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Gewaschen wird immer

Der Verlust eines Großkunden bedeutete das Aus für eine Nieskyer Wäscherei. Andere spüren einen Aufwärtstrend.

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© Jens Trenkler

Von Alexander Kempf

Niesky. Wenn in Horst Fischers Textilreinigung in Görlitz besonders große Textilien abgegeben worden sind, dann ist er mit denen noch bis vor wenigen Wochen nach Niesky in die Wäscherei gefahren. Nachdem der Betrieb im Gewerbegebiet Süd aber geschlossen hat, muss sich der Görlitzer nun eine Alternative suchen. „Mir fehlt die Wäscherei in Niesky“, sagt Horst Fischer. Das Aus hat ihn überrascht. Denn die Wäscherei schien angesichts des Zweischichtbetriebes in den vergangenen Jahren eigentlich ausgelastet zu sein.

Doch den Verlust der Aufträge eines Görlitzer Krankenhauses haben die Nieskyer nicht auffangen können. „Eine Wäscherei ist von Großkunden abhängig“, pflichtet Horst Fischer bei. Im Gegensatz zu ihm könne ein so großer Betrieb wie in Niesky mit teurer Technik nicht von der Laufkundschaft leben. Ihm tut es vor allen Dingen für die mehr als 20 Mitarbeiter in Niesky leid. Denn die Alternativen in der Region sind überschaubar. Zwar betreibt auch das Rothenburger Diakoniewerk Martinshof eine Wäscherei in Niesky. Doch offene Stellen gibt es dort nicht, so Bereichsleiter Volkhard Schmidt.

Beide Nieskyer Wäschereien hätten zwar mitunter um Aufträge konkurriert, erklärt Volkhard Schmidt. Sie hätten aber auch sehr gut zusammengearbeitet. „Wir haben uns gegenseitig ausgeholfen, wenn es eine Havarie gab oder eine Bügelmaschine kaputt war“, erklärt der Bereichsleiter. So eine Kooperation sei wichtig, um Kunden garantieren zu können, dass die Wäsche auch bei Problemen sauber geliefert wird. Nachdem mit der insolventen Mittelsächsischen Textilreinigungs AG nun in Niesky ein Partner weggefallen ist, arbeiten Volkhard Schmidt und seine Kollegen mit einer Wäscherei im Dresdner Ortsteil Weißig zusammen. Dort wird die Wäsche genau wie in der Nieskyer Bahnhofstraße von Beeinträchtigten gewaschen.

Über mangelnde Aufträge kann Volkhard Schmidt nicht klagen. „Wir sind gut ausgelastet“, sagt er. Während der insolvente Partner zuletzt von einem Großkunden abhängig gewesen ist, hat die Wäscherei des Martinshofes einen breiten Kundenkreis favorisiert. Der reicht bis nach Oppach und umfasst verschiedene Hotels, Pflegeheime oder Friseure. Den einen oder anderen Auftrag hat die Wäscherei nun auch von der Mittelsächsischen Textilreinigungs AG übernommen.

Die Übernahme von mehr Mitarbeitern ist nicht möglich. In der Wäscherei des Martinshofes arbeiten 35 Beeinträchtigte, die von vier Gruppenleitern betreut werden. Letztere Stellen sind voll besetzt. Ähnlich verhält es sich in Weißwasser. Auch in den Werkstätten der Lebenshilfe Weißwasser arbeiten vier Gruppenleiter. „Perspektivisch denken wir schon über neue Mitarbeiter nach. Das dauert aber noch drei Jahre“, sagt Geschäftsführer Sascha Melcher. Prinzipiell könne jeder mit einem Fachabschluss die Position des Gruppenleiters übernehmen. Innerhalb von fünf Jahren muss er dann aber eine zusätzliche Qualifikation für die Arbeit mit Beeinträchtigten erlangen. Die zahlt der Arbeitgeber.

Wie sein Kollege Volkhard Schmidt berichtet auch Sascha Melcher von einer guten Auftragslage in der Wäscherei. „Wir merken, dass es durch den Tourismus eine größere Nachfrage als noch vor ein paar Jahren gibt“, sagt der Geschäftsführer. Rückschläge gibt es aber immer wieder. Als etwa das Hotel in Krauschwitz geschlossen hat, dann spürt das eben auch seine Wäscherei. Doch mit Kitas, Pensionen und Pflegeeinrichtungen ist auch die Weißwasseraner Wäscherei hinsichtlich ihrer Kunden breit aufgestellt.

In Niesky ist Volkhard Schmidt froh, dass seine Wäscherei dank des Eigentümers immer eine gewisse Grundauslastung hat. „Die Hälfte unserer Wäsche kommt vom Martinshof“, sagt er. Das helfe sehr und erspare der Wäscherei Kampfpreise. Angesichts steigender Kosten kann er nicht nachvollziehen, wenn Wäschereien weniger als einen Euro pro Kilo Wäsche verlangen. „Darunter verdient man nichts“, so Volkhard Schmidt. Das Geschäft mit der Wäsche ist nicht einfach. Auch Textilreiniger Horst Fischer aus Görlitz hat in 24 Jahren einige Kollegen schließen sehen. Im Osten, so seine These, haben es Reinigungsbetriebe ohnehin schwerer als im Westen. „Die ostdeutsche Hausfrau wäscht mehr selbst“, sagt er.