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Gefährliches Radeln durchs Müglitztal

Fürs entspannte Radeln fehlt ein durchgängiger Weg. Es gibt aber alternative Vorschläge und nun einen neuen Vorstoß.

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© Egbert Kamprath

Von Heike Sabel und Maik Brückner

Müglitztal. Der Radweg durchs Müglitztal feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Auf dem Papier. Seit 2007 ist er Bestandteil der Radverkehrskonzeption des Freistaates Sachsen. Nun steht er noch in einem weiteren Papier, dem Leitbild der Gemeinde Müglitztal. Radwanderwege insgesamt sind einer der größten Wünsche, die die Müglitztaler bei einer Umfrage zum Leitbild nannten. Für den Dohnaer Fahrradhändler Christian Neubert ist die Vorstellung des Leitbildes Anlass, seine Vorschläge ins Gespräch zu bringen.

Für den Dohnaer ist das Müglitztal eine der schönsten Gegenden zum Radfahren. Eine Schönheit mit Abstrichen. Denn es gibt nur stückweise einen Radweg, und an der Straße entlang bangen Radler um ihre Sicherheit. Neubert weiß das, denn oft stehen Radfahrer bei ihm im Laden und fragen. Den Weg, ausgebaut wie den an der Elbe, werde es im Müglitztal wohl nie geben, sagt Neubert. Da ist er Realist.

Doch aus den Gesprächen mit den Radlern weiß er, viele wären schon mit wenig zufrieden. Schilder zum Beispiel, die Auto- und Motorradfahrer aufmerksam machen, dass auch noch Radler unterwegs sind. Das mache zwar das Radeln auf der Straße nicht schöner, aber doch etwas sicherer. Einheitliche Tafeln und mehr Werbung nennt auch das Leitbild der Gemeinde Müglitztal. Denkbar sei zudem das Aufsprühen von Trennlinien, die den Radweg markieren, sagt Neubert. Das funktioniere auch in Großstädten wie Leipzig.

Wegebau in Planung

Die Bürgermeister von Dohna und Müglitztal, Ralf Müller und Andreas Burkhardt, geben sich mit Schildern und Symbolen nicht zufrieden. Burkhardt (parteilos) will den Weg unbedingt, sagt er immer wieder, und hofft nun auf den Tourismusverband Sächsische Schweiz, dem die Gemeinde beigetreten ist. Müller (CDU) hat sich zum Thema Müglitztal-Radweg mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) getroffen. Das will einen straßenbegleitenden Radweg bauen. Aber nur an zwei Abschnitten – zwischen den Abzweigen Dittersdorf unterhalb von Glashütte und Liebstadt in Oberschlottwitz sowie zwischen dem nördlichen Ortsausgang Mühlbach und dem Abzweig Burkhardswalder Straße. Termin: 2025.

Das ist Dohna zu spät und zu wenig. Müller sieht die Verantwortung beim Freistaat. Er sagt: In den Orten und auf freier Flur sind die Kommunen zuständig, außerorts entlang der Müglitztalstraße das Landesamt. Wo zwischen Weesenstein und Dohna an der Straße kein Platz ist, soll der Weg über den vom Kreis schon gebauten Radweg Dohna–Köttewitz führen. Ein Stück durch den Wald ins Tal wäre wegen eines Schutzgebietes etwas kompliziert, aber da schlägt Müller vor, die Kommunen übernehmen die Bauherrenaufgaben und organisieren, der Freistaat bezahlt. Ob sich der Freistaat darauf einlässt?

Für Glashüttes Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) ist es unerheblich, ob der Freistaat oder die Kommunen den Radweg bauen würden. Auf jeden Fall müsste öffentliches Geld fließen. Und davon bräuchte man sehr viel, sagt er. Er rät jedem, der den Radweg fordert, mal mit den Augen eines Radfahrers durchs Tal zu fahren. Denn hier gibt es nicht wenige Stellen, die so eng sind, dass neben dem Fluss, der Bahntrasse und der Straße kein Radweg mehr reinpasse – zumindest nicht ohne massives Eingreifen in die Natur. Und die ist an vielen Stellen auch noch geschützt, sodass der Bau des Müglitztal-Radweges ohnehin sehr kompliziert werden würde.

„Ohne Frage, auch ich würde diesen Weg gern haben“, sagt Dreßler. Denn er würde nicht nur Urlaubern zugute kommen, sondern auch den Bürgern seiner Stadt, die zum Beispiel von Schlottwitz per Rad nach Glashütte oder Bärenhecke fahren könnten. Doch es gibt im Stadtgebiet noch so viel anderes zu tun – Dreßler erinnert an fehlende Gehwege und marode Straßen –, dass der Bau eines Radweges schwer zu vermitteln sei. Allein der Bau des etwa 14 Kilometer langen Glashütter Abschnittes würde letzten Schätzungen zufolge fünf Millionen Euro kosten. Trotz Förderung würde die Stadt Glashütte einen Großteil der Kosten übernehmen müssen.

Dreßler kann sich nicht vorstellen, für die Umsetzung solcher Pläne eine Mehrheit im Stadtrat zu bekommen. Von daher dürfte Fahrradhändler Neubert wohl Recht behalten: Einen ähnlich gut ausgebauten Radweg wie den an der Elbe wird es im Müglitztal wohl nie geben.