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Großes Tonnen-Reinigen

Wie die Wasserstraße Elbe zwischen Dresden, Radebeul, Meißen und Mühlberg in Schuss gehalten wird.

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© Peter Redlich

Von Peter Redlich

Elbland. Montagmorgen, 7 Uhr. Im Pieschener Elbhafen legt das Schubschiff Biela ab. Vor sich her schiebt der 330-PSer ein weiteres Schiff, einen Tonnenleger mit Kran. Beide zusammen 35 Meter lang. Arbeitsbeginn für die Mannschaft vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Dresden.

Für solche Pötte der Berufsschifffahrt halten die Männer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Dresden die Elbe bis runter nach Wittenberg in Schuss.
Für solche Pötte der Berufsschifffahrt halten die Männer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Dresden die Elbe bis runter nach Wittenberg in Schuss. © Peter Redlich
Schubschiff und Tonnenleger vor Serkowitz.
Schubschiff und Tonnenleger vor Serkowitz. © Arvid Müller
© Peter Redlich

Es geht für Schiffsführer Holger Weise, Matrose Marcus Täubert und die Wasserbauer Michael Gräfe, Denis Täubert und Christian Kehrbein auf Tonnenkontrollfahrt. Rund 100 solcher roter und grüner Flusszeichen haben die Männer zwischen Schöna an der tschechischen Grenze und der Niederwarthaer Brücke in Radebeul zu kontrollieren.

Drei weitere Bereiche gehören zum WSA Dresden – elbabwärts ab Niederwartha/Radebeul der Bereich Mühlberg, Torgau und Wittenberg. Jeweils etwa 70 Kilometer Elbe-Wasserstraße lang, sagt Ralf Korte, der Amtsleiter für alles. Der Bereich zwischen Radebeul und Tschechien ist am dichtesten mit Tonnen besetzt. „Immer dort, wo der Fluss sich in der Fahrrinne verändert, muss eine Markierung für die Schifffahrt sein“, so Korte.

Für den Nachbarabschnitt flussabwärts sind Lutz Klahr und Meister Tobias Thürmer zuständig. 70 Tonnen liegen hier oberhalb und unterhalb von Meißen bis hinter Riesa in der Elbe. 14-tägig werden die kontrolliert und gereinigt. Wie zur Erläuterung warum das geschieht, wird die MS Biela von einem gewaltigen Flussfahrtpassagierschiff aus Holland passiert. Ein Meter Tiefgang, fast dreimal so lang wie Tonnenleger und Biela zusammen. Vor allem für solche Schiffe der Berufsschifffahrt, aber auch für die vielen Freizeitkapitäne halten die Männer vom WSA die Elbe in Ordnung.

In Ordnung halten als Wasserstraße bedeutet, die Verkehrszeichen setzen, reparieren, erneuern. Grafitti-Schmiereien und auch Vandalismus nehmen gerade an den Schifffahrtszeichen am Ufer wieder zu. Am Elbkilometer 61 fotografiert Ralf Korte eine umgestürzte Radarbake am Ufer. Diese Markierung wird an solchen Stellen installiert, wo das Ufer keine Bäume hat. Bei Hochwasser ist dann noch zu erkennen, wo das Ufer beginnt. Korte: „Allein zwei Mitarbeiter von uns sind ständig damit beschäftigt, beschmierte Schilder neu anzustreichen und auch kaputte auszubessern.“

Mit 14 km/h tuckert die Biela mit dem Tonnenleger flussab. Im Binnenland, auf dem Fluss wird nicht in Knoten, sondern Kilometer pro Stunde gemessen. Knapp zehn Kilometer sind es bis zur Niederwarthaer Brücke, eine Dreiviertelstunde Fahrt. Sattes Grün, eine Kuhherde auf Cossebauder Seite geht nach dem Wiederkäuen vom fetten Wiesengras am Elbufer saufen. „Eigentlich müsste die Herde einen Zaun haben“, sagt der WSA-Amtsleiter.

Ein Prachttag zeigt sich an diesem Morgen. Doch die Besatzung hat dafür nur flussab, bis zum eigentlichen Beginn ihrer Arbeit, ein Auge. Im Zehn-Minuten-Rhythmus steuert Holger Weise den Tonnenleger mal zur grünen, der Backbordtonne (links), mal zur roten, der Steuerbordtonne. Markiert wird in Abflussrichtung. Denis Täubert fährt den Haltepfahl in den Flussboden aus, damit Michael Gräfe und Christian Kehrbein die Tonnen mit dem Kranausleger an den Haken bekommen.

Gestrüpp, Schlamm, Blätter, Plastikreste, alles was der Fluss so mit sich treibt, verfangen sich vor allem im Unterwasserbereich der Tonnen. An diesem Tag reichen der kräftige Wasserstrahl und ein Bootshaken, um die Zeichen vom Unrat zu befreien. Regelmäßig, einmal im Monat, muss das geschehen, bei Hochwasser noch öfter, damit die Tonnen nicht zuviel Wasserwiderstand bieten und weggerissen werden.

Zuletzt ist das beim Eisgang auf der Elbe passiert, aber nur an einer Tonne, erinnert sich Ralf Korte. Etwa 400 Kilogramm Grund- und Haltekette, die am Flussgrund aufliegen, bewahren die Tonnen vorm Abdriften. Gegen 9.15 Uhr sind die Männer schon vor Serkowitz. 11 Uhr wieder auf Hafenhöhe in Pieschen. Und weiter geht es elbaufwärts. Besondere Vorkommnisse gibt es an diesem Tag nicht. Die Elbe hat friedliche 1,65 Meter Pegel. Treibgut gibt es vor allem nach starkem Regen.

Im Pieschener Hafen vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt liegen auch noch der Schwimmbagger Meissen, der Schlepper Dresden und das Aufsichtsboot Jana. Tonnenkontrolle ist nur eine der Aufgaben der Besatzungen. 14-tägig wird die Elbe an allen kritischen Stellen, wo sich etwas ablagern kann, gepeilt und die neueste Zahl der Berufsschifffahrt mitgeteilt. Ein großes tschechisches Schubschiff passiert in dem Moment Biela und Tonnenleger außerhalb des Bereichs der grünen und roten Tonne.

„Die Schiffsführer kennen unsere Zahlen, entscheiden aber nach ihrer Erfahrung, wie sie ihr Schiff steuern“, sagt Ralf Korte. Im vorigen Jahr ging das in Dresden an der Brücke mit einem sich quer legenden Schubschiff gehörig und teuer schief.

Auch Tonnenunfälle gab es schon. Etwa in Pillnitz, als die Insassen eines Paddelbootes das Schloss fotografieren und quer gegen den Tonnenkörper prallen. Das Faltboot brach und eine Frau ertrank.

Auch die Schilder am Flussufer mit den Flusskilometerangaben und die schwimmenden grün-weißen oder rot-weißen Bojen werden von den WSA-Männern betreut. Letztere sind keine umgekippten Markierungspfähle. Sie zeigen an, wie weit etwa eine Landzunge in den Fluss ragt. Wie auch an den Tonnen sind Reflektoren dran, damit vor allem nachts die Binnenschiffer nicht in Untiefen geraten.

Es ist Nachmittag, 15 Uhr. Knapp 100 Tonnen schwimmen wieder gereinigt in der Elbe. Die Biela und der Tonnenleger sind im Pieschener Hafen sicher vertäut.