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Friedhof zu, Pfarrer weg?

Müssen Stauchaer künftig in Riesa beerdigt werden? Nein, sagt Pfarrer Bartsch. Und hat trotzdem schlechte Nachrichten.

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© Sebastian Schultz

Von Jürgen Müller

Stauchitz. Diese beiden Meldungen machten Mitte Dezember in der Gemeinde Stauchitz die Runde und verunsicherten viele Einwohner. Der Friedhof von Staucha wird geschlossen und Pfarrer Andreas Bartsch geht zum Jahresende. Dessen Arbeit übernähmen ab Januar Pfarrer aus Riesa. Viele fragten sich besorgt: Müssen künftig alle Stauchitzer in Riesa bestattet werden? Der Pfarrer beruhigt: „Jeder, der in Staucha bestattet werden möchte, kann das auch tun. Aber eben nicht mehr an jeder Stelle.“ Nicht der Friedhof in Staucha werde geschlossen, sondern der Kirchhof. Das ist nur ein Teil des Friedhofes, das Gebiet rund um die Stauchaer Kirche.

Die Gründe sind wirtschaftlicher Art. „Der Stauchaer Friedhof mit insgesamt 320 Grabstellen ist zu groß, permanent unterfinanziert. Es finden hier zu wenige Bestattungen statt. So schaffen wir es nicht, den Friedhof zu bewirtschaften“, sagt der scheidende Pfarrer. Zwar werden keine neuen Nutzungsrechte mehr vergeben, also keine Grabstätten mehr errichtet, in Ausnahmefällen sind auf dem Kirchhof aber noch Bestattungen möglich. Dann nämlich, wenn dort schon ein Ehepartner beerdigt ist. Dann kann auch der andere Ehe- oder Lebenspartner dort bestattet werden, Kinder aber schon nicht mehr.

„Uns ist bewusst, dass diese Maßnahme bei vielen Betroffenen Unsicherheit und Bestürzung auslösen kann. Und wir wissen, dass das für manche sehr hart ist, nicht ins Familiengrab zu kommen. Doch wir mussten eine Grenze ziehen“, so Bartsch. Ausnahmen werde es nicht geben. „Wo sollen wir anfangen, wo aufhören“, fragt er. Es handele sich jedoch um eine beschränkte Schließung. Für Besucher sei der Kirchhof auch in den kommenden Jahrzehnten geöffnet.

Jährlich rund zehn Beerdigungen gibt es in Staucha. Das liegt auch daran, dass sich einige Stauchitzer in Bloßwitz auf dem Friedhof der Schwesternkirchgemeinde beisetzen lassen. Das ist vor allem für die Kinder günstiger, weil der Bloßwitzer Friedhof auf dem Arbeitsweg nach Riesa liegt, während sie sonst in die andere Richtung nach Staucha fahren müssten. Der neue Friedhof unterhalb der Kirche, auf dem sich auch die neuen Urnengräber befinden, bleibt weiter bestehen. Die Urnengräber sind aber genau das Problem. Sie nehmen viel weniger Platz in Anspruch als herkömmliche Grabanlagen. Auf acht Quadratmetern können bis zu zwölf Urnen untergebracht werden. Und Urnenbestattungen sind billiger als Erdbestattungen.

Erhalten bleiben die Friedhöfe in Mautitz und Bloßwitz. „Dort können wir wirtschaftlich arbeiten. Finanzielle Rücklagen zu bilden, gelingt uns aber auch da nicht“, sagt Andreas Bartsch. Er wird zum Ende des Jahres in den Ruhestand gehen. Normalerweise hätte der 64-Jährige das schon im Mai dieses Jahres tun können, da hatte er die Altersgrenze erreicht. „Ich wollte aber das Jahr noch voll machen“, sagt er. Vorerst werden sich drei Pfarrer aus Riesa die Vertretung aufteilen.

Ob die Stelle überhaupt neu besetzt wird, ist derzeit offen. „Die Landessynode hat ja die Strukturreform um ein Jahr aufgeschoben. So wird eine Entscheidung wohl erst im Frühjahr fallen“, sagt der Pfarrer, der seit 2014 in Staucha ist. Die Kirchenverwaltungen bleiben aber auch ohne Pfarrer bestehen. „Mit meinem Weggang wird sich noch nichts an der Verwaltung ändern. So ist immer ein Ansprechpartner vor Ort da, keiner muss erst einmal nach Riesa fahren“, so Bartsch, der aus dem Erzgebirge stammt, in Leipzig Theologie studierte, Pfarrstellen in Wildenhain, Walda, Bauda, Frankenberg und Plauen hatte und dort auch Superintendent war.

Änderungen gibt es allerdings beim Gottesdienst. Fanden bisher jede Woche Gottesdienste in Staucha und abwechselnd in Bloßwitz und Mautitz statt, so gibt es diese ab Januar nur noch alle zwei Wochen. Ändern werden sich auch die Anfangszeiten, verschieben sich jeweils um eine halbe Stunde. So beginnen die Gottesdienste künftig um 9 Uhr und um 10.30 Uhr.

Seinen Ruhestand wird der Pfarrer gemeinsam mit seiner Frau in Frankenberg verbringen. Schon jetzt wohnte er nicht mehr in der Gemeinde, kam jeden Tag nach Staucha. Der Ruheständler in spe möchte künftig mehr verreisen und auch seine beiden Kinder, die in Hessen und Bayern leben und arbeiten, öfter besuchen. Er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge in den Ruhestand.

„Meine Frau und ich sind gerne in Staucha und Mautitz gewesen. Wir sind dankbar, für die Menschen, die wir kennenlernen durften und für die vielen Zeichen persönlicher Verbundenheit“, sagt er. Er nehme viele gute Erinnerungen mit. „Manches ist aber auch nicht gelungen und es gibt Menschen, die sich über mich und meine Arbeit geärgert haben. Das tut mir leid, dafür möchte ich um Verzeihung bitten.“

Vieles ist ihm gelungen. So wurde die Orgel saniert und im Oktober eingeweiht. Auch die Treppe und der Turm der Stauchaer Kirche sind inzwischen saniert und können wieder bestiegen werden.

Verabschiedet wird Pfarrer Matthias Bartsch am 7. Januar um 14 Uhr bei einem Gottesdienst in der Stauchaer Kirche.