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Große Hilfe für kleines Geld

Pirnas Kleiderkammern sind zwar gut gefüllt. Trotzdem werden bestimmte Sachen noch dringend gebraucht.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Donnerstagnachmittag. Fast schüchtern betritt die ältere Frau mit dem grünen Kopftuch die Kleiderkammer der Freien evangelischen Gemeinde auf dem Sonnenstein. „Gudden Tag“, sagt sie mit Akzent und einem freundlichen Lächeln. Dann geht sie zu dem großen drehbaren Kleiderständer und schaut nach Pullovern für Damen. Wenig später folgt eine junge Mutter mit zwei Kindern. Sie scheint sich auszukennen. Gezielt steuern sie die Ecke für Kinderbekleidung an. Jetzt, wo die kalten Tage beginnen, verzeichnen die Kleiderkammern in Pirna verstärkte Nachfrage nach warmen Sachen. Die SZ fragte nach, was noch fehlt.

Kleiderkammer auf dem Sonnenstein benötigt noch warme Decken

Die Mitglieder der Freien evangelische Gemeinde auf dem Sonnenstein haben schon vor gut einem Monat von Sommer- auf Wintersortiment umgestellt: Mäntel, Jacken, Kindersachen und Stiefel. „Wir haben sehr viel, aber bei den Schuhen für Kinder und Erwachsene sind nicht alle Größen vorhanden. In dem Bereich nehmen wir gerne noch Spenden entgegen“, erklärt Susann Keyn, die die Kleiderkammer betreut. Ebenso sind warme Bettdecken willkommen. Viele Flüchtlinge suchen das Hilfsangebot auf dem Sonnenstein auf. Einen Bedürftigkeitsausweis braucht niemand. Abgegeben wird gegen einen geringen Obolus. „Wir wollen uns nicht bereichern, aber die Gemeinde trägt schließlich auch die Miete für die Räume“, sagt Susann Keyn.

Dem Kleiderstübchen im Familienzentrum fehlen große Größen

Auch Edith König, Chefin des dfb-Familienzentrums und des daran angeschlossenen Kleiderstübchens, stellt eine höhere Nachfrage fest. „Prinzipiell sind wir gut ausgestattet, aber es fehlt vor allem an großen Größen“, erklärt die Chefin. So freut sich die Einrichtung über Jacken und Hosen für Damen ab Größe 50 sowie über warme Pullover für Herren ab Größe 50/52. Zwar bekäme Königs Team derzeit viel rein, aber meistens Sommersachen. „Weil die Leute jetzt selber zu Hause auf die Winterkleidung umstellen“, mutmaßt König. Dabei hat das Familienzentrum ein Platzproblem, da Baumaßnahmen in dem Haus am Tischerplatz beginnen. Die Stadt Pirna als Eigentümer lässt u.a. eine Außentreppe als zweiten Fluchtweg anbauen.

In Würde einkaufen in der Wühlkiste der Diakonie

Tobias Hupfer von der Diakonie Pirna empfindet den Begriff Kleiderkammer als unglücklich. Zu schnell werden Personen damit stigmatisiert. Deshalb nennt die Diakonie ihr Angebot für Menschen, die sich finanziell keine großen Sprünge leisten können, Wühlkiste. Hupfer spricht von einer Art Secondhand-Laden. Menschen können hier für sehr kleines Geld Saison-Bekleidung erwerben. „Es geht uns darum, dass man in Würde einkaufen kann, mit Beratung und Umkleidekabine“, berichtet Hupfer. Bei der Kleidung handelt es sich größtenteils um Spenden aus Pirna und Umgebung. „Wir bräuchten allerdings noch Winterschuhe für Kinder und Erwachsene sowie Kinderbekleidung und Kinderstrumpfhosen. Diese Sachen sind immer schnell vergriffen und auch nicht so reichlich am Lager“, sagt der Diakonie-Fachbereichsleiter.

Noch genug Platz im Obdachlosenheim

Momentan leben sechs Personen im Obdachlosenheim der Stadt Pirna, das in Trägerschaft des DRK-Kreisverbandes Pirna geführt wird. Insgesamt finden hier 16 Personen ein warmes Bett. In der kalten Jahreszeit und bei schlechten Witterungsbedingungen ist die Unterkunft für Bedürftige auch tagsüber geöffnet. Das Ordnungsamt stellt entsprechende Verfügungen aus, die die Betroffenen berechtigen, in dem Wohnheim unterzukommen. Außerdem betreibt der DRK-Kreisverband noch eine gut sortierte Kleiderkammer an der Liebstädter Straße. „Jetzt, zu Beginn der Wintermonate, werden vor allem warme Kleidung und Schuhe in allen Größen benötigt“, sagt eine DRK-Mitarbeiter.