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Guter Wille reicht nicht

Seit einem Jahr gibt es den Verein der Landfrauen. Dessen Arbeit könnte schon viel weiter sein, finden Beteiligte.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. Am 20. April 2016 startete der erste Ableger des Sächsischen Landfrauenverbandes in Nossen: sieben Mitglieder hatten sich zur Ortsgruppe „Landpartie“ zusammengefunden. Ihr Ziel war es damals mehr für eine lebendige Region im ländlichen Raum zu tun, alte Bräuche zu bewahren und versteckte Sehenswürdigkeiten der Dörfer zu zeigen. Heute sind die Damen um die Vorsitzende Renate Wolf und Stellvertreterin Angelika Neumann immerhin schon zu elft. „Unser erstes Jahr bewerten wir insgesamt als Erfolg. Der Eindruck hat sich unter anderem beim Tag der offenen Gärten im Juni 2016, bei unserem Weihnachtsmarkt-Stand oder erst kürzlich bei der Nossener Lesenacht verstärkt“, sagt Blumenhändlerin Angelika Neumann.

Letztere bereicherten die Landfrauen mit insgesamt drei Leserunden aus Hans Christian Andersens Märchen „Mutter Holunder“. Die positive Resonanz des Gartentages soll in diesem Jahr wiederholt werden. „Wir stecken in den Vorbereitungen“, sagt die 65-Jährige aus dem Ortsteil Mergenthal. Einige Kleingartensparten in der Stadt, eine Familie mit altem Gutshaus samt Garten in Praterschütz sowie eine in Hirschfeld sollen bei den diesjährigen offenen Gärten am 17./18. Juni neu dazu kommen und ihre Türen für Interessierte öffnen. Auch in Sachen Mitgliederzuwachs stehen die Zeichen günstig, erzählt Neumann. „Wir haben zwei bis drei in der Warteschleife, die positive Signale gesendet haben. Darunter sind auch einige jüngere Frauen vom Land, was uns sehr freut.“ Die „Landpartie“ sieht sich also durchaus angekommen im Bewusstsein der Nossener Öffentlichkeit. Und trotzdem sind die Mitglieder nicht rundum zufrieden. Das habe etwas mit den langfristigen Zielen zu tun, die sie sich auf die Fahnen geschrieben haben, und mit der dafür erhofften Unterstützung der Stadt. „Unser langfristiges Ziel ist es einmal, den Lebensraum Garten mit all seinen nützlichen Schätzen für den Alltag an mehreren Stellen der Stadt zu stärken. Das kann etwa in Form von Gemeinschafsgärten realisiert werden“, so Neumann. Hierfür reiche ehrenamtliches Engagement alleine aber nicht aus. Man brauche zumindest ein Startkapital, eventuell geringfügig beschäftigte Helfer. Hier fehle es trotz wohlmeinender Äußerungen des Bürgermeisters an Unterstützung.

„Das beginnt damit, dass wir Säle oder kleinere Stuben im Sachsenhof zwar theoretisch nutzen könnten. Aber praktisch nicht, da der Pächter Geld sehen will, das wir nicht haben. Weiter geht es damit, dass wir nach einem Jahr als bestehender Verein noch nicht auf der Homepage der Stadt vermerkt sind. Das finde ich traurig“, sagt die Landfrau.

Zweites langfristiges Ziel sei es, anhand einer Liste mit besonders schützenswerten Bäumen den Geschichten der Gehölze auf den Grund zu gehen. „Ich denke da etwa an die beiden Nussbäume im Wappen Nossens oder an die inzwischen gefällte Pappel in Praterschütz. Was hat es mit diesen und anderen Bäumen auf sich und was sagt uns ihre Historie darüber, wie sich das Leben in unserer Stadt verändert?“

Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, hätten sich die Landfrauen bereits im Januar an die Stadtverwaltung gewandt – mit der Bitte eine Liste der schützenswerten Bäume auf Nossener Flur zugearbeitet zu bekommen. Bisher sei aber nichts passiert. „Es ist schade, dass das kulturelle Erbe in vielerlei Hinsicht seitens der Stadt zu wenig geschützt wird. Wir wollen hier etwas entgegensetzen, auch wenn der Weg lang wird“, so Neumann.

Zumindest im Hinblick auf die Erwähnung des Vereins auf der Homepage macht der Leiter des Nossener Stadtarchivs Tommy Pfennig Mut: „Wir arbeiten an einer Aktualisierung unseres Internetauftritts. Das wird nach und nach geschehen. Dabei wird auch das Vereinsregister überarbeitet.“ Pfennig ermuntert Vereine weiterhin, sich mit ihren Daten zu melden. Die Resonanz sei trotz mehrerer Aufrufe bisher dürftig. Einen Termin, wann einzelne Inhalte überarbeitet sein sollen, gibt er nicht bekannt.