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Gekündigt ohne Kündigung

Für das Musikhaus auf der Königsbrücker Straße wird ein Nachmieter gesucht. Offiziell wurde der Besitzer noch nicht über den Rausschmiss informiert.

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© René Meinig

Von Sarah Herrmann

Marcus Hanta staunte nicht schlecht, als vor einem Monat zwei Mietinteressenten in seinem Laden standen. „Sie ziehen doch aus.“ Nur hatte der Geschäftsführer des Musikhauses Laconic Records gar nicht vor, die Räumlichkeiten auf der Königsbrücker Straße 28-30 zu verlassen. Was er zunächst als simple Verwechslung abtun wollte, stellte sich als bittere Realität heraus.

„Als die beiden weg waren, habe ich im Internet nachgeschaut“, sagt der Unternehmer. Auf der Homepage eines Dresdner Makler-Unternehmens ist er fündig geworden. Das Inserat ist dort noch zu finden. Wann das Ladenlokal bezogen werden kann und wie viel Miete fällig wird, müsse abgesprochen werden, heißt es. „Ich habe natürlich gleich die Hausverwaltung angerufen“, berichtet Hanta. Die Dresdner Zweigstelle der Atis GmbH, welche die Münsteraner Eigentümerfirma vertritt, befindet sich in der gleichen Passage. Mit der Kommunikation klappe es trotz der kurzen Wege aber nicht, sagt der Musikhaus-Chef. Auch eine SZ-Anfrage bleibt unbeantwortet. Zunächst habe auch Hanta niemand Auskunft geben können, später sei dann von Mietrückständen die Rede gewesen, die der einstige DJ allerdings bestreitet. Ein Mitarbeiter aus der Münsteraner Eigentümerfirma habe ihm schließlich mitgeteilt, dass bei Neuvermietung deutlich mehr verlangt werden könne. Dem Musikliebhaber ist bewusst, dass er wenig zahlt.

Die 3,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter haben sich seit der Anmietung vor vier Jahren nicht geändert. Damals ist Hanta mit seinem Team in die Passage gezogen. Da gab es das Musikhaus bereits 13 Jahre – immer in der Neustadt. Da die Nebenkosten sehr hoch seien, käme er auf etwa neun Euro Warmmiete. Dass auch das nicht zeitgemäß ist, sei ihm bewusst. „Ich bin zu Verhandlungen bereit“, sagt der Unternehmer. Einen Kompromiss zu finden, sei das Beste, was passieren könne. Er schaut sich trotzdem bereits nach Alternativen um.

An eine Lösung glaubt der Musikhaus-Besitzer nicht. Zumal das Gerücht die Runde macht, dass der A-Z-Shop einzieht, der vor einigen Wochen aus dem Laden gegenüber der Schauburg ausgezogen ist. Die beiden Mietinteressenten seien die Betreiber des A-Z-Shops gewesen, weiß Hanta. Die haben ihr Interesse für die Fläche in einem Online-Blog bestätigt. „Im schlimmsten Fall müssen wir schließen“, sagt der Musikhaus-Chef. „Allerdings hängt hier die Existenz von mir, zwei Mitarbeitern und einem Azubi dran – und von deren Familien.“ Ein Monat Kündigungsfrist stehe im Vertrag. Das Aus kommt also frühestens Ende April.