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Geprüft auf Krone, Laub und Nadeln

Kein Schnee, keine Orkane, wenig Schädlinge: Sachsens Wäldern geht es immer besser.

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© ZB

Von Christiane Raatz

Henning Andreae hat den Blick für Bäume. Wie sehen die Nadeln und Blätter aus? Machen sich irgendwo versteckt Raupen ans Werk? Wie wächst die Baumkrone? Immer im Sommer, wenn der sächsische Wald für den nun vorliegenden Zustandsbericht begutachtet wird, gibt der Referatsleiter für Standortserkundung im Sachsenforst sein Wissen an Forst-Absolventen weiter. Drei Wochen lang machen sich dann sieben Teams mit je zwei Experten auf den Weg, um knapp 6 800 Bäume im Landeswald genau unter die Lupe zu nehmen. „Da ist gutes Augenmaß und Wissen gefragt“, sagt Andreae. Auch Fotos von einer „Superkrone“ haben die Teams dabei – um zu vergleichen, wie es um die Bäume vor Ort tatsächlich bestellt ist.

Seit 24 Jahren werden für den jährlichen Waldzustandsbericht immer die gleichen 24 markierten Bäume an je 283 Orten im Sachsenforst begutachtet. In den Vorjahren hatte das Forstministerium den hiesigen Wäldern eine überwiegend gute Verfassung attestiert – so auch in diesem Jahr. „Unsere Bäume sind insgesamt gesehen gesund“, sagte Forstminister Thomas Schmidt (CDU) am Freitag bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2014. Demnach sind 39 Prozent der Waldbäume gesund (2013: 37 Prozent), 46 Prozent schwach geschädigt und 15 Prozent, zwei Punkte weniger als zuvor, haben deutliche Schäden. Dabei gehe es den Nadelbäumen besser als den Laubbäumen, so Schmidt.

Laut dem Bericht gibt es regionale Unterschiede. Im Zittauer Gebirge, dem westlichen Tiefland und im Elbsandsteingebirge sind die Kronen demnach lichter, die Bäume verlieren eher Blätter und Nadeln. Die Baumkronen im östlichen Tiefland, im Vogtland und im Erzgebirge wachsen dagegen dichter und in kräftigerem Grün als anderswo. „Davon konnte man in den 1990er-Jahren nur träumen“, erklärte Schmidt mit Blick auf das Erzgebirge, wo es bei den Fichtenbeständen in den Kammlagen ein regelrechtes Waldsterben gab.

Fichte wird zum „Brotbaum“

Vor allem die mit der Industrieproduktion steigenden Schwefeldioxid-Emissionen aus dem böhmischen Becken setzten den Nadelbäumen zu. Allein im Winter 1995/1996 habe es auf rund 3 000 Hektar schwerste Schäden gegeben, erläutert Sachsenforst-Geschäftsführer Hubert Braun. Auch durch Bodenkalkungen hätten sich die Bestände erholt. Heute sei die Fichte gar die vitalste Baumart im Freistaat – und „Brotbaum“ der Forstwirtschaft. Sie mache etwa 45 Prozent der Bestände aus.

„Wir haben mittlerweile einen enormen Holzvorrat“, erklärt Braun. Mit rund 312 Kubikmetern pro Hektar Wald liege dieser auf einem „historischen Höchststand“. Jedes Jahr wachsen etwa elf Kubikmeter nach, von denen weniger als die Hälfte geschlagen werden. Die Bedingungen waren günstig – trotz Schwankungen zwischen längeren Trockenperioden und heftigem Regen. Weil der Winter ungewöhnlich mild ausfiel, konnte die Zeit vor allem in tieferen Lagen zum Aufforsten genutzt werden. Auch habe es kaum geknickte Bäume und Schadholz durch Schnee und Stürme gegeben.

Schädlinge wie der Borkenkäfer schwärmten im trockenen Frühjahr zwar in Massen aus, dennoch war der Befall geringer als erwartet: Rund 25 000 Kubikmeter Schadholz durch Käferfraß. Im „Rekordjahr“ 2008 waren rund 120 000 Kubikmeter Holz betroffen. Den gefräßigen Raupen der Nonne fielen in diesem Jahr über 1 000 Hektar an Kiefern zum Opfer, vor allem in der Muskauer Heide und um Hoyerswerda.

Sachsenforst-Chef Braun spricht von einem „Friedensjahr“ für den Wald: Kein Schnee, keine Orkane, kein großer Schädlingsbefall. So könnte es weitergehen. (dpa)