährt, kennt seine Begeisterung kaum Grenzen. „Solche Plätze finden Sie sonst nur an den Küsten von England oder Irland“, schwärmt er mit seinem breiten britischen Akzent.

Tatsächlich sieht der neue Platz mit neun Löchern ein wenig aus, als hätte man ihn aus einem Postkartenmotiv der englischen Nordseeküste geschnitten. In sanften Hügeln fällt er in Richtung des 2016 errichteten Klubhauses ab. Der raspelkurze Rasen wird immer wieder von großen Inseln durchbrochen, die dünengleich mit Strandhafer bewachsen sind. Passend dazu weht in diesen Tagen nicht selten eine steife Herbstbrise.

Weniger einladend kommt noch der nördliche Bereich des Platzes daher. Die Bagger rollen und große Erdhügel werden aufgeschüttet. Auch hier sollen in den kommenden Monaten neun neue Löcher entstehen – ein sogenannter Kurzplatz. „Mit diesem Bereich wollen wir vor allem Anfängern den Einstieg in den Golfsport erleichtern. Die Distanzen sind viel geringer. Das erspart viel Frust und schafft schnellere Erfolgserlebnisse“, erklärt Trainer Cole.

Mit der Fertigstellung des Kurzplatzes können in Herzogswalde 27 Löcher mit einer Länge von bis zu 548 Metern gespielt werden. 18 sind hinzugekommen. Doch wer das plant, braucht ein wenig Ausdauer und bestenfalls einen Golfcaddy. Acht bis neun Kilometer geht es auf dem rund 150 Hektar großen Gelände auf und ab – ein tagesfüllendes Programm.

Langweilig wird es dabei dennoch nicht. „Dieser Platz bietet viele Überraschungen. Oft muss quasi blind abgeschlagen werden. Ohne Erfahrung oder eine Karte des Geländes kommt man da nicht weit“, erklärt Cole.

Dass der Golfplatz auch Enthusiasten begeistert, liegt nicht zuletzt an den sogenannten „Shapern“, die dem Grün seine eigentliche Form geben, Hügel aufschütten, Teiche und Bunker ausheben und die Abschlagspunkte definieren. Mick McShane und Mark Andrews, echte Koryphäen der Szene, planten verschiedene Teilbereiche der neuen Anlage. Bisher zeichneten sie schon für viele Plätze im Golfmekka Großbritannien, aber auch auf den Fidschi-Inseln und an anderen exotischen Orten verantwortlich.

Neuer Investor – neuer Schwung

Einen Golfplatz gibt es in Herzogswalde schon seit Mitte der 90er-Jahre. Dass das Projekt jetzt neu an Fahrt aufgenommen hat, ist Reinhard Saal zu verdanken. Der Investor hat in dem Ort bereits zwei Wohnsiedlungen gebaut. Direkt neben dem Golfplatz steht ein Vierseithof, der ihm gehört. Zuletzt machte er vor allem durch ein großes Wohnbauprojekt am Herzogin Garten gegenüber dem Dresdner Zwinger auf sich aufmerksam.

Von dort stammt auch ein Großteil des Materials, das für die Aufschüttung des Golfplatzes benötigt wurden. Insgesamt 1 270 Ladungen Erdaushub und Kies karrten die Lkws aus Dresden heran. Erst dieses Material machte es möglich, die großen Hügel auf diesem Platz zu gestalten und langfristig zu stabilisieren, heißt es. Von der Dresdner Baustelle wurden zudem alte Elbsandsteinblöcke nach Herzogswalde gebracht. Sie werden zur Landschaftsgestaltung und etwa als Sitzgelegenheit verwendet.

Saal investierte in den vergangenen zwei Jahren 6,7 Millionen Euro in den Klub. Alleine der Bau des Klubhauses kostete rund drei Millionen Euro. Das erscheint verwunderlich, denn der Millionär spielt selber nicht Golf.

„Wir werden es ihm und seiner Familie schon noch beibringen. Im Moment fehlt einfach die Zeit“, versichert Klubmanager Jens Pötsch, der in diesen Tagen alle Hände voll zu tun hat. Alleine in diesem Jahr gab es 250 Neuanmeldungen und die Nachfrage nach Mitgliedschaften lässt nicht nach. Pötsch ist sich sicher, dass der Golfplatz ohne einen so finanzkräftigen Investor keine so rosige Zukunft hätte.

Bevor Saal den Platz entwickelte, hatten sich bereits drei Investoren an der Anlage die Zähne ausgebissen. Sie konnten nicht genügend Mitglieder gewinnen. Die Kassen blieben leer. Alleine die Pflege des speziellen Rasens verschlingt jährlich einen Millionenbetrag.

So braucht derjenige, der selber einmal den Schläger schwingen möchte, das nötige Kleingeld. Das Erlangen der Platzreife kostet 350 Euro. Ein Spielrecht schlägt mit 300 bis 1 000 Euro pro Jahr zu Buche.