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Haltestelle fürs Weingut

Vor Wackerbarth können Fahrgäste jetzt aus beiden Richtungen ein- und aussteigen. Für Autofahrer bleibt die Straße noch einseitig gesperrt.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Der Straßenbahnfahrer hat sein schönstes Zahnpastalächeln aufgesetzt. Die Fahrgäste gucken eher etwa verdattert. Denn an der Haltestelle vor Schloss Wackerbarth gibt es am Donnerstagvormittag einen Menschenauflauf. Leute in Anzügen mit Sektgläsern in der Hand. Ein Zelt steht da, Fahnen wehen und Maskottchen winken. Großer Bahnhof zur Einweihung des neuen Halts. Schon seit dem Jahr 2000 wurde diskutiert, wie die Haltestelle verbessert werden kann. Denn bisher gab es die Station lediglich in einer Richtung. Nur wer aus Richtung Coswig oder Weinböhla kam, konnte vor dem Weingut aussteigen. Von Dresden kommend, mussten Gäste einen längeren Fußweg entlang der Meißner Straße nehmen. Das ist nun anders. Seit Donnerstag, 3.30 Uhr, können Fahrgäste aus beiden Richtungen ein- und aussteigen. Die Bahnsteige sind jetzt befestigt und komplett barrierefrei.

Neu mit Anzeige: Die Fahrgäste können sehen, wann die nächste Bahn kommt.
Neu mit Anzeige: Die Fahrgäste können sehen, wann die nächste Bahn kommt. © Norbert Millauer
Sauber und geschützt: Auf beiden Bahnsteigen stehen neue Wartehäuschen aus Glas.
Sauber und geschützt: Auf beiden Bahnsteigen stehen neue Wartehäuschen aus Glas. © Norbert Millauer

Eine, die sich besonders über die neue Haltestelle freut, ist Sonja Schilg. Die Chefin des Staatsweinguts Schloss Wackerbarth hofft, dass ihre Gäste nun sicherer ankommen. Dafür soll auch der neue Fußgängerüberweg über die Meißner Straße mit Ampel sorgen. „Zu uns kommen im Jahr allein 1 300 Schüler- und Kindergartengruppen. Für die war die Anreise bisher besonders schwierig“, sagt Schilg. Öfter habe sie auch Auffahrunfälle erlebt, wenn Autofahrer abrupt für Fußgänger bremsten, die über die Straße eilten.

Neu an der Haltestelle sind auch die elektronischen Tafeln, die anzeigen, in wie vielen Minuten die nächste Bahn kommt. Außerdem gibt es zwei neue Wartehäuschen aus Glas. Bis zur Einweihung hat es allerdings etwas länger gedauert als geplant. Der Ausbau war am 14. August gestartet. Als Erstes mussten die Bauleute die alten Anlagen entfernen. Um mehr Platz für zwei Bahnsteige zu schaffen, wurde das Straßenbahngleis in Richtung Süden verschoben. Dabei stießen die Bauarbeiter auf etwas, womit sie nicht gerechnet hatten. Im Boden verliefen ganz knapp unter dem Straßenbahngleis drei Gasleitungen aus der Wendezeit, die in den Plänen nicht eingezeichnet waren. Einen neuen Platz für sie zu finden, war nicht ganz einfach, weil im Untergrund schon viele andere Leitungen verlaufen.

Während an den Schienen jetzt aber alles fertig ist, können Autofahrer noch immer nur landwärts an der Haltestelle vorbeifahren. Stadteinwärts bleibt die Meißner Straße vor Wackerbarth noch gut eine Woche bis zum 21. Oktober gesperrt. „Wir bauen noch eine Bedarfshaltestelle für Busse“, berichtet einer der Bauarbeiter. Außerdem müsse noch eine Gasquerung für ein Privathaus verlegt werden und die Gehwege werden noch ausgebaut.

Als nächste große Maßnahme an den Gleisen ist der Ausbau in Radebeul-Mitte geplant, der im Frühjahr starten soll. Dort kann die Tram nur noch langsam fahren. Mit 28,6 Kilometern und 81 Minuten Fahrzeit ist die 4 die längste Straßenbahn der DVB und die einzige, die das Dresdner Stadtgebiet verlässt. In der Woche fahren täglich rund 34 000 Fahrgäste mit, davon etwa 8 200 auf dem Gebiet von Radebeul, Coswig beziehungsweise Weinböhla.