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Feuer in Schmiedeberger Gießerei

In einer Werkhalle kam es zu einer Verpuffung. Die riss ein Loch ins Dach und löste ein Feuer aus. 240 Feuerwehrleute standen gleich vor drei Problemen.

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© Egbert Kamprath

Franz Herz

Schmiedeberg. Es war der größte und schwierigste Feuerwehreinsatz in Dippoldiswalde seit dem Hochwasser 2013, schätzt Stadtwehrleiter Michael Ebert ein. In der Schmiedeberger Gießerei platzte am Donnerstagabend ein Hydraulikschlauch. Öl spritzte heraus und entzündete sich am heißen Eisen. Dabei kam es zu einer Verpuffung. Die riss ein Loch in das Dach der Halle und setzte die Dachdämmung in Brand. Eine Verpuffung wirkt heftiger als ein Brand, aber nicht so vernichtend wie eine Explosion. So wurde bei dem Unfall niemand verletzt, wie Gießerei-Geschäftsführer Andreas Mannschatz mitteilt.

Ein Großaufgebot mehrerer Feuerwehren war im Einsatz.
Ein Großaufgebot mehrerer Feuerwehren war im Einsatz. © Marko Förster
Die Bundesstraße war stundenlang gesperrt.
Die Bundesstraße war stundenlang gesperrt. © Marko Förster

„Meine Mitarbeiter haben professionell reagiert, sofort die Hydraulikanlage abgestellt, den Notknopf gedrückt, die Öfen leer gemacht und alles ausgeschaltet“, sagte Mannschatz. Unglücklich kam der starke Sturm in der Nacht dazu. Der Wind hat das Feuer im Dach angefacht und so geblasen, dass es sich immer weiter gefressen hat.

Damit standen die Feuerwehrleute vor mehreren Problemen gleichzeitig. Sie konnten erstens zum Löschen kein Wasser einsetzen. Flüssiges Eisen und Wasser sollten nicht zusammenkommen. Dann würde das Wasser verdampfen und das glühende Eisen herumspritzen. Das hätte weitere Schäden verursacht, erklärt Stadtwehrleiter Michael Ebert. Die Wehr konnte nur mit speziellem Pulver löschen. 500 Kilogramm sogenanntes ABC-Pulver setzten die Feuerwehren ein. So viel hatten die Dippser Feuerwehren nicht vorrätig. Daher baten sie andere Wehren aus den Nachbarorten und im Landkreis bis nach Wilsdruff und Neustadt sowie die Berufsfeuerwehr in Dresden um Hilfe.

Auch beim zweiten Problem waren sie auf Unterstützung anderer angewiesen. Die Gießereihalle war völlig verraucht. Die Feuerwehrleute konnten nur mit vollem Atemschutz arbeiten. Allein 80 Sauerstoffflaschen wurden verbraucht. Deswegen forderte die Dippoldiswalder Wehr schon kurz nach Einsatzbeginn weitere Unterstützung an. Am Freitagvormittag standen beispielsweise Fahrzeuge aus Paulsdorf, Tharandt, Bannewitz, Wilsdruff, Kreischa und Falkenhain vor der Gießerei. Zehn Atemschutzgeräteträger der Feuerwehren Glashütte und Johnsbach waren ebenfalls beteiligt, sagte der stellvertretende Glashütter Stadtwehrleiter, Thomas Flasche. Bis zum Freitag waren 240 Feuerwehrleute in Schmiedeberg im Einsatz.

Das dritte und schwierigste Problem war aber der Brand im Dach. Das besteht aus drei Lagen Platten mit zwei Schichten Dämmmaterial dazwischen. Es ist also schwierig, den Brand in der Dämmung überhaupt zu sehen und ihn zu löschen. Die ganze Nacht haben die Feuerwehren das Dach von außen mit Wasser gekühlt, ehe es am frühen Morgen so weit war, dass sie es öffnen konnten. Die Feuerwehr stellte dafür eine spezielle Dachöffnungsgruppe zusammen. Die Feuerwehrleute wurden mit Halteseilen gesichert und von unten gekühlt. Dafür wurde Schaum eingesetzt, der mit Wasser versetzt war.

Von innen war es schwierig, das Dach überhaupt zu erreichen. Die Halle ist zwölf Meter hoch. Daher bekam am Freitagvormittag die Gerüstbaufirma Drutschmann den Auftrag, in der Halle ein Gerüst aufzubauen, damit die Feuerwehrleute von unten besser an das Dach herankamen. Auch das Technische Hilfswerk wurde mit seinem Fachberater an den Brandort gerufen.

Schließlich hat die Feuerwehr am Freitagnachmittag den Brand in den Griff bekommen, den Einsatz abgeschlossen und nur eine Brandwache vor Ort gelassen. Ein Vorteil bei dem Feuerwehreinsatz war, dass viele Beschäftigte der Gießerei auch in der Feuerwehr aktiv sind. Sie kennen sich im Betrieb aus und sind auch mit dessen Besonderheiten vertraut, sagte Ebert. Zu Beginn der Löscharbeiten in der Nacht war die B 170 voll gesperrt. Am Freitag blieb sie halbseitig dicht, und der Verkehr wurde mit einer Ampel vorbeigeleitet.

Teile der Gießerei arbeiten wieder

Die Gießerei hat am Freitagmorgen erst einmal die Arbeit eingestellt. „Aus Sicherheitsgründen haben wir unsere Leute nach Hause geschickt“, sagte der Geschäftsführer. Der Betrieb hat rund 280 Mitarbeiter. Im Lauf des Tages kamen einzelne Abteilungen wieder in Gang. „Die Kernmacherei, die Putzerei, der Versand und der Modellbau arbeiten wieder“, informierte Mannschatz am Freitagnachmittag. So erhielten die Kunden noch Lieferungen, die für Freitag vorgesehen waren. Am Montag wird Mannschatz mit einem Statiker besprechen, was mit dem beschädigten Dach geschieht. Er geht auch davon aus, dass nächste Woche der Schmelzbetrieb wieder beginnen kann, erst eine Formanlage und dann auch beide.

Die Schadenshöhe ist noch nicht abzuschätzen. „Das ermitteln wir noch“, sagte Mannschatz, ebenso, wie es zu dem Leck kam. Zum Brandschaden kommt ja noch der Betriebsausfall dazu. Am Montag wird ein Versicherungsfachmann erwartet, der mit Verantwortlichen der Gießerei die Schadenshöhe genau feststellt. (mit SZ/mb)