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Gelasert, nicht gegossen

Der Gusseiserne Turm steht als kleine Sensation in der Oberlausitzer Miniwelt Oybin. Warum er hinter Glas muss.

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© Matthias Weber

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Wenn Sebastian Sonsalla ein schönes Bauwerk in der Oberlausitz sieht, dann versetzt er es vor seinem geistigen Auge immer schon in den Maßstab von Zentimetern und Millimetern. Seine ganze Heimat sammelt er in der Oberlausitzer Miniwelt in Oybin als Modell. Alles detailgetreu mit der Laubsäge aus Holz gesägt. Bloß der Gusseiserne Turm von Löbau, der war für ihn immer der modellbautechnische Mariannen-Graben.

bis zum Handlauf.
bis zum Handlauf. © Matthias Weber

„Im Maßstab 1:50 ist der Gusseiserne so filigran, das kann ich mit der Laubsäge nicht herstellen“, sagt Sebastian Sonsalla. Denn in diesem Maßstab schrumpfen die unzähligen Gitter, Verstrebungen und Gusseisen-Rosetten auf Millimeter-Größen mit noch winzigeren Zwischenräumen. „Ich hatte die technischen Möglichkeiten einfach nicht“, sagt Sonsalla.

Doch seit wenigen Tagen ist der Gusseiserne das neue Prunkstück seiner Sammlung. Und wie sein Vorbild vor über 160 Jahren, so ist das 60 Zentimeter hohe Modell eine technische Sensation. Sebastian Sonsalla nahm dafür nämlich gewissermaßen die digitale Laubsäge her: Laserstrahlen. Aus gerade mal 0,5 Millimeter starkem Holz schnitze er die 750 Teile des Modells mit Licht. Vieles hatte Sonsalla vorher probiert. „Ich wollte ihn mal mit einem 3D-Drucker erstellen, aber das ging höchstens im Maßstab 1:10.“ Und der dafür verwendete Kunststoff erwies sich als ungeeignet. Auch erste Versuche mit dem Laser scheiterten. Das hauchdünne Holz verbrannte. Sonsalla bändigte die Kraft des Lasers mit der Zeit. „Ich habe die Teile jetzt ausgraviert“, sagt er. Das sei eigentlich eine Schrift-Technik. Er verfeinerte sie so weit, dass sie nur die gewünschten Stellen im Holz ausbrennt. Unterlagen und Fotos des Gusseisernen bekam er von der Stadt Löbau. „Die Schnittpläne für die Bauteile zeichne ich am Computer selbst“, sagt er. Das CAD-Programm (Computer-Aided-Design, also computerunterstütztes Konstruieren) steuert auch den Laser. „Ich war zwei Wochen vor der Fertigstellung noch mal oben im Turm und habe Details nachgebessert“, erzählt Sonsalla.“

Und nun steht er da, so kostbar und verletzlich, dass er sogar unter Glas muss. „Es fehlt an dem Modell nicht ein einziges Detail“, sagt Sonsalla. 120 winzige Stufen winden sich zur obersten Aussichtsplattform. Wie im Original. „Ein Umlauf sind 15 Stufen. Sogar der Handlauf ist dabei.“ Wer‘s nicht glaubt, soll nachschauen – aber man braucht ein gutes Auge.