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Gedenken an die Kriegstoten

Am Sonntag ist Volkstrauertag. Zwei Pfarrer aus dem Osterzgebirge laden zur Andacht auf die Friedhöfe ein.

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© Anna Kellerová

Altenberg. Die evangelisch-lutherischen Kirchgemeinden in der Stadt Altenberg begehen am kommenden Wochenende an ihren Denkmalen den Volkstrauertag. Am Ende der Gottesdienste soll dort der Opfer des Ersten und Zweiten Weltkrieges gedacht werden.

„Viele Gemeinden haben ein gespaltenes Verhältnis gerade zu den Ehrentafeln, die nach dem Ersten Weltkrieg aufgestellt wurden“, sagt Altenbergs Pfarrer David Keller. Die Art und Weise, wie damals um die Toten getrauert wurde, entspreche nicht heutigem Zeitgeist. Viele sehen die Form und Gestaltung der Gedenktafeln sehr kritisch. David Keller hält es dennoch für wichtig, sich dort zu versammeln. Die Denkmale sind wichtige Zeugnisse dafür, dass der Krieg nichts Fernes ist, sondern auch unsere direkten Vorfahren betroffen hat. „Auch wir haben Verantwortung für die heutigen Konflikte“, sagt er. In den Andachten soll auch für den Frieden in der Welt gebetet werden.

Ähnlich sieht es Geisings Pfarrer Markus Großmann: „Der Glaube an Jesus Christus schenkt den Frieden mit Gott. Dieser innere Frieden soll auch Auswirkungen auf das menschliche Miteinander haben.“

Gräber werden gepflegt

Gedenken auf Friedhöfen

Sonnabend, 18.11., 15 Uhr, Andacht auf dem Waldfriedhof Oberbärenburg

Sonntag, 19.11., 9 Uhr, Gottesdienst in Schellerhau mit anschließendem Totengedenken;

Sonntag, 19.11., 10.30 Uhr, Gottesdienst in Zinnwald mit anschließendem Totengedenken

Quelle: Pfarramt Altenberg

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Eine besondere Form des Totengedenkens stellen die Soldatengräber auf dem Waldfriedhof in Oberbärenburg dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier für im Lazarett verstorbene Soldaten Birkenkreuze errichtet, auf die ein Stahlhelm gesetzt wurde. „Obwohl es zu DDR-Zeiten immer massiven Druck auf die Kirchgemeinde gegeben hat, diesen Ort der Erinnerung an die Opfer des Krieges zu beseitigen, wurden die Gräber immer weiter gepflegt“, berichtet Kirchvorsteherin Elke Johne. Daran halte man fest, auch wenn der Aufwand vergleichsweise hoch ist. Denn die Birkenkreuze müssen aller zwei bis drei Jahre erneuert werden. „Das machen wir auch in Zukunft weiter“, sagt Frau Johne.

Es werden nicht nur die Gräber deutscher Kriegsopfer gepflegt. Von Anfang an wurde auch ein Grab eines polnischen Soldaten hergerichtet und gepflegt. Dessen Nachfahren kommen fast jedes Jahr aus Schottland nach Oberbärenburg. „Unser Gedenken gilt allen Opfern von Krieg und Gewalt. Dazu gehören natürlich auch unsere Vorfahren“, erklärt Pfarrer David Keller.

Der Volkstrauertag wurde durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Die erste offizielle Feierstunde gab es 1922 im Deutschen Reichstag. Heute gilt der Volkstrauertag als Tag der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Der Volksbund versteht diesen Gedenktag mit zunehmendem Abstand vom Krieg als einen Tag der Trauer. (SZ/mb)