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Filzerin aus Leidenschaft

In Beate Schillers Werkstatt in Freital entstehen Figuren aller Art. Ihr Wissen gibt sie gerne weiter.

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© Andreas Weihs

Von Thomas Morgenroth

Freital. In einem runden Untersetzer für Blumentöpfe beginnt in Hainsberg das Leben des kleinen Gärtners, der noch keinen Namen hat. Beate Schiller schichtet drei Lagen grüne Merinowolle auf einer Noppenfolie kreuzweise übereinander und befeuchtet sie mit einer Mischung aus Olivenseife und Wasser, die sie vorher erhitzt hat. Dann legt sie eine Folie darüber und beginnt zu reiben. Sie drückt und kreist mit Handballen und Fingern, damit sich die Fasern fest verbinden: Beate Schiller filzt.

So funktioniert das Filzen

Das Filzen  Beate Schiller legt mehrere Lagen Merinowolle in einer flachen Schüssel übereinander, befeuchtet sie mit Seifenwasser und reibt, bis sich die Fasern verbinden.
Das Filzen Beate Schiller legt mehrere Lagen Merinowolle in einer flachen Schüssel übereinander, befeuchtet sie mit Seifenwasser und reibt, bis sich die Fasern verbinden.
Die Bemalung  Aus den Filzplatten und weiteren Zutaten entsteht der Gärtner, dem Cecilia Schiller mit einem speziellen Farbstift Augen und Mund ins Gesicht malt.
Die Bemalung Aus den Filzplatten und weiteren Zutaten entsteht der Gärtner, dem Cecilia Schiller mit einem speziellen Farbstift Augen und Mund ins Gesicht malt.
Die Vielfalt  Mais, Weintraube und Rübe: Kaum ein anderes Material ist so vielseitig für eigene Kreationen verwendbar wie Filz. An Ideen mangelt es Beate Schiller nicht.
Die Vielfalt Mais, Weintraube und Rübe: Kaum ein anderes Material ist so vielseitig für eigene Kreationen verwendbar wie Filz. An Ideen mangelt es Beate Schiller nicht.

„Das dauert eine Weile“, sagt die schlanke Frau und lacht, während draußen vor den Fenstern die Weißeritz rauscht und die Bimmelbahn vorbeidampft. Hin und wieder hebt Beate Schiller die Folie an und zupft an der Wolle. „Es reicht noch nicht“, sagt die Filzerin nach der sogenannten Ziehprobe. Zehn Minuten oder auch länger kann es dauern, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden ist. Dann rollt die 49-jährige Freitalerin die Filzplatte bis zu dreißigmal in einem Handtuch und wäscht sie aus, damit keine Seifenreste in dem weichen Material zurückbleiben.

Daraus kann nun der Bauch für den Gärtner werden, der sich über einer Styroporkugel spannt. Auch Kopf, Nase, Arme und Füße bestehen aus Filz, Beine hat der lustige Geselle keine. Haare aus Schafwolle, ein Strohhut, ein Blumentopf und eine Gießkanne ergänzen die Figur. Aber irgendetwas fehlt noch. Richtig, er kann weder sehen noch plappern. „Das haben wir gleich“, sagt Beate Schillers Tochter Cecilia. Die 25-Jährige ist Tierärztin von Beruf, malt und zeichnet aber leidenschaftlich gern. Von ihr bekommt das Männlein mit einem speziellen Stift zwei schwarze Äuglein und einen breiten roten Mund.

Neben dem Gärtner tummeln sich in Beate Schillers Werkstatt auch Lehrer, Konditoren und Sekretärinnen, Hasen, Lesewürmer und Elche, Pilze, Bäume und Blumen. Besonders zahlreich sind bunte Eulen vertreten: als Figuren fürs Regal, als Kuscheltiere, als Kühlschrankmagneten und als Taschen für Laptops, Smartphones oder Krimskrams. Am Strauch hängen gefilzte Ostereier und an der Gardinenstange Lichterketten mit Blüten aus Filz.

„Das Filzen ist mein Hobby“, sagt Beate Schiller, „dabei kann ich wunderbar entspannen, viel besser als vor dem Fernseher.“ Sie ist Köchin von Beruf, arbeitet aber schon immer in der Ausbildung, seit nunmehr siebzehn Jahren im Fach Ernährung in der Außenstelle Dippoldiswalde des Berufsschulzentrums Freital. Dort ist das Filzen mittlerweile auch im Unterricht angekommen – als Kursangebot.

Die Nachfrage sei groß, sagt Beate Schiller, die sich mit Joggen sowie Hindernis- und Schlammläufen fit hält. Zum Filzen ist sie vor fünf Jahren durch eine Freundin gekommen. Nach einem Kurs im Fadenladen in Altcoschütz begann sie, zu experimentieren. Ihr erstes Filzprodukt waren Hausschuhe mit Rolling-Stones-Zunge für ihren Partner Steffen Gauernack, dem rockmusikbegeisterten Vater ihrer Tochter.

Mittlerweile ist Beate Schiller als gute Filzerin bekannt und wird zu Märkten eingeladen, etwa nach Weinböhla, Possendorf und Bad Schandau. In der Kuppelhalle Tharandt, wo ihre Zwillingsschwester Ines Schiller arbeitet, bietet sie zudem ein Osterfilzen für Kinder an. Ansonsten gibt es ihre Kreationen im Geschenkeladen in Dippoldiswalde sowie in ihrem eigenen Filzladen an der Rabenauer Straße. Dort wartet auch der Gärtner auf seinen neuen Besitzer – und auf einen Namen.

Filzladen Freital, Rabenauer Straße 26, Mittwoch 15 bis 20 Uhr und nach Absprache, Tel. 0157 80355510; Osterbasteln in der Kuppelhalle Tharandt am 30. März von 15 bis 18 Uhr. Wollfest im Nationalparkzentrum Bad Schandau am 30. April; Maifest in Possendorf am 1. Mai.