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Gar nicht hausbacken

Im „biovivo“ in Oybin gibt es ökologische und fair gehandelte Textilien. Die Geschäftsidee ist von einer Oderwitzerin.

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© www.foto-sampedro.de

Von Elke Schmidt

Oybin. Öko-Textilien müssen nicht langweilig oder hausbacken aussehen. Im Gegenteil: Sachen aus ökologisch angebauten und fair gehandelten Naturtextilien können richtig schick und auf den ersten Blick überhaupt nicht als Öko erkennbar sein. Davon kann man sich seit Kurzem im Oybiner Laden „biovivo“ von Annett Krause überzeugen. Sie bietet Kleidung aus Bambus, Seide, Wolle, Hanf, Leinen und Baumwolle an. Aber auch Viskose kann durchaus umweltfreundlich hergestellt werden.

Dass Annett Krause nach Oybin kam, war mehr oder weniger ein Zufall. Sie war dort zu Besuch und sah den leeren Laden an der Hauptstraße 11. Der sprach sie mit seinen bis zum Boden reichenden Fenstern und dem hellen Innenraum sofort an und sie beschloss spontan, hier eine Filiale ihres Görlitzer Geschäftes zu eröffnen. Die Oderwitzerin ist überzeugt, dass man etwas für die Natur, die Umwelt und natürlich auch für die Menschen tun muss. Nur so könne unsere Welt auf Dauer erhalten werden. Sie wollte nicht nur reden, sondern selbst etwas tun. Der Zufall sei ihr zu Hilfe gekommen, als sie vor neun Jahren auf einer Messe war und dort entsprechende Angebote entdeckte, erinnert sich Annett Krause. Das ließ sie nicht mehr los und schließlich eröffnete sie einen Biotextilien-Laden in der Görlitzer Innenstadt. „Wenn ich damals gewusst hätte, auf was ich mich einlasse, hätte ich es nicht gemacht“, sagt sie heute. Es habe eine Weile gedauert, bis sie die Aufmerksamkeit der Kunden gewonnen hatte. Aber sie blieb dran und biss sich durch. Zugute kam ihr dabei, dass sie gelernte Wirtschaftskauffrau ist, und nach und nach entwickelte sich das Geschäft.

Inzwischen habe sich auch der Öko-Gedanke in den Köpfen festgesetzt, sagt Annett Krause. „Immer mehr Menschen interessieren sich dafür und sind dann überrascht, wie modern und schick die Sachen aussehen.“ Das sei gar nicht so öko, wie man sich das vorgestellt habe, würden diese dann oft sagen, so Annett Krause. Inzwischen gibt es eine riesige Auswahl an Marken und Modellen. Besonders Touristen sind meist sehr überrascht, wenn es ihre Lieblingsstücke auch als Öko-Variante gibt.

Annett Krause ist es sehr wichtig, dass bei ihren Sachen wirklich drin ist, was drauf steht. Sie legt deshalb großen Wert auf entsprechende Zertifikate und verlässt sich dabei vor allem auf den Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN). Das ist ein Zusammenschluss von über 100 Unternehmen aus allen Bereichen der Leder- und Textilwirtschaft, die gemeinsam für ökologische und sozialverantwortliche Wirtschaftsweisen eintreten. Das IVN-Siegel wiederum wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung untersucht und für sehr gut befunden. Das Siegel erfülle besonders hohe Anforderungen in den drei Teilbereichen Glaubwürdigkeit, Sozialverträglichkeit und Umweltfreundlichkeit, heißt es dort. Als Kunde kann man sich also darauf verlassen, dass die Kleidung im „biovivo“ tatsächlich fair und ökologisch hergestellt ist. Dennoch sollte man gerade auch Bio-Baumwolle durchaus differenziert betrachten. „Bei deren Herstellung werden zwar keine Pestizide verwendet, was gut für die Umwelt ist und auch für die Menschen, die sie anbauen“, so Krause. „Aber Baumwolle braucht sehr viel Wasser. Gleichzeitig fehlt es der Bevölkerung in vielen Anbauländern an Trinkwasser.“ Dieses Problem lasse sich mit ökologischem Anbau zwar verringern, aber eben nicht ganz beseitigen. Doch jeder Kunde kann den Nachhaltigkeitsgedanken selbst unterstützen und seine gekaufte Kleidung möglichst lange tragen beziehungsweise abgelegte Kleidung weitergeben. Das ist bei den Öko-Marken durchaus drin. Die Qualität seien gut bis hochwertig. Die Stücke halten länger als Massenware und ihre Kunden reklamieren selten etwas, sagt Krause. Geöffnet ist der Oybiner „biovivo“-Laden Montag und Mittwoch, 13 bis 17 Uhr, sowie Sonnabend und Sonntag von 11 bis 17 Uhr (Sonntag bei schönem Wetter).