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Finanz-Experte probiert Landwirtschaft in Sachsen

Der Dresdner Jens-Uwe Sauer hat bei Seedmatch erfahren, wie sich Geld von Kleinanlegern sammeln lässt. Jetzt setzt er auf Pilze – und auf sächsisches Wasser.

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© Sebastian Schultz

Von Georg Moeritz

Dresden. Wenn sich jemand mit neuen Geschäftsideen auskennt, dann Jens-Uwe Sauer. Als Geschäftsführer der Seedmatch GmbH in Dresden brachte er sechs Jahre lang Firmengründer mit Geldgebern zusammen. Seedmatch stellt Geschäftsideen im Internet vor, zum Beispiel Computer-Server zum Heizen, werbegesponserte Tampons oder automatische Dokumentenablagen. Wer sich für eine Idee begeistert, beteiligt sich mit Geldbeträgen ab 250 Euro – dieses Crowdfunding-Prinzip bringt Startkapital für Jungfirmen.

Doch voriges Jahr hat Sauer die Geschäftsführung von Seedmatch abgegeben. Der 45- Jährige ist jetzt Vorstand eines neuen Unternehmens, das nach eigenem Bekunden die „Agrarwende“ einläuten will. Im Gespräch mit Sauer zeigt sich allerdings schnell, dass der studierte Jurist künftig nicht Misthaufen wenden wird. Seine Neugründung namens Permagold hat wieder viel mit dem Internet zu tun: Dort wirbt Sauer um Geldgeber und versucht dabei, den Geschmack eines urbanen Publikums mit Hang zu Ökoprodukten zu treffen. Großstädter, die vielleicht auch Carsharing machen, nennt er als Zielgruppe. „Wie schön, dass du hier bist“, so wird der mögliche Geldanleger online begrüßt.

Der Firmengründer betont, dass er „nicht idealistisch“, sondern professionell agieren wolle. Zwar sagt Sauer, die Landwirtschaft in Deutschland sei nicht zukunftsfähig. In Pressetexten seines Unternehmens ist von einem „Gegenentwurf zur industriellen Agrarwirtschaft“ die Rede. Er wolle Permakultur organisieren, das bedeute so viel wie regenerative Landwirtschaft – ohne Monokulturen. Allerdings plant das junge Unternehmen nicht die Übernahme häufig kritisierter Großbetriebe mit Schweinemast oder Mais für Biogasanlagen. Vielmehr hofft Permagold auf Obst- und Gemüsesorten in „einem eher hochpreislichen Segment“, wie Granatäpfel, Bio-Walnüsse, Ingwer, Aprikosen.

Als erstes Projekt hat Permagold eine Pilzzucht in einer Halle in Nünchritz-Leckwitz begonnen. Dort ließen Sauer und sein Mit-Vorstand Karl Kretschmer 4 000 Eichenstämme stapeln, auf denen nun „Bio-Shiitake-Pilze, zusammen mit Kräuter- und Limonenseitlingen“ wachsen sollen. Mit der Vermarktung dieser Pilze will das Unternehmen Beziehungen zu Händlern aufbauen, auf die es später mit mehr Produkten aufbauen kann.

Auf fünf Hektar Land will das Unternehmen künftig in Leckwitz pflanzen und ernten. Sauer denkt dabei auch an Schaugärten, die Wissen um „nachhaltigen Ackerbau“ vermitteln sollen. Die Geldgeber von Permagold sollen möglichst auch zu Kunden werden. Ein Hofladen und vielleicht ein Online-Shop sollen dafür sorgen, dass nicht ein Drittel des Umsatzes an fremde Händler abgegeben werden muss.

In Altenberg-Rehefeld hat Sauer nach eigenen Angaben die Genehmigung, künftig Quellwasser abzufüllen und zu vermarkten. Daraus könne auch eine Perma-Limonade werden. Größere Flächen für den Ausbau seines Agrarprojekts aber hat Sauer in Moldawien gefunden, wo nach seinen Worten die Böden „nicht ausgelaugt wie in Deutschland“ sind. Dort könne Permagold Arbeitsplätze schaffen und vielleicht die Abwanderung stoppen.

Das Unternehmen Permagold ist als Genossenschaft eingetragen, für die einzelnen Projekte werden GmbHs gegründet. Den Geldgebern werden drei Prozent Zinsen pro Jahr in Aussicht gestellt – für die ersten Jahre rückwirkend, sobald der Gewinn es erlaube. Ein Risikohinweis fehlt nicht auf der Internetseite: Das eingesetzte Geld kann auch verloren gehen.