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Großharthau für Genießer

Die Messe Lebensart ist eröffnet. Bis Sonntag können Besucher dort schlendern, schlemmen und kaufen.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Schauer waren vorhergesagt. Gegen 11.20 Uhr öffnet der Himmel seine Schleusen über Großharthau. Lebensart lässt in so einem Moment Menschen zusammenrücken. Ausstellungsbesucher Gerd Brügger fasst mit an und hilft Jörg Fiedler vom Alpakagarten Königsbrück, die Waren vor seinem kleinen Pagodenzelt ins Trockene zu bringen. Dort stehen schon ein paar Leute, die vor dem Regenguss Schutz suchen. „Ist ja nett, dass wir hier warten dürfen, ohne dass wir etwas gekauft haben“, sagt Gerd Brügger.

Besuchermagnet Lebensart: Schon am Eröffnungstag zog es mehrere Tausend Gäste in den Großharthauer Schlosspark. In der weiträumigen Anlage verläuft es sich dann allerdings relativ schnell.
Besuchermagnet Lebensart: Schon am Eröffnungstag zog es mehrere Tausend Gäste in den Großharthauer Schlosspark. In der weiträumigen Anlage verläuft es sich dann allerdings relativ schnell. © Rocci Klein

Er hatte eine weite Anreise. Der Mann aus Westfalen gönnt sich mit Frau und Freunden ein langes Wochenende in der Region. Dass der Vier-Tage-Trip nach Ostsachsen gerade aufs Wochenende fällt, an dem die Lifestyle-Messe Lebensart in Großharthau stattfindet, ist kein Zufall. Bekannte aus der Region schwärmen von der Veranstaltung. „Wir wollten es unbedingt auch mal sehen“, sagt Gerd Brügger. Sein Eindruck: ein einladender Park mit vielen Möglichkeiten, Dinge, die das Leben schöner machen, gut zu präsentieren. Vor allem dann, wenn die Sonne scheint.

190 Händler dabei

Rund 20 Minuten dauert der Regenguss. Dann kommen die Besucher auch schnell wieder aus Zelten und anderen Unterständen hervor. Schließlich gibt es im Großharthauer Schlosspark Unmengen zu entdecken. Auf 17 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentieren sich 190 Händler, so viele wie noch nie. Es gibt Pflanzen und Stauden, Möbel für die Terrasse und den Garten, die der Nachbar garantiert nicht hat, Grillgeräte in zig Varianten, Accessoires für Haus, Hof und Garten, Modeschmuck, Filigranes aus Glas und Metall, Grobes und zugleich Gediegenes aus Holz. Dazu zig Stände, an denen Delikatessen verkauft werden – vom Elsässer Flammkuchen und edler Wildsalami bis zum mediterranen Brotaufstrich. An zahlreichen Ständen gibt es Präsentationen – vom Showgrillen (an allen Tagen gegen 11, 14 und 16 Uhr) bis zur Fingerfertigkeit der Sebnitzer Blümelfrau.

Jörg Fiedler ist mit seinen Erzeugnissen aus Alpakawolle das dritte Mal in Großharthau dabei. „Wir stricken selbst“, sagt er. Die Wolle stammt zum Teil von den sechs Alpakas, die die Familie zu Hause in Königsbrück hält. Sie kauft aber auch Wolle zu. Ebenso Alpaka-Produkte aus Peru. Einige seiner Tiere hat Jörg Fiedler nach Großharthau mitgebracht. In einem kleinen Gehege neben seinem Zelt können sie die Besucher sie sehen. Viele Gäste der Lebensart sind sehr aufgeschlossen für Neues, beobachtete der Händler in den vergangenen beiden Jahren. An der Messe schätzt er außerdem die gute Organisation. Auch Heiko Gomille, der in der Nähe von Frankfurt/Oder zu Hause ist, ist vom Standort Großharthau überzeugt. Er verkauft Gartenstühle, deren Sitzflächen und Lehnen aus bunter Keramik sind. Dazu gibt’s die passenden Tische. Die Gestelle stammen zum Teil von alten Möbeln und wurden aufgearbeitet. „Wir geben ihnen eine neue Seele“, sagt Heiko Gomille, der zusammen mit seiner Frau die „Keramikpolsterei“ führt. Er ist das neunte Mal in Großharthau dabei, und er freut sich, dass jedes Mal viele neue Besucher kommen.

Anfangs viel Skepsis

Die Lebensart findet zum zehnten Mal statt. Sie hat sich zwischen Dresden, Zittau und Hoyerswerda etabliert. Vergleichbares in dieser Größe gibt es in der Region nicht. Zum „kleinen Jubiläum“ erinnert Martin Schmidt, Geschäftsführer des Veranstalters Das Agenturhaus GmbH Lübeck, an die „skeptischen Blicke“, die es anfangs gab, als er bei der Gemeinde das erste Mal wegen der Veranstaltung im barocken Schlosspark vorsprach. Längst ist die Lebensart für Großharthau zum Image- und für die Region zu einem Wirtschaftsfaktor geworden. Bürgermeister Jens Krauße (SPD) sieht darin den „Beweis, dass auch in kleinen ländlichen Gemeinden, abseits großer Städte, ein so großes und wichtiges Event durchgeführt werden kann“. Zudem zeige die Lebensart, „wie private und gemeindliche Interessen in Einklang gebracht werden können“, so Jens Krauße.

Schon am ersten Besuchertag ist die Resonanz groß. 10 Uhr öffneten sich die Ausstellungstore. Bereits kurz nach 9 Uhr waren die ersten Gäste da. Auf der Bundesstraße 6 geht es zeitweilig nur im Stop-and-go voran, so groß ist der Andrang. Gut für die Veranstalter und die Händler. Und auch die Kunden sind zufrieden. Margit Büttner zeigt stolz den Riesen-Lavendelstrauch, den sie soeben kaufte. „Toll“, sagt sie.

An vielen Verkaufsständen gibt es Modernes und Trendiges. Jens Fiegler möchte einen Kontrapunkt setzen. Der gebürtige Zittauer im blauen Dederonkittel mit der Aufschrift „Robur“ zeigt DDR-Spielzeug. Kids dürfen damit spielen, verkäuflich ist es nicht. Dafür aber die dreirädrigen Liliputs, mit denen Generationen in der DDR groß geworden sind und die Jens Fiegler restauriert. Und er verkauft sie nicht nur in knalligen Farben, sondern bietet sie auch für Jungen und Mädchen an – mit schwarzem und pinkfarbenem Sattel. Dazu gibt es am Rande des Ausstellungsgeländes einen kleinen Parcours. Die ersten, die ihn am Freitag ausprobieren dürfen, sind Kinder aus der Großharthauer Kita „Bummi“. Für die Kleinen eine Fahrt mit großem Hallo.