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Häuserzeilen wie Bücher

Die Wohnungsgenossenschaft Sächsische Schweiz saniert Gebäude in Copitz. Dabei wird Farbe mit Literatur gemischt.

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© Norbert Millauer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Schiller kommt in Pirna ganz groß raus. Die Wohnungsgenossenschaft Sächsische Schweiz eG Pirna plant, das Wohngebiet in Copitz-West zu einem thematischen Schillerquartier zu gestalten. Es handelt sich um Instandhaltungsmaßnahmen sowie Aufwertung der Fünfgeschosser.

Konkret betroffen sind die Blöcke Schillerstraße 67 bis 81, Robert-Klett-Ring 10 bis 30 und Walter-Richter-Straße 2 bis 46. „Schiller hat einen Bezug zu Sachsen, er lebte längere Zeit in Dresden. Und da im Norden die Schillerstraße an unsere Häuserzeilen grenzt, haben wir uns für den griffigen Namen Schillerquartier entschieden“, sagt Matthias Staude, Technischer Vorstand der Wohnungsgenossenschaft. Ziel ist es, für die Bewohner in dem Gebiet eine Identität zu schaffen und die Architektur der Plattenbauten aus den 80er-Jahren aufzuwerten. „Die Platte genießt noch nicht den Stellenwert, den sie hat“, betont Staude.

Was genau ist geplant? Die Häuser erhalten eine neue Farbgebung, wobei die Töne gelb, rot und orange dominieren. Das wichtigste Gestaltungselement dabei sind die markanten Giebelseiten. Unter Bezug auf bekannte Werke von Friedrich Schiller werden diese Eckpunkte besonders herausgehoben. An den Giebelseiten werden Wilhelm Tell, Der Taucher, Der Handschuh und Die Kraniche des Ibykus thematisiert. Fachleute bringen an den Außenwänden eine Zusammenfassung, Auszüge und gemalte Szenen der jeweiligen Balladen bzw. Werke an. „Es geht uns darum, dass man die Häuserzeilen quasi wie ein Buch lesen kann“, erläutert Staude.

Nicht nur die Fassaden werden erneuert. Außerdem ist eine Sanierung der Betonbalkone nach Bedarf geplant sowie die Renovierung der Treppenhäuser. Farblich wird sich die Gestaltung der Außenfassade in den Treppenhäusern widerspiegeln.

Um Barrierefreiheit zu erreichen, sollen im nächsten Jahr acht Außenfahrstühle an der Schillerstraße 67 bis 81 angebracht werden. Die gesamten Arbeiten in dem Wohngebiet werden Ende 2020 abgeschlossen. Gestartet haben die Fachleute vor einigen Wochen mit dem Robert-Klett-Ring 28 bis 30. An dieser Giebelseite ist die bildliche Verschönerung nach Schillers Ballade Der Taucher bereits zu sehen. Ein Jüngling springt von der Klippe in die tiefe See und taucht nach dem Becher …

Staude rechnet mit Investitionskosten von 3,5 bis vier Millionen Euro. Die Summe wird aus Eigenmitteln der Wohnungsgenossenschaft finanziert. Mit Mieterhöhungen müssen lediglich die Bewohner der Schillerstraße 67 bis 81 rechnen, da hier Fahrstühle eingebaut werden. Zur Höhe kann Staude noch keine konkreten Angaben machen. „Aber die Erhöhung wird moderat ausfallen“, verspricht er.

Die Wohnungsgenossenschaft Sächsische Schweiz ist nach der Wohnungsgesellschaft Pirna der zweite große Vermieter in der Stadt. Zu ihrem Bestand gehören rund 2 000 Quartiere.