Merken

Harthas ältester Feuerwehrmann

Gerhard Roßberg feiert seinen 90. Geburtstag. 40 Jahre war er Wehrleiter. Seine Söhne und Enkel treten in seine Fußstapfen.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Der Wendishainer Gerhard Roßberg feiert am Freitag seinen 90. Geburtstag. Jede Menge Glückwünsche und Blumen nimmt er von Freunden, Nachbarn, der Familie und den Kameraden der Feuerwehr entgegen. Denn Gerhard Roßberg ist mit seinen 90 Jahren nicht nur der älteste Wendishainer, sondern auch der älteste Kamerad der Harthaer Gemeindefeuerwehr.

Dabei hat er das sogenannte Feuerwehrgen nicht geerbt, dafür aber an seine Söhne Helmut, Siegfried, Günter und Jörg sowie an die Enkel Clemens und Felix weitergegeben. Alle sind aktive Kameraden der Wendishainer Ortswehr.

1934 zog Gerhard Roßberg mit seinen Eltern nach Wendishain und absolvierte eine Lehre in der Landwirtschaft. Dann kam der Krieg. Im Dezember 1946 kam Gerhard Roßberg aus der amerikanischen Gefangenschaft nach Hause. Er half seinen Eltern und war bis zum Herbst 1948 Wirtschafter in einem Gut in Hartha. Danach übernahm er den elterlichen Betrieb und heiratete vier Jahre später die Nachbarstochter. „Mit der Verstaatlichung der Güter wurde ich Brigadier für die Arbeitskräfte des landwirtschaftlichen Produktionsbetriebes (LPG) „Junge Saat“ Wendishain“, sagte er.

Als Gerhard Roßberg aus der Kriegsgefangenschaft kam, war es für ihn selbstverständlich, dass er Feuerwehrmann wurde. „1955 ging dann unser alter Wehrleiter in den Ruhestand und ich übernahm das Amt“, so Roßberg. Das hatte er dann auch 40 Jahre inne, bis er Gerhard Hanns 1995 den Staffelstab für diese Funktion weitergab. Und nun wird Anfang März sein jüngster Sohn Jörg Roßberg Ortswehrleiter von Wendishain.

Als Gerhard Roßberg 1955 Chef der Wendishainer Kameraden wurde, zählte die Mannschaft etwa 50 Leute. „Damals stand uns nur eine kleine Motorspritze zur Verfügung“, so der 90-Jährige. 1969 erhielten die Wendishainer Kameraden ein gebrauchtes Löschfahrzeug von Hartha. „Darauf waren wir stolz und endlich mobil“, so Gerhard Roßberg. Das Gerätehaus, wenn man es so nennen kann, stand am Asterberg, dort, wo sich jetzt der Containerstellplatz befindet. Das Fahrzeug wurde in einem Gut auf dem Berg abgestellt. „Auf die Dauer war das keine Lösung. Ein Feuerwehrgerätehaus musste her“, so Roßberg. Dafür war er bereit, ein Stück Land abzugeben. In der Mitte des Dorfes entstand 1974/75 ein Gerätehaus mit Fahrzeughalle. Auch wenn den Bau eine Firma übernahm, und es Unterstützung von der LPG gab, leisteten die Feuerwehrleute viele freiwillige Stunden.

„Wir Wendishainer haben uns oft an Wettbewerben beteiligt und schnitten da recht gut ab. So waren wir 1970 und 1972 zum Bezirksausscheid und belegten jeweils den zweiten Platz“, erinnert sich Roßberg. Weil die Wendishainer ein Fahrzeug ihr Eigen nannten, gehörten sie zum Kreisbrandschutzzug. „Wir waren überall dabei, wenn es große Übungen gab“, so Gerhard Roßberg. Es sei eine tolle Gruppe gewesen. „Entweder wir waren in unserem Beruf als Bauern unterwegs oder bei der Feuerwehr.“ Ab 1972 gab es bei der Wendishainer Wehr auch eine Frauengruppe, die hatte sich vor allem auf die Brandschutzkontrolle in den Häusern spezialisiert. Kontrolliert wurde zum Beispiel, ob vor dem Ofen ein Blech lag.

Große Einsätze hatten die Wendishainer Feuerwehrleute, in der Zeit als Roßberg aktiver Kamerad war, wenige. So habe es in den 1950er Jahren in Lauschka gebrannt, in den 1960er Jahren die alte Mühle in Wendishain und Mitte der 1980er Jahre in einem Seitengebäude in Nauhain. „Oft verstärkten wir aber die Harthaer Wehr und rückten mit aus, wenn wir in der Region gebraucht wurden und werden“, so der Alterskamerad. Er sei noch mit einer grauen Kombi, Helm und Atemschutzmaske ausgerückt – das sei kein Vergleich zu der Ausrüstung, die heute die Feuerwehrleute haben.

Einige der Alterskameraden sehen sich beim Tag der offenen Tür im Wendishainer Gerätehaus wieder. „In meiner Altersgruppe sind nicht mehr viele da“, so Roßberg. Doch er sitzt deshalb nicht daheim. Für ihn ist es wichtig, Leute zu treffen. Möglichkeit hat Gerhard Roßberg dazu in der Seniorengruppe im Haus Brigitte und bei der Ortsgruppe der Volkssolidarität. Außerdem leben vier seiner fünf Söhne in Wendishain. Leider habe es bei den Enkeln nicht so gut geklappt, sie im Ort zu halten. Gerhard Roßberg ist auf alle stolz, weil jeder der Kinder und Enkel seinen Weg geht. Am heutigen Sonnabend feiert er in Familie.