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Firmenchefs erklären Deponie-Pläne

Großenhainer wollen 82 000 Tonnen Schlacke im Jahr verarbeiten. Das weckt Ängste.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Gerade in Strauch hätte das nicht passieren dürfen. Die Bürger dort sind schon einmal über Nacht vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Das war, als der kleine Ort 2009 plötzlich vom Planungsverband Oberes Elbtal ohne Vorwarnung zum geplanten Windkraft-Gebiete erklärt wurde. Bis letztes Jahr dauerte es, dieses Gebiet aus den offiziellen Planungen wieder heraus zu bekommen. Die vielen und kreativen Proteste der Bürgerinitiative bis hin nach Dresden sind der Politik wohl noch gut im Gedächtnis, führte die doch schließlich sogar dazu, dass der Landesentwicklungplan kippte. Seither haben aber auch eben diese Bürger Jahre und aufopferungsvoll in Arbeitsgemeinschaften und Gremien mitgearbeitet – ehrenamtlich. Da muss sich niemand wundern, dass die Straucher auf Schnellschüsse sehr sensibel reagieren. Zumal, wenn es um etwas geht. Genau einen solchen Schnellschuss hat aber jetzt die Stadt losgelassen.

Erst am Tag der Ortschaftsratssitzung bekamen die Straucher Räte von der Stadt Großenhain die Unterlagen für eine geplante Metallrückgewinnungsanlage in Strauch in die Hand. Zwar wurden die Pläne erläutert, aber kurz danach war das Thema auch schon im Großenhainer Stadtrat zum Beschließen – und die Straucher machten ihren Räten Feuer, weil sie sich über den Tisch gezogen fühlten.

Einige kamen gleich selbst in den Stadtrat, wie Iris Richter und Bernd Hallek. Sie fragten, ob Strauch nach den Windrädern jetzt für eine Deponie freigegeben werde solle und mutmaßten schon über die Schwermetallbelastung für die gesamte Gegend – denn in der Kiesgrube Strauch sollen künftig Schlacken aus Müllverbrennungsanlagen deponiert werden, nachdem verwertbare Metalle zurückgewonnen wurden. Jahreskapazität: 82 000 Tonnen. Vor der Verarbeitung wird die Schlacke drei Monate gelagert, damit sie überhaupt lagerfähig wird. Deshalb ist ein Einlagerungsbereich für dauernd 25 000 Tonnen geplant.

Die jeweils verarbeitete Schlacke, 70 520 Tonnen, wird zur Deponie gefahren. Die gewonnenen Metalle, etwa 7 380 Tonnen, werden verwertet. Die sogenannten Störstoffe werden zu den Müllverbrennungsanlagen zurückgeliefert. Der Ausgangslagerbereich ist auf eine Kapazität von 5600 Tonnen geplant, schreibt die Jakob und Naumann Umweltdienste GmbH, die diese Metallrückgewinnung auf dem Kiesgrubengelände mit der SKR Strauch bauen will. Nicht zu vernachlässigen: Der gesamte Transport hin und zurück läuft außerhalb des Kieswerks-Geländes über die Kreisstraße Strauch und die B 101 – gerechnet wird laut Unterlagen des Unternehmens mit 3608  Lkw je 25 Tonnen. Zumindest das dürfte auch die anderen Großenhainer aufhorchen lassen, die bis dato mit Sicherheit gar nichts von dem Vorhaben gehört haben.

Eine Einwohnerversammlung in Strauch wäre kommunikativ das Mindeste gewesen, das die Stadt den Bürgern hätte anbieten sollen. Denn solche Fakten wecken natürlich Ängste. Ob berechtigt oder nicht, ist den Bürgern nicht vermittelt worden. Einmal im Ortschaftsrat behandelt – das genügt offenkundig nicht. Auch im Stadtrat war keine Präsentation geplant, weil es ja „nur“ um ein Ja für ein Genehmigungsverfahren ging. Behördlich betrachtet ist das richtig, aber dem trauen die Straucher aus leidvoller Erfahrung heraus eben nicht unbedingt.

Das ganze Prozedere folgt noch, einschließlich Bimsch und jeder, der solche Verfahren kennt, weiß, wie aufwendig diese sind. Das Thema wurde aber dennoch von der Tagesordnung genommen, weil „es offensichtlich noch Klärungsbedarf gibt“. Den dürfte es vor allem im Rathaus geben, denn das Projekt startet nun schon mit Misstrauen und Ängsten, bevor es überhaupt losgeht. Stephan Jakob will nun am 16. Januar noch einmal alle einladen und das Projekt selbst vorstellen.