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„Heimatgeschichte kommt in der Schule zu kurz“

Während andere in seinem Alter auf Partys gehen, organisiert der 18-jährige Robin Adam Vorträge zu lokalen Geschichtsthemen. Freitag findet der nächste statt.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Görlitz. An seiner Herkunft kann es nicht liegen: Robin Adam ist in Girbigsdorf in einem 90er-Jahre-Haus aufgewachsen. Niemand in seiner Familie hat ein übermäßiges Interesse an Geschichte – bis auf einen Großvater, der sich viel mit der Napoleonzeit befasst hat. „Aber den Opa habe ich nie kennengelernt“, sagt der 18-Jährige. Trotz alledem hat er sich schon immer für Geschichte interessiert, und dabei vor allem für Heimatgeschichte: „Es ist total spannend zu erfahren, warum was wie entstanden ist.“

So spannend, dass er irgendwann am Küchentisch des Stadtpoeten Steeven Fabian Bonig alias Bone auf die Idee kam, eine Veranstaltungsreihe mit heimatgeschichtlichen Themen zu organisieren. Und dazu den Görlitzer Historiker Ernst Kretzschmar ins Boot zu holen. Gesagt, getan: Im Januar 2016 fand in der Kochwerkstatt am Demianiplatz die erste Veranstaltung zum Thema „Görlitzer Wappenkunde“ statt. Bone hielt die Einleitung, Kretzschmar den Vortrag, Robin Adam kümmerte sich um das Drumherum, von der Organisation des Raumes bis zur Werbung. Und weil auf Anhieb über 20 Besucher kamen, entschied das ungleiche Trio (18, 50 und 83 Jahre), daraus eine monatliche Vortragsreihe zu machen.

„Spaziergänge durch den Garten unserer Geschichte“ heißt sie – und findet seither tatsächlich monatlich statt, bis auf eine kurze Sommerpause im Juli. Echte Spaziergänge sind es freilich nicht, eher gedankliche. „Laufen wäre auch schwierig bei der Teilnehmerzahl“, sagt Robin Adam. In den vergangenen Monaten kamen nie weniger als 40 Besucher, einmal waren es sogar 90. „Da mussten wir Leute wegschicken, weil einfach kein Platz mehr war“, sagt er. Und während anfangs zum Großteil Rentner kamen, ist nun auch das mittlere Alter stark vertreten. Nur die Generation von Robin Adam lässt sich mit Heimatgeschichte offenbar nicht anlocken. „Ein paar Kumpel von mir waren schon da, aber sonst niemand“, sagt er. Seiner Begeisterung für die Themen tut das keinen Abbruch. „Heimatgeschichte kommt auch in der Schule zu kurz“, sagt er. Es gebe ja nicht mal mehr Heimatkundeunterricht, nur noch Sachkunde. Er selbst hat seinen Schulabschluss im Sommer 2015 an der Scultetus-Oberschule gemacht. Seither absolviert er eine Lehre zum Elektriker bei Bombardier. Und organisiert nebenbei seine Vorträge.

Nächste Termine: Freitag, 18 Uhr, Thema „Volksfeste im alten Görlitz“, und 23. Juni, 18 Uhr, zu Jakob Böhme – jeweils Kochwerkstatt, Demianiplatz 34/35, Eintritt frei