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Herzenswärme aus dem Riesengebirge

Tomasz Tarczynski verkauft Kunstgewerbe aus Polen. Besonders begehrt sind Pantoffeln mit Schafswolle und Holzgeschnitztes.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Tomasz Tarczynski lacht immer. Gerade verschwindet der Wenzelsmarkt-Händler in seiner Bude auf dem Hauptmarkt und sucht nach einem Paar lammfellgefütterter Hausschuhe in Größe 39. Die Kundin hält er plaudernd auf Deutsch mit viel polnischem Kolorit auf dem Laufenden. „Das ist alles Handarbeit“, sagt er und hat ein passendes Exemplar im Stapel gefunden. Doch die Bummlerin will erst noch wie im Schuhgeschäft die Wärmlinge anprobieren. Mit einer Pappe auf dem schwarzen Kopfsteinpflaster macht das der Selbstständige möglich – und einem Lächeln.

Der Händler kommt aus dem polnischen Piechowice in der Nähe von Karpacz seit knapp zehn Jahren an die Spree. Die Region im Hirschberger Tal zwischen dem Riesengebirge und den östlichen Ausläufern des Isergebirges ist bekannt für ihr Kunstgewerbe. In Bautzen stehen er und seine beiden Mitarbeiterinnen gleich mit zwei Hütten. In einer Bude gibt es alles, was man für warme Füße, Hände und Köpfe braucht. Der andere Stand lässt die Herzen von Holzliebhabern höher schlagen. Von der hölzernen Kelle bis zum hölzernen Nussknacker findet man dort alles.

Die Kundin nimmt die lammfellgefütterten Hausschuhe. „Sie sind so schön weich“, sagt sie und streicht noch mal über das weiße Fell. Dann verschwinden die Pantoffeln in der Tasche und die Kundin in der Menschenmenge.

In jedem Jahr ein neues Produkt

Tomasz Tarczynski geht in seine zweite Hütte. Die nächste Kundin möchte wissen, aus welchem Holz die Löffel geschnitzt sind. „Die hellere Variante ist Buche, die dunklere Maserung ist Kirsche“, sagt er. Die hölzernen Mitbringsel entstehen alle in einer Schnitzwerkstatt in Zakopane – Polens höchstgelegener Stadt. „Da liegt jetzt schon richtig Schnee“, schwärmt der Verkäufer. Tomasz Tarczynski reicht die hölzernen Schöpfkellen über den Ladentisch.

„Die Menschen hier sind begeistert vom Kunstgewerbe aus meinem Heimatland Polen“, sagt er. Fast seine ganze Familie ist damit beschäftigt, die Buden für die Weihnachtsmärkte in Deutschland bis an den Regalrand zu füllen. Viel ist dabei Handarbeit – und in jedem Jahr überlegen sich die Volkskünstler ein neues Produkt. In diesem Jahr gibt es unter anderem am Stand hölzerne Pfannenwender, aus deren Mitte ein Rentier oder ein Weihnachtsbaum herausgeschnitten wurde.

Die weihnachtlichen Pfannenwender wecken das Interesse der nächsten Kundin. „Wir mögen den Bautzener Weihnachtsmarkt. Die Atmosphäre ist toll, und es ist nicht so weit entfernt von der Heimat“, sagt Tomasz Tarczynski. Sein Schwager hat es da schon etwas weiter. Er fährt mit dem Kunstgewerbe aus dem Riesengebirge bis nach Essen auf den Weihnachtsmarkt. Auf dem Wenzelsmarkt indes wandern nun auch die weihnachtlichen Küchenhelfer von Hand zu Hand – und Tomasz Tarczynski wechselt lachend die Hütte. Die handgestrickten Schafwollsocken haben nun das Interesse einer Käuferin geweckt.