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Gewandhaus liegt im Dornröschenschlaf

Wann aus dem imposanten Löbauer Gebäude das geplante Hotel wird, bleibt weiter offen. Anderswo gibt es mehr Klarheit.

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© privat

Von Constanze Junghanß

Löbau. Einmal noch gingen die Lichter im Gewandhaus an. Das 1825 auf den Grundmauern der Katharinenkapelle erbaute Haus öffnete seine bis dato geschlossenen Pforten. Rund 800 Besucher strömten in das imposante Gebäude, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Das war im Mai 2016 und ist damit fast zwei Jahre her. Seitdem herrscht offensichtlich absolute Stille zwischen den alten Mauern.

Die kurze Glanzzeit hatte die damals noch junge Initiative „Löbau lebt“ eingefädelt. Schuttberge wurde geräumt, eine Ausstellung zur Historie des Hauses erarbeitet und präsentiert. Pantomimen von der Theatergruppe des Gymnasiums huschten als Fantasiegestalten durch die Räume, Musik erklang. Ein einmaliges Flair – ohne Neuauflage. Denn bereits damals stand fest: Das Gewandhaus an der Inneren Zittauer Straße wird vonseiten der Stadt verkauft. Zwei Kaufinteressenten gab es. Den Zuschlag bekam ein Investor aus Polen. Den Traum, das historische Haus zu sanieren, träumte auch „Löbau lebt“. Doch von dieser Idee wurde schnell wieder Abstand genommen, wie René Seidel vom Verein erzählt. „Wir hätten auch gerne dort weiter gearbeitet, haben uns dann aber durch den Verkauf und den Eigentümerwechsel nicht weiter mit dem Gewandhaus befasst“, sagt er. Nichtsdestotrotz zeigten sich die Macher vom schnellen Verkauf des Gewandhauses damals überrascht. Hatten allerdings – so wie viele Löbauer auch – damit die Hoffnung verbunden, dass dem Objekt eine baldige Sanierung und Neunutzung winkt. Noch im Sommer des Vorjahres sagte die Stadt dem polnischen Investor ihre Unterstützung für das Großprojekt zu.

Wie dieser kommunale Beistand konkret aussehen soll, bleibt vage. „Hierzu macht die Stadt Löbau keine Angaben“, teilt Pressesprecher Marcus Scholz auf Nachfrage der SZ mit. Fest jedenfalls steht: Fördermittel für eine angedachte Sanierung stellt Löbau nicht zur Verfügung. So wird das vom Pressesprecher bestätigt. „Wenn, dann könnten finanzielle Mittel vom Freistaat Sachsen bereitgestellt werden“, heißt es. Der Geschäftsmann aus dem Nachbarland plant, das Denkmalschutzgebäude in ein Hotel umzuwandeln. Zumindest rein optisch passiert ist bisher aber nichts. Wer der Investor ist, darüber gibt die Stadt keine Auskunft.

„Das Gewandhaus ist eines von vielen bekannten und prägenden Gebäuden in Löbau“, so Marcus Scholz. Mit der angedachten Sanierung wurde mit dem Verkauf die Erwartung geweckt, den Eingang zur Löbauer Innenstadt optisch aufzuwerten. Die Pläne des Investors stießen damals auch auf große Zustimmung bei den Stadträten und der Stadtverwaltung. Und auch aktuell heißt es nun dazu: „Hoffnung besteht, dass das Gebäude nach einer Sanierung stetig belebt und sich zudem in die Riege der bereits sanierten, markanten Löbauer Gebäude einreiht.“ Konkreter allerdings werden die Aussagen nicht.

Genau gegenüber vom Gewandhaus befindet sich der „Klub Klinik“. Vertreter vom Jugendverein nahmen im März 2017 an einer Hauptausschuss-Sitzung im Rathaus teil. Denn in der Sitzung stellten ein Vertreter des Gewandhaus-Käufers und der Görlitzer Planer das Hotel-Projekt vor. In dem Zusammenhang kam auch der Klub am Theaterplatz zur Sprache, der in das Terrain eingebunden ist. Der Klub soll weichen. Das steht auch seit längerer Zeit so fest. Dass Ende Juni dieses Jahres die Türen zufallen und damit die „Klinik“ geschlossen wird, sei dem Klub bekannt, so Marcus Scholz. Für das Frühjahr jedenfalls kündigt der Verein noch die legendäre Punkband „Die Skeptiker“ in den jetzigen Räumlichkeiten an. Die Berliner Band, die bereits zu DDR-Zeiten in der Szene einen Namen hatte, soll am 16. März in Löbau Station machen. Die Schließung vom „Klub Klinik“ bedeutet allerdings nicht deren endgültiges Aus. Vielmehr will die Stadt den jungen Leuten ein neues Gebäude zur Verfügung stellen. Die ehemalige Kaufhalle in Löbau Ost soll das künftige Domizil sein. „Für den Umbau wurde ein Fördermittelantrag gestellt, eine Baugenehmigung liegt bereits vor“, bestätigt der Stadtsprecher der SZ. Bis der Startschuss für den Umbau fällt, wird die ehemalige Kaufhalle noch entrümpelt, um Baufreiheit zu schaffen.