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Gröditz wird eingeheizt

Das neue Blockheizkraftwerk hat seinen Betrieb aufgenommen. Möglicherweise nicht die letzte Investition dort.

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© Sebastian Schultz

Von Dörthe Gromes

Gröditz. Das neue Schmuckstück im Heizkraftwerk der Firma Steag New Energies in Gröditz ist blau, etwa fünf Meter lang, zwei Meter lang und breit – und wiegt rund 20 Tonnen. Das mit Gas betriebene Blockheizkraftwerk erzeugt sowohl zwei Megawatt Strom als auch Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung). Während die so erzeugte Fernwärme die Mieter der drei Gröditzer Wohnungsgesellschaften sowie weitere öffentliche und private Einrichtungen versorgt, wird der Strom ins öffentliche Netz eingespeist. In Pferdestärken umgerechnet, ergäbe die Leistung des neuen 20-Zylinder-Motors etwa 2 700 PS. Dieses Beispiel bringt Werkleiter Torsten Mücklich zur Veranschaulichung der Leistungsfähigkeit des Motors. Solche Verbrennungsmotoren werden auch in Schiffen eingesetzt.

Die Anlage ist das neue Herz des Steag-Werks in Gröditz.
Die Anlage ist das neue Herz des Steag-Werks in Gröditz.

Geht er in Betrieb, wird es sehr laut. Aus diesem Grund ist das Blockheizkraftwerk mit einer speziellen Schallschutzummantelung umhüllt. Quasi ein kleiner Extra-Raum innerhalb des Heizkraftwerks, den man bei laufendem Betrieb nur mit Ohrenschützern betreten darf. Selbst bei geschlossener Tür ist es noch immer recht laut. Aus diesem Grund ist auch der sich in derselben Halle befindende Kontrollraum mit Schallschutzfenstern und -tür versehen. Von dort steuern die vier Mitarbeiter den Betrieb. „An sich läuft die ganze Anlage automatisch, wir überwachen sie, greifen bei Störungen ein und führen Reparaturen durch“, sagt Mücklich, der schon seit 2001 dabei ist.

Die Bauarbeiten für die Installierung des Blockheizkraftwerkes begannen bereits im April 2017 und dauerten bis etwa zum Jahresende an. „Kurz vor dem Jahreswechsel haben wir den Probebetrieb aufgenommen und sind jetzt bereits im Regelbetrieb“, so der Werkleiter. Mit den nun ansteigenden Temperaturen geht die neue Energieanlage, die ganz modern per Touchscreen gesteuert wird, allerdings erst mal in die Sommerpause. Sie soll vor allem die Grundlast während der Heizperiode abdecken. Im Sommer hingegen müsste man sie extra herunterkühlen, weil dann nur wenig Fernwärme nachgefragt wird. Das wiederum wäre aus energetischer Sicht nicht sinnvoll.

Zur Warmwasserversorgung im Sommer reichen daher die zwei bereits vorhandenen Kessel aus. Außerdem wird dann die Abwärme der benachbarten Schmiedewerke ins Fernwärmenetz eingespeist, statt sie in die Umwelt zu pusten. Von Oktober bis März hingegen nutzen die Schmiedewerke ihre Abwärme zum Heizen der eigenen Gebäude. Diese spezielle Kombination von Schmiedewerk und Heizkraftwerk ist eine Gröditzer Besonderheit, die sehr viel Energie einspart.

Projektiert wurde die neue Anlage von Ingenieuren der Betreiberfirma Steag New Energies, eine Tochterfirma des fünftgrößten deutschen Stromerzeugers Steag. Bereits seit 1993 versorgt das Unternehmen die Röderstadt mit Energie. Die Investitionskosten für das Blockheizkraftwerk belaufen sich auf rund 2,6 Millionen Euro.

Ingenieur Stefan Schneider, seines Zeichens Betriebsleiter des Bereiches Wärmeversorgungen, Windanlagen, Grubengas, kam extra aus Anlass der Einweihung des neuen Blockheizkraftwerkes zusammen mit einigen Kollegen aus Saarbrücken an die Röder. Insgesamt betreibt das Unternehmen circa 200 solcher dezentralen Heizkraftwerke in ganz Deutschland, entweder allein wie in Gröditz oder in Kooperation mit kommunalen Unternehmen, wie zum Beispiel in Ilmenau.

Stefan Schneider und seine Ingenieurkollegen denken schon jetzt darüber nach, wie sich die neue Anlage noch optimieren ließe. „Eventuell werden wir noch einen Wärmespeicher installieren, aber das ist derzeit noch nicht spruchreif“, so der Mann aus Saarbrücken.

Oberbürgermeister Jochen Reinicke (parteilos) hat selbst einst Energiewirtschaftschaft in Leipzig studiert und freut sich über die neue Investition: „Der Weg von den Großversorgern hin zur lokalen Versorgung ist gut.“

www.steag-newenergies.com